Zu viele Antibiotika für Kinder

Seit Jahren stehe ich auf der Barrikade (und ich bin bei weitem nicht allein), wenn es um die kritiklose und fast automatische Verschreibung von Antibiotika bei jeder erdenklichen Entzündung bei Kindern geht. Und genau darum geht es in diesem Beitrag.

Die Vorwürfe, die ich mir zu meiner „Antibiotika-Kritik“ anhören musste, reichten von „unverantwortlich“ bis hin zu Warnungen vor den Risiken einer Nichtbehandlung. Dabei habe ich nie die Notwendigkeit einer Antibiotika-Therapie in Abrede gestellt, wenn sie denn gerechtfertigt ist. Und genau das ist der Kern des Problems.

Die Probleme mit den Antibiotika hatte ich bereits in einem Grundsatzbeitrag ausführlich diskutiert: Der Fluch der Antibiotika

Es ist also mehr als an der Zeit, die Praxis zu hinterfragen, bei nahezu jedem Infekt (insbesondere zum Beispiel bei Mittelohrentzündungen) reflexartig zu Antibiotika zu greifen.

Und wie es scheint, sind es nicht nur einzelne kritische Stimmen wie meine, die sich erheben.

Auch Krankenkassen und „Gesundheitsexperten“ schlagen Alarm:

Arzneimittelexperte Bern Glaeske hat bei der Präsentation einer Untersuchung der Gmünder Ersatzkasse GEK aufgezeigt, wie bedenklich es ist, dass bei 80% der Kinder mit Mittelohrentzündung und Infektionen der oberen Atemwege Antibiotika verordnet werden:

„Vielleicht beruhigt das die Ärzte, vielleicht beruhigt es die Eltern – aber sicher nicht die Viren.“

Dieses Problem ist nicht neu. Ich habe es bereits in einem Beitrag auf meinem Heilfasten-Blog thematisiert: Wiederkehrende Mittelohrentzündungen (gesund-heilfasten.de)

Der Fokus sollte viel stärker auf der Stärkung der Immunabwehr der Kinder liegen, anstatt auf dem Kampf gegen Symptome mit Antibiotika. Mehr dazu in meinem Artikel zum Thema Immunsystem stärken: Wie Sie Ihre Abwehrkräfte stärken und das Immunsystem auf Trab bringen

Auch die Frage eines Lesers zu Ernährung, Erkältungen und dem Immunsystem habe ich bereits beantwortet: Was Erkältung, Ernährung und das Immunsystem miteinander zu tun haben (gesund-heilfasten.de)

Trotz dieser Erkenntnisse beobachte ich in der Praxis immer noch, dass Ärzte eine „Drohkulisse“ aufbauen, um die Verwendung von Antibiotika zu rechtfertigen. Und auch viele Eltern zeigen sich unvernünftig, indem sie bei jedem kleinen Infekt Antibiotika für ihre Kinder fordern.

Neuere Forschung: Zu viele Antibiotika für Kinder

Neuere Forschungen und Diskussionen in der Schulmedizin bestätigen die Dringlichkeit, den Einsatz von Antibiotika bei Kindern noch kritischer zu hinterfragen. Es mehren sich die Stimmen, die eine stärkere Zurückhaltung fordern und die Notwendigkeit betonen, das Immunsystem auf natürliche Weise zu stärken.

Beispiele:

Eine Studie, die psychologische und kulturelle Faktoren in Bezug auf die Verschreibung von Antibiotika untersucht, hebt hervor, dass individuelle Faktoren, wie die Bindung zwischen Mutter und Kind sowie Erziehungsstile, eine entscheidende Rolle bei der Verwendung von Antibiotika spielen. Darüber hinaus beeinflussen makrokontextuelle Faktoren, wie wirtschaftliche, soziale oder kulturelle Hintergründe, die Verwendungsraten von Antibiotika. Alles klar? [Quelle]

Eine weitere Untersuchung von der Washington University in St. Louis und The Pew Charitable Trusts, die Daten von privaten Krankenversicherungsansprüchen analysierte, fand heraus, dass unangemessene Antibiotikaverschreibungen bei Kindern mit sieben häufigen ambulanten Infektionen im Jahr 2017 zu übermäßigen Gesundheitskosten in Höhe von 74 Millionen US-Dollar in den USA führten. Die Ergebnisse zeigten auch ein bis zu achtfach erhöhtes Risiko für individuelle unerwünschte Arzneimittelereignisse (z.B. schädliche Wirkungen von Medikamenten) bei Patienten, die unangemessene Antibiotika erhielten. Die Studie unterstreicht die Notwendigkeit, die Bemühungen zur Antibiotikasteuerung zu verbessern, um sicherzustellen, dass diese Medikamente angemessen verschrieben werden??. Ach was? [Quelle]

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Dieser Beitrag wurde im Juni 2008 erstmalig erstellt und letztmalig am 22.2.2024 ergänzt.

Beitragsbild: pixabay.com – Matvevna

René Gräber

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3 Kommentare Kommentar hinzufügen

  1. Avatar

    Meine Tochter muß gerade ein Antibiotiukum nehmen wegen eines Hundebisses. ICh frage mich, wie sie das überhaupt run terkiregen soll, weil es so ekelig schmeckt und die Tabletten sind so riesig, die kann ein Kind ja gar nicht schlucken. Im Krankenhaus hat sie es intravenös bekommen, aber jetzt zuhause.?

  2. Avatar
    René Gräber

    21. August 2008 um 12:11

    In der Tat. Gerade wegen der negativen Wirkung auf die Darmflora sollten Antibiotika vor allem intravenös verabreicht werden. Dies hatte mir auch der Chefarzt der Uni-Kinderklinik in Kiel 2003 bestätigt. Die Frage ist ob die Infusionstherapie nicht fortgesetzt werden sollte. Eine „Alternative“ werden höchstens ein „Antibiotika-Saft“ – mit all den entsprechenden Nachteilen…

  3. Avatar

    Lieber Herr Gräber,

    ich bin sehr dankbar für Ihre Artikel, die immer sehr fundiert sind.

    Erst heute lese ich diesen Artikel zum Thema Antibiotika von 2008. Ich möchte dennoch meine Erfahrung schildern und anderen Lesern damit einen Hinweis zur Vermeidung geben:

    Als meine Tochter 2015 eine heftige Halsentzündung hatte, wurden ihr von 3 verschiedenen Ärzten 3 verschiedene Antibiotika verordnet. Keines wirkte. Deshalb bestand ich auf einem Termin beim HNO. Dieser schlug nur die Hände über dem Kopf zusammen und meinte, er weiß nicht, was seine Kollegen da eigentlich treiben würden. Man würde auf den ersten Blick am Belag auf den Mandeln erkennen, dass es sich nicht um eine Angina, sondern um eine EBV-Infektion handelt (Pfeiffersches Drüsenfieber). Das Labor ergab den Nachweis der entsprechenden Antikörper.

    Eingige Tage danach entwickelte meine Tochter einen heftigen Ausschalg am ganzen Körper, unter dem sie 4 Wochen lang litt!

    Dieser Kunstfehler von 3 Ärzten!!!!! hat zu einer lebenslangen Allergie gegen Antibiotika bei meiner Tochter geführt. Die Schulmedizin weiß dazu nichts anderes, als einen Allergiepass. Meine Tochter selbst fühlt sich mit dem Stigma „Antibiotika-Allergie“ nicht wohl, das 3 inkompetente Haus-Ärzte aus 3 verschiedenen Praxen verursacht haben.

    Fazit: Hätte ich vor der Verordnung der Antibiotika auf einem Abstrich oder einer einfachen Blutuntersuchung (Differnzialblutbild) bestanden, wäre meine Tochter kerngesund. Im Differnzialblutbild lässt sich erkennen, ob der Infekt viral oder bakteriell ist (Linksverschiebung der unreifen Granulozyten bei gleichzeitig niedrigen oder normalen Werten für Lymphozyten). Jeder Mediziner müsste eigentlich darüber Bescheid wissen.

    Frage: Ist es möglich, eine solche Allergie gegen Antibiotika naturheilkundlich zu beheben? Können Sie mir ggf. Ansatzpunkte nennen? Und wie sieht es mit dem EBV aus …?

    Vielen Dank und freundliche Grüße
    Sabine

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