Pharmafirmen steigen aus der Antibiotikaforschung aus

Wenn die Pharmaindustrie als Wohltäter auftritt, dann sind in 100 von 100 Fällen geschäftliche Gründe für das Wohltätertum ausschlaggebend. Denn die einzige Triebfeder dieser Branche ist das Geschäft – leider.

Das ist ja (eigentlich) erst einmal nichts Verwerfliches, denn wir müssen ja alle unsere Rechnungen bezahlen.

Was die Pharmaindustrie von anderen Sparten unterscheidet: hier ist die Gesundheit der Menschen die Ware und damit die Basis des Geschäfts. Plus: Die Mehrheit der Gesellschaft zahlt mit Zwangsbeiträgen ohne einen direkten Einfluss nehmen zu können.


Man verfährt seitens der Pharmaindustrie mit der Ware „Mensch“ geschäftlich so, wie andere Branchen, die Klopapier verkaufen, mit ihrem Klopapier umgehen – wenn die Branche / Segment uninteressant ist oder werden, dann listet man diese aus und sucht nach neuen Alternativen für einen steigenden Umsatz. Und bei den Antibiotika ist jetzt genau das der Fall. Denn das „Who is Who“ der Firmen (die bislang Antibiotika erforschten und im Sortiment hatten), ist entweder bereits seit langem (ca. zehn Jahren) aus der Antibiotikaforschung ausgestiegen oder ist dabei, dies jetzt endgültig zu tun.

Und die Begründung dafür kann man nur schwer mit „Wohltätertum“ erklären. Es sei denn, dass man auf Seiten der Pharmaindustrie den Entschluss gefasst hat, die Menschheit nicht länger mit katastrophal nebenwirkungsreichen Antibiotika zu belasten. Aber das ist mehr als unwahrscheinlich.

Denn das, was wir an Antibiotika haben und die Art und Weise, wie sie von der Schulmedizin eingesetzt und gehandhabt wurden, ist für eine zunehmende Welle an multiresistenten Bakterienstämmen verantwortlich. Zu dem Thema Nebenwirkungen und Resistenzen habe ich bereits eine Reihe von Beiträgen verfasst:

Ein paar Worte zu den Ursachen dieser evidenzbasierten Katastrophe:

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Wenn die forschende pharmazeutische Industrie forscht

Die forschende pharmazeutische Industrie hat bei den Antibiotika geforscht und im Verlaufe der Forschung festgestellt, dass der Aufwand für die Forschung in keinem Verhältnis zu den zu erwartenden Gewinnen steht. Das Forschungsergebnis lautete daher: Ausstieg aus der Antibiotika-Forschung. Ein Beitrag des NDR vom September 2019 diskutiert diesen Ausstieg.

Das Szenario

In meinen bereits oben zitierten Beiträgen diskutiere ich die Gründe/Ursachen dafür, warum viele Antibiotika nicht mehr wirken (können). Die Zunahme der resistenten Erreger beruht auch auf der falschen Handhabung von Antibiotika, die zu oft von der Schulmedizin viel zu häufig und viel zu lange beim Patienten zum Einsatz kamen.

Dadurch hatten die Bakterien Zeit und Gelegenheit, sich an die neue antibiotische Situation zu adaptieren und entsprechende Resistenzen auszubilden. Die Verbreitung der Fähigkeit zu einer Resistenz wird von den Bakterien dann nicht nur auf die Nachfolgegeneration weitergegeben, sondern erfolgt auch „horizontal“.

Das heißt, dass die Bakterien die genetische Information zur Resistenz quasi an ihre „Nachbarn“ weitergeben können und damit die Geschwindigkeit der Ausbreitung von Resistenzen exponentiell erhöhen.

Eine weitere Ursache ist der Einsatz von Antibiotika in Mastbetrieben und Massentierhaltung, wo diese Medikamente prophylaktisch gegeben werden, obwohl Antibiotika für eine Prophylaxe aus Gründen der Resistenzbildung denkbar ungeeignet sind. Aus geschäftlichen Gründen sind für die Tierzüchter natürlich Resistenzen das kleinere Übel im Vergleich zu einer Massenerkrankung und möglichem Verlust der Tiere, die aufgrund der Bedingungen für die Tierhaltung (auf engstem Raum zusammen gepfercht) besonders für bakterielle Infektionen anfällig sind.

Resistenzen sind kein Hollywood-Märchen mehr

In einem meiner Beiträge erwähnte ich es bereits. Und wir erfahren es auch vom NDR-Beitrag: In der EU sterben jedes Jahr rund 33.000 Menschen an Infektionen aufgrund von resistenten Erregern. Weltweit sind es über 100.000 Opfer.

Dies ist eine stolze Hausnummer und dokumentiert die Hilflosigkeit der evidenzbornierten Schulmedizin gegenüber dem Problem, für das sie selber teilweise mitverantwortlich ist. Dieses Problem scheint so groß geworden zu sein, dass sogar die Vereinten Nationen die Antibiotika-Resistenzen als „die größte und dringendste globale Gesundheitsgefahr“ bezeichneten.

Nachdem also das Kind in den Brunnen gefallen ist und jetzt dringend Hilfe erforderlich ist, steigen die, die dieses Chaos verursacht haben, aus geschäftlichen Gründen aus. Die Pharmaindustrie hätte hier beweisen können, dass vielleicht doch noch ein Funken humanitärer Anspruch in ihr steckt. Aber wenn es ums Geschäft geht, dann gibt es keinen Platz und keine Zeit für humanitäre Duselei.

Denn die Sache mit den Antibiotika ist geschäftlich uninteressant geworden. Die jetzt grassierenden resistenten Keime machen eine Forschung nach vollkommen neuen Substanzen erforderlich, was zeitaufwendig und zugegebenermaßen kostspielig ist.
Auf der anderen Seite steht dann der zu erwartende Umsatz mit einer so geschaffenen neuen Substanz, der durch eine Reihe von Faktoren begrenzt sein wird.

Denn diese neue Substanz wird mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit kein geschäftliches „Breitbandantibiotikum“, das auch schon bei Verdacht auf eine Infektion oder bei leichten Infektionen zum Einsatz kommt. Solche neuen Substanzen sind erst einmal Reserve-Antibiotika, deren sparsamer Einsatz dazu dient, Resistenzen auch gegen diese neuen Substanzen zu verhindern.

Zu allem geschäftlichen Unglück gesellt sich ein weiterer Tatbestand hinzu. Und das ist, dass Antibiotika, ganz im Gegensatz zu den Medikamenten für chronische Erkrankungen, nur so lange eingesetzt werden, bis der Patient von seiner Infektion befreit ist. Das ist in der Regel selten länger als 14 Tage. Nachdem, was wir bis heute haben erfahren müssen, sind Antibiotika auch nicht zur Infektionsprophylaxe geeignet, eben wegen der Problematik der Resistenzentwicklung.

Oder mit anderen Worten: Die Pharmaindustrie sieht hier mehr Ausgaben als Einnahmen. Und das ist der Punkt, wo die Branche auf Verantwortung, Menschlichkeit, Hilfsbereitschaft etc. scheißt. Und man macht sogar noch nicht einmal einen Hehl daraus! Denn man hat ja Verantwortung den Aktionären gegenüber.

Wie ernst die Lage ist, das beweisen die 33.000 Opfer jährlich. Aber auch das lässt die Pharmaindustrie kalt. Der Zynismus dieser Branche geht sogar soweit, aus PR-Gründen leere Versprechungen zu machen. Und dabei noch nicht einmal rot zu werden.

Denn das Problem der Antibiotikaresistenzen wird bereits seit einigen Jahren diskutiert. Im Jahr 2016 zum Beispiel schlossen sich rund 100 Unternehmen zusammen und bildeten eine sogenannte „Industrie-Allianz“ . Diese Allianz hatte den Kampf gegen Antibiotikaresistenzen auf ihre Fahnen geschrieben.

Mitglieder waren Firmen wie Johnson & Johnson, Sanofi, AstraZeneca, Novartis etc. Grundstein dieser Bemühungen war die Intensivierung der Forschung nach neuen Antibiotika beziehungsweise Eindämmung der Resistenzentwicklungen. Und was ist daraus geworden?

Evidenzborniert in die Katastrophe

Laut Recherchen des NDR haben bereits die Hälfte der Mitglieder der „Allianz“ die Forschung zu Antibiotika eingestellt (und das nach nur jetzt drei Jahren!). Die, die angeblich noch aktiv sind, entwickeln keine neuen Wirkstoffe mehr. Die Firma Pfizer zum Beispiel untersucht angeblich die Wirksamkeit einer Kombination von zwei verschiedenen Präparaten, die bereits seit längerer Zeit auf dem Markt sind. Also auch hier keine Neuentwicklungen.

Übrig geblieben zu sein scheinen derzeit nur vier Pharma-Unternehmen, die noch an neuen Substanzen arbeiten. Das sind MSD, Otsuka, Roche und Glaxo. Ob das reichen wird?
Aber wir haben doch eine beträchtliche Zahl an Antibiotika, oder nicht? Da ist es doch nur sehr schwer vorstellbar, dass gleich alle versagen, oder nicht?

Nachdem die „Hollywood-Vorstellung“ von fiktiven multiresistenten Keimen und einer treu fürsorglichen Pharmaindustrie zu Ende ist, setzt der harte Alltag der Katastrophenbewältigung ein. In Deutschland gibt es nur 80 antibiotisch wirksame Substanzen, die zugelassen sind. Das ist ein Tropfen auf dem heißen Stein, wenn man sich die Mutationsfreudigkeit von Bakterien anschaut, die früher oder später auch gegen diese 80 Substanzen resistent werden beziehungsweise bereit sind.

Deshalb warnen die Vereinten Nationen, dass bei der bislang vorherrschenden Untätigkeit das Ausmaß resistenter Keime so überwältigend wird, dass im Jahr 2050 jedes Jahr 10 Millionen Menschen weltweit an Infektionen sterben werden.

Fazit

Wer ist für diese Katastrophe verantwortlich? Natürlich nicht die Pharmaindustrie! Natürlich nicht die Schulmedizin! Niemand ist hier verantwortlich!

Oder wie wäre es mit der Homöopathie oder anderen alternativmedizinischen Therapierichtungen als Verantwortlichen? Das wäre doch der ideale Sündenbock.

Kein Wunder also, wenn diese Konsorten so vehement von den eigenen Unzulänglichkeiten abzulenken versuchen, indem man dafür permanent über erfundene Unzulänglichkeiten der Konkurrenz redet.

Ich denke die „Industrie“ wartet auf (finanzielle) Anreize aus der Poltik, damit diese (wieder) in größerem Stil in die Antibiotika-Forschung einsteigt. Vielleicht so in der Art wie bei dem neuen „Gentherapie-Mittel“ Zolgensma: 2 Millionen Dollar für eine Spritze! Oder vielleicht ein kleines „Umlabeling“ wie beim Ocrelizumab? Ehemals 3.000.- Euro, jetzt 33.000.- Euro!

Angesichts dieser Maßnahmen kann man nur sagen: Leute kauft Pharma-Aktien!

Fazit vom Fazit: Nie wird es so wertvoll sein, gesund zu bleiben!

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Kleine Anmerkung: Die Sache mit den „5 Wundermitteln“ ist mit Abstand der beliebteste Newsletter, den meine Patienten gerne lesen…

René Gräber

René Gräber

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