Die Schimmelpilze und das Parkinson Risiko

Räume und Häuser mit Schimmelpilzbefall sind seit längerem bekannt für ihre gesundheitlichen Risiken. Asthma, Allergien und einige weitere chronische Erkrankungen stehen auf dem Sündenregister der Schimmelpilze. Jetzt scheint sich eine weitere Sünde dazuzugesellen: Morbus Parkinson.

Amerikanische  Wissenschaftler haben einen Stoff isoliert, der von Schimmelpilzen gebildet und abgesondert wird, einen Dunst oder Dampf, der als Pilz-Alkohol bekannt ist. Die Wissenschaftler haben jetzt festgestellt, dass es zwischen diesem Pilz-Alkohol und der Funktionsstörung von zwei Genen einen engen Zusammenhang gibt. Diese Funktionsstörung tritt bei Parkinson auch auf.

Bislang nahm man an, dass diese Funktionsstörung aufgrund von Toxinen anderer Natur auftraten. Es handelte sich dabei um synthetische, menschengemachte Chemikalien und weniger um natürlich vorkommende Gifte, wie bei dem Pilzgift.

Die Idee für die Durchführung dieser Studie kam Dr. Inamdar von der Rutgers Universität aufgrund einer anderen Studie eines Kollegens, Dr. Joan Bennett, ebenfalls von der Rutgers Universität. Letztere interessierte sich für die gesundheitlichen Effekte eines Lebens in schimmelträchtigen, feuchten Wohnungen, nachdem ihr Haus vom Hurrikan Katrina 2005 unter Wasser gesetzt worden war. Nachdem das Haus wieder begehbar war, zeigten sich deutliche Spuren eines Befalls mit Schimmelpilzen. Dr. Bennett fing damals an, in Schutzanzügen Proben zu sammeln. Sie sagte dazu, dass sie sich fürchterlich gefühlt habe – Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit. Sie hatte bis dahin schon etwas über das „Sick-Building-Syndrom“ gehört, aber nichts damit anfangen können. Für sie war klar, dass niemand in der Lage sein konnte, genug Pilzsporen einzuatmen, um daran zu erkranken.

Aber aufgrund ihrer Erfahrungen im eigenen Haus fing die Wissenschaftlerin an, den Zusammenhang zwischen Schimmelpilzen und Krankheitssymptomen zu erforschen. Sie und Dr. Inamdar entdeckten in der Folge den Pilz-Alkohol, eine flüchtige organische Substanz (1-Octen-3-ol oder Octenol), die in der Natur weit verbreitet ist. Eine Reihe von Pflanzen produzieren ebenfalls diesen Stoff, um sich gegen Pilzbefall zu schützen. Der typisch muffige Geruch einer mit Schimmel befallenen Wohnung wird von diesem Pilz-Alkohol erzeugt. Octenol wird gewerblich als Lockstoff für Tsetsefliegen, Mücken und Moskitos in professionellen Lockstofffallen eingesetzt. Zu meiner Überraschung musste ich erfahren, dass die Substanz auch bis zu 1 Prozent in einigen Parfüms enthalten ist. Denn sie gilt als ungefährlich. Ich gehe auch hier einmal davon aus, dass nie toxikologische Untersuchungen gemacht worden sind, die die Unbedenklichkeit und Sicherheit der Substanz haben zeigen können. Man hat einfach die Hypothese der Unbedenklichkeit gleich transformiert in den Glauben daran und letztendlich die Gewissheit, dass Octenol ungiftig ist.

Dank den Wissenschaftlern Bennett und Inamdar sieht die Situation heute anders aus. Denn die beiden zeigten, dass Octenol bei Fruchtfliegen neurologische Symptome auslöst, wie zum Beispiel Störungen bei der Bewegung und Koordination. Sie sahen auch, dass zwei Gene durch die Substanz verändert wurden, die einen Einfluss auf Dopamin haben und zu einer Degeneration von Neuronen führen, was wiederum Symptome zur Folge hat, die mit Parkinson zu vergleichen sind.

Die Entwicklung von Parkinson beruht auf einer langsamen Zerstörung von den Zellen, die für die Produktion von Dopamin verantwortlich sind. Ohne Dopamin sind Nervenzellen nicht in der Lage, sinnvoll miteinander zu kommunizieren. Die Entwicklung ist dementsprechend langsam, aber stetig und führt zu Tremor, Steifheit der Muskulatur und langsamen, unpräzisen Bewegungen. Laut Studienlage nimmt die Zahl der Erkrankungen in den eher ländlichen Gebieten stärker zu. Bislang ging man davon aus, dass der Einsatz von Pestiziden in diesen Gebieten für die Entwicklung verantwortlich ist.

Wenig Beachtung fand jedoch die Tatsache, dass in ländlichen Gebieten die Verbreitung von Pilzen und Schimmelpilzen ebenfalls überdurchschnittlich hoch ausfällt. Dr. Inamdar meint dazu, dass Octenol mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit bei der Entwicklung von Parkinson beteiligt ist, besonders bei Personen mit einer genetischen Veranlagung für diese Krankheit. Und damit hätten die Epidemiologen ein neues Untersuchungsfeld.

Laut Claire Bale, Research Communications Manager bei Parkinson´s UK, weiß bislang niemand, welche Ursache Parkinson hat. Das Wenige, das man heute weiß, beschränkt sich auf einige Chemikalien, die das Risiko erhöhen können. Diese Arbeit von Bennett und Inamdar wäre somit die erste Studie, die auf einen näheren, konkreten Zusammenhang zwischen Schimmelpilzen und der Erkrankung hindeutet.

Auf der anderen Seite muss man bei dieser Arbeit berücksichtigen, dass hier Fruchtfliegen als Testsubjekt dienten und keine Menschen. Es bleibt also noch zu klären, ob Octenol auch beim Menschen die gleichen oder ähnlich gelagerte Intoxikationen bewirkt, die dann zu Parkinson führen. Es bleibt auch noch zu klären, ob Octenol der einzige Faktor ist, der ausreicht, um Parkinson zu provozieren oder ob hier nicht eine Reihe von anderen Faktoren mit eine Rolle spielen müssen, um der Krankheit zum Durchbruch zu verhelfen.

Alles bleibt also beim Alten: Man weiß immer noch nicht, was die Ursache für Parkinson ist. Die beiden Forscher vermuten eine Kombination aus natürlichem Altern, genetischen Veranlagungen, Lebensstil und Umweltfaktoren.

Quelle: Fungal-derived semiochemical 1-octen-3-ol disrupts dopamine packaging and causes neurodegeneration. Foto: istock

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3 Kommentare Kommentar hinzufügen

  1. margarete hubach

    25. Dezember 2014 um 03:27

    kann ich,wenn ich blauschimmelkäse esse u. LEVODOPA u.ROPINIROL bei parkinson einnehme husten bekommen,zur zeit noch keine aufklärung

  2. Diese Verbindung kann ich mir gut vorstellen. (Schimmelpilze und Parkinson). Das gäbe insgesamt ein fertiges Bild. Weitere Faktoren kommen immer und überall dazu. Ich kann mir vorstellen, dass die Dauer, dem ein Mensch dem Octenol ausgesetzt ist eine wesentliche Komponente ist. Menschen, die zwar oft aber nur kurzfristig dem ausgesetzt sind und dann wieder viel sauerstoffreiche Luft einatmen können, dürften weniger davon betroffen sein.

  3. Mein Nachbar, Bj 1951 hat Parkinson und geht m. M. nach leider sehr schnell und leichtfertig mit Round up um. In seinem Haus kann es, bei der Wärme darin, eher kaum Schimmelbefall geben. Das sieht in meinem Haus, aufgrund Sparsamkeit der Mieter beim Heizen und Lüften leider anders aus. Aber niemand hat (te) dort Parkinson.
    Im Keller (Baujahr 1950) meiner Eltern roch es auch immer stockig. Aber weder meine Eltern noch Geschwister hat oder hatten Parkinson. Meine Mutter wurde 96 Jahre.

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