Wenn ich mich in meiner Praxis umschaue, dann sehe ich zwei Dinge gleichzeitig: Zum einen eine wachsende Zahl an Patienten, die sich nach alternativen Heilmethoden erkundigen, zum Beispiel auch weil diese Antibiotika nicht mehr ohne Weiteres nehmen wollen. Zum anderen jedoch eine ungebrochene, fast schon selbstverständliche Verschreibungspraxis in den Praxen der Schulmedizin, die genau das Gegenteil widerspiegelt. Es ist ein Paradoxon unserer Zeit: Wir wissen um die Gefahren eines übermäßigen Antibiotikakonsums – und dennoch steigt er wieder.
Die aktuellen Zahlen sind besorgniserregend: 36,1 Millionen Packungen Antibiotika wurden im Jahr 2023 in Deutschland verordnet – ein Anstieg um 6,1 Prozent im Vergleich zu 2019, also dem letzten Jahr vor der Pandemie. Besonders erschreckend: Auch sogenannte Reserveantibiotika, die eigentlich für besonders schwere Infektionen mit multiresistenten Keimen gedacht sind, werden häufiger verschrieben. Wer einmal im Krankenhaus gesehen hat, was solche Keime anrichten können, der versteht, warum jede unnötige Gabe dieser Medikamente ein Spiel mit dem Feuer ist.
Die Lektion der „Pandemie“ – so schnell vergessen?
Während der sogenannten „Pandemie“ 2020 bis 2022 sank der Antibiotikaverbrauch rapide. Auf die Gründe will ich hier gar nicht weiter eingehen. Ich könnte behaupten, dass fast jeder egal ob Husten, Schnupfen, Heiserkeit ein „Corona-Patient“ war. Das wird der Sache aber auch nicht gerecht, denn es gab ja wirklich Corona-Patienten. Über die Besonderheiten hatte ich an anderer Stelle ausführlich berichtet.
Nun gut. Aber kaum sind die Masken gefallen (im wahrsten Sinne des Wortes!) und das Leben wieder in scheinbar alten Bahnen, scheint auch die alte Sorglosigkeit zurückzukehren. Es ist, als hätte die Gesellschaft kollektiv vergessen, dass Antibiotika keine Bonbons sind.
Die Ursachen für diese Entwicklung sind vielfältig. Ärzte stehen unter Druck, schnelle Lösungen zu liefern. Patienten erwarten eine „Pille gegen alles“, gerade wenn der Infekt hartnäckig ist. Und dann gibt es noch die hausgemachten Probleme: Falsche oder übertriebene Hygiene, die unser Immunsystem unterfordert, sowie eine Ernährung, die wenig mit dem zu tun hat, was unser Körper zur natürlichen Abwehr braucht. Über die Sache mit der Hygiene hatte ich ausführlich hier berichtet: Hygiene pur – und doch von Mikroben umringt
Resistenzen – das unsichtbare Bakterien-Tagebuch
Bakterien sind anpassungsfähiger als wir. Sie schreiben mit jeder unüberlegten Antibiotika-Gabe ein neues Kapitel in ihrem Überlebenshandbuch. Wo wir also glauben, eine Infektion zu bekämpfen, züchten wir in Wirklichkeit oft nur widerstandsfähigere Gegner.
In meiner Praxis habe ich unzählige Patienten erlebt, die nach Jahren des Antibiotikagebrauchs plötzlich feststellen mussten, dass nichts mehr half. Die klassische Medizin spricht dann von „therapieresistenten Infektionen“. Ich nenne es eine Rechnung, die irgendwann fällig wird. Oder wie meine Oma immer sagte: „Irgendwann ist Zahltag!“
An dieser Stelle will ich auf jeden Fall auf die besonders scheußliche Gruppe der Fluorchinolone hinweisen:
Ja, die gibt es. Aber sie erfordern ein Umdenken – sowohl in der Medizin als auch in unserem persönlichen Verhalten. Eine starke körpereigene Abwehr ist die beste Versicherung gegen Infektionen.
Dazu gehören eine Ernährung, die reich an Antioxidantien und sekundären Pflanzenstoffen ist, eine ausreichende Versorgung mit Vitamin D und Zink sowie die bewusste Förderung einer gesunden Darmflora. Gerade hier liegt der Schlüssel: Ein gesunder Darm ist der beste Schutz gegen viele Infektionen, doch die meisten Menschen unterschätzen diesen Zusammenhang sträflich.
Auch pflanzliche Alternativen wie Kapuzinerkresse, Meerrettich oder Propolis sind nicht zu unterschätzen. Sie wirken antimikrobiell, ohne die Darmflora zu zerstören.
Natürlich gibt es Situationen, in denen Antibiotika unverzichtbar sind – eine Lungenentzündung oder eine schwere bakterielle Infektion sind nicht mit einfachen Kräutertees zu behandeln. Aber genau deshalb sollten wir diese lebensrettenden Medikamente nicht für harmlose Infekte verschwenden.
Fazit
Wir müssen uns von der Vorstellung verabschieden, dass jede Erkrankung sofort eine verscheibungspflichtige Tablette erfordert. Ärzte müssen sich trauen, auch einmal „Nein“ zu sagen, wenn eine Antibiotikaverschreibung nicht notwendig ist. Patienten wiederum sollten nicht blind auf eine schnelle Lösung pochen, sondern verstehen, dass Gesundheit nicht allein aus einem Rezeptblock kommt. Es braucht mehr Eigenverantwortung, mehr Wissen über die natürlichen Abwehrkräfte des Körpers und eine Medizin, die nicht nur Symptome behandelt, sondern echte Heilung fördert.
Wir stehen an einem Scheideweg: Wollen wir den mühsam errungenen Fortschritt im Kampf gegen Resistenzen verspielen? Oder nutzen wir die Chance, Medizin und Gesellschaft endlich in eine nachhaltigere Richtung zu lenken? Die Antwort auf diese Frage entscheidet über die Zukunft der Antibiotika – und über unsere eigene.
Wem das alles noch nicht reicht darf mal in meinen Grundsatzbeitrag zu den Antibiotka schauen: Der Fluch der Antibiotika
Und dann noch ein paar Hinweise für Insider zu Antibiotika:
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https://naturheilt.com/blog/wp-content/uploads/2014/09/antibiotika-super-errerger-123rf-84790229-Luciano-Cosmo-510px.jpg510510René Gräberhttps://naturheilt.com/blog/wp-content/uploads/2025/07/logonatur.pngRené Gräber2025-03-05 11:31:352025-03-05 11:33:51Antibiotika Verordnungen – Der Irrsin nimmt wieder Fahrt auf
Ich bin begeistert was sie schreiben , und empfehle auch immer wieder weiter , und ein großes DANKE das ich bzw. Wir so gut versorgt werden über den Newsletter!
Sonja Menzel sagte:
Herzlichen Dank für Ihre Arbeit. Endlich jemand, der uns aufklärt!
Bert Berg sagte:
Lieber Herr Gräber – gibt es den Placebo-Effekt nach ihrer Erfahrung/Meinung?
Ich (83), der den größten Teil seines Berufslebens als Systemanalytiker in der Real-Wirtschaft verbracht habe, konnte noch nie positive Auswirkungen von Natur-Heilmitteln bei mir feststellen obwohl ich diese oft geduldigt und hoffnungsvoll, über mehrere Monate und vielen Kosten, eingenommen habe.
Wenn es den Placebo-Effekt geben sollte dann bin ich wohl dagegen immun – warum?
den Placebo-Effekt gibt es, und er ist medizinisch gut belegt. Aber: Nicht jeder spricht darauf an – vor allem analytische Menschen wie Sie, die eher sachlich als emotional an eine Behandlung herangehen, erleben ihn seltener.
Wenn Naturheilmittel keine Wirkung zeigen, liegt das meiner Erfahrung nach meist an drei Dingen:
Die Auswahl passt nicht zum Menschen oder zum Beschwerdebild.
Die Dosierung ist zu niedrig oder nicht konsequent genug.
Es fehlt die richtige Kombination – etwa mit Ernährung, Bewegung oder Ausleitung.
Naturheilmittel sind keine Wunderpillen. Sie wirken dann, wenn sie richtig eingesetzt werden – individuell, differenziert und mit Erfahrung.
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Ich bin begeistert was sie schreiben , und empfehle auch immer wieder weiter , und ein großes DANKE das ich bzw. Wir so gut versorgt werden über den Newsletter!
Herzlichen Dank für Ihre Arbeit. Endlich jemand, der uns aufklärt!
Lieber Herr Gräber – gibt es den Placebo-Effekt nach ihrer Erfahrung/Meinung?
Ich (83), der den größten Teil seines Berufslebens als Systemanalytiker in der Real-Wirtschaft verbracht habe, konnte noch nie positive Auswirkungen von Natur-Heilmitteln bei mir feststellen obwohl ich diese oft geduldigt und hoffnungsvoll, über mehrere Monate und vielen Kosten, eingenommen habe.
Wenn es den Placebo-Effekt geben sollte dann bin ich wohl dagegen immun – warum?
Antwort René Gräber:
den Placebo-Effekt gibt es, und er ist medizinisch gut belegt. Aber: Nicht jeder spricht darauf an – vor allem analytische Menschen wie Sie, die eher sachlich als emotional an eine Behandlung herangehen, erleben ihn seltener.
Wenn Naturheilmittel keine Wirkung zeigen, liegt das meiner Erfahrung nach meist an drei Dingen:
Die Auswahl passt nicht zum Menschen oder zum Beschwerdebild.
Die Dosierung ist zu niedrig oder nicht konsequent genug.
Es fehlt die richtige Kombination – etwa mit Ernährung, Bewegung oder Ausleitung.
Naturheilmittel sind keine Wunderpillen. Sie wirken dann, wenn sie richtig eingesetzt werden – individuell, differenziert und mit Erfahrung.