Entzugssymptome nach Absetzen von Betablockern?

Es gibt die Sage, dass Betablocker ein Abhängigkeitspotenzial haben wie man es von Drogen, Alkohol oder Schmerzmedikamenten her kennt. Denn die nach dem Absetzen des Betablockers relativ häufig auftretenden Symptome entsprechen in gewisser Weise den Symptomen eines Entzugs nach Drogen-, Alkohol- oder Schmerzmedikamentenkonsum, wie zum Beispiel Unruhe, Herzrasen, Schwitzen, Schlafstörungen etc.

Allerdings gibt es keine Belege dafür, dass es sich hier im klassischen Sinne um Entzugserscheinungen handelt. Denn der definiert Abhängigkeitspotenzial oder Suchtpotenzial als die Eigenschaft einer Substanz, den Konsumenten zu einem unbedingten neuen Konsum zu veranlassen, was für Betablocker sicher in dieser Form nicht zutrifft. Die Patienten nehmen ihren Betablocker ein, weil der Arzt ihnen dies so verordnet hat und nicht, weil sie eine Sucht nach der Substanz entwickelt haben.

Aber dennoch kommt es relativ häufig nach dem Absetzen zu entzugsartigen Symptomen. Wie passt das zusammen?

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Ein Entzug, der keiner ist

Wenn die „Entzugssymptome“ nach Beendigung der Betablocker-Einnahme keine Entzugssymptome sind, was sind sie dann?

Man könnte dies im weitesten Sinne als eine „hormonelle Dysregulation“ bezeichnen, die durch die Betablockade verursacht wird. Nach Beendigung der Betablockade kommt es dann zu einem scheinbaren „Überschießen“ der hormonellen Effekte, die zuvor vom Betablocker verhindert wurden.

Die hier beteiligten Hormone sind Adrenalin und Noradrenalin. Sie gehören unter anderem zu den „Stresshormonen“ und bewirken unter anderem eine Erhöhung der Herzfrequenz, indem sie Betarezeptoren am Herzen aktivieren. Und sie erhöhen dadurch zusätzlich den Blutdruck.

Schirmt man die Betarezeptoren am Herzen vor dem Einfluss von Adrenalin und Noradrenalin ab, indem man eine Substanz nimmt, die diese Betarezeptoren am Herzen blockiert (daher der Name „Betablocker“), dann können Herzfrequenz und Blutdruck in einer Belastungssituation weniger deutlich ansteigen als ohne Betablocker.

Dieser positive Effekt scheint bei einer Reihe von Patienten mit einem weiteren, weniger angenehmen Effekt einher zu gehen.

Durch die Abschirmung der Betarezeptoren durch die Betablockade versucht der Organismus gegenzusteuern, indem er kompensatorisch neue Betarezeptoren kreiert. Nach dem Absetzen des Betablockers stehen dann viel mehr freie Betarezeptoren als sonst üblich zur Verfügung, deren Aktivierung durch Adrenalin oder Noradrenalin zu einer physiologisch übersteigerten Reaktion führt, nämlich zu noch höheren Herzfrequenzen und Blutdruckspitzen.

Die erhöhte Zahl von Betarezeptoren wird vom Organismus im Laufe der Zeit nach unten korrigiert und auf ein normales Maß zurückgeschraubt. In dieser Übergangsphase kommt es zu den geschilderten Symptomen, solange die Zahl der Betarezeptoren unphysiologisch hoch ist.

Was tun?

Genau aus diesem Grunde gibt es die Empfehlung, die Therapie mit Betablockern nicht abrupt zu beenden. Vielmehr sollte man hier die Dosierung „ausschleichen“. Das heißt, dass die Dosierung erst einmal Schritt für Schritt verringert wird, bis dass das Medikament endgültig abgesetzt werden kann.

Wichtig in diesem Zusammenhang: Diese Maßnahme sollten Sie immer in Absprache mit Ihrem behandelnden Arzt durchführen. Denn Blutdruckspitzen und Rhythmusstörungen können tödlich enden, obwohl dies eher die Ausnahme ist.

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Wie lange dauert diese „Ausschleich-Phase“?

Ein älterer Beitrag des „Arznei-Telegramm“[1] aus dem Jahr 1997 empfiehlt einen längeren Zeitraum, in dem das Medikament reduziert wird. Der Beitrag bezeichnet diesen Zeitraum als „empfindliche Phase des Absetzens“ und beziffert ihn auf „schätzungsweise einen Monat“.

Gleichzeitig empfiehlt der Autor des Beitrags eine engmaschige ärztliche Überwachung, die aber in der Regel keinen Krankenhausaufenthalt notwendig macht.

Gibt es Alternativen?

Alternativen beim Absetzen eines Betablockers und der damit verbundenen Vorgehensweise dürfte es, nach meinem Wissen, keine geben. Wer einmal auf einen Betablocker eingestellt ist und jetzt die Einnahme beendigen möchte, der dürfte gut beraten sein, diese „Ausschleich-Taktik“ in Anwendung zu bringen, um diese sehr unangenehmen „Entzugssymptome“ zu vermeiden.

Ob die in dem „Arzneimittel-Telegramm“ behauptete Erhöhung des Risikos für koronare Herzkrankheit um das Vierfache und die Entstehung von Angina pectoris und Herzinfarkt nach plötzlichem Absetzen des Betablockers stimmt, wage ich zu bezweifeln. Es ist nicht nur, dass hier wieder einmal die typische Keule der schulmedizinischen Drohmedizin hervorgeholt wird. Die „wissenschaftliche“ Arbeit, die diesen Sachverhalt angeblich „bewiesen“ haben soll, ist auch mehr als merkwürdig.

Es handelt sich hier um eine Fallanalyse[2] und nicht um eine klinische Studie. Die „Verumgruppe“ hier wurde aus Datensätzen aus Apotheken gewonnen, wo man die Patienten herausgefiltert hatte, die nicht regelmäßig genug ihre Betablocker-Rezepte eingelöst hatten. Das war dann die Gruppe, deren Daten man auf die genannten Komplikationen untersucht hatte. Und die Placebogruppe? Fehlanzeige!

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Die beste Alternative ist offensichtlich die Vermeidung einer Indikation für die Einnahme eines Betablockers. Von Seiten der Schulmedizin wird behauptet, dass Antihypertensiva, und damit auch Betablocker, vor Herzinfarkt und Schlaganfall schützten. Indes ist die Beweislage hier für derartige Behauptungen recht dünn:

Betablocker, wie andere Medikamente der Schulmedizin, fallen eher durch ein breites Spektrum an häufigen Nebenwirkungen auf. Dies ist zum Teil auch dem Verschreibungsverhalten der Ärzte geschuldet, die lieber zu viel Medikamente verordnen als zu wenig:

Therapiert werden Erkrankungen nach dem Gießkannenprinzip per „medizinische Leitlinien“:

Dabei definieren die Leitlinien normale und nicht normale Blutdruckwerte fast nach Belieben:

Im zuletzt genannten Beitrag diskutiere ich eine Studie, die festgestellt hatte, dass Patienten mit leichten Bluthochdruck (systolisch 140-159 mmHg; diastolisch 90-99 mmHg) eben nicht den erhofften Vorteil von einer antihypertensiven Therapie davontragen, also keine Reduktion der Mortalität durch die Behandlung erfolgt. Das Gleiche gilt auch für die Verhinderung von koronarer Herzkrankheit und Schlaganfällen.

Stattdessen empfehlen die Autoren zu einem „dramatischen Umdenken bei der Behandlung der Hypertonie“. Statt Pillen empfehlen die Autoren effektivere Maßnahmen zur Blutdruckkontrolle, wie körperliche Bewegung, kein Rauchen, ausgewogene und gesunde Ernährung, Vermeidung von Genussgiften etc.

Hierzu einige Beiträge von mir:

Und vor allem diese Alternative:

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Quellen:

Dieser Beitrag wurde am 17.03.2023 erstellt.

René Gräber

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  1. „die lieber zu viel Medikamente verordnen als zu wenig“. Definitiv.

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