Manche Symptome sprechen eine so klare Sprache, dass sie keine Labordiagnostik brauchen. Zwei Hautveränderungen gelten heute als starke Hinweise auf eine bestehende Insulinresistenz – also jene stille Stoffwechselstörung, die vielen chronischen Erkrankungen den Weg bereitet: Übergewicht, Bluthochdruck, Typ-2-Diabetes, Fettleber, chronische Entzündung.
A) Hautanhängsel (Skin Tags)
Diese kleinen, weichen Ausstülpungen der Haut – oft wie Mini-Pilze geformt – treten vor allem dort auf, wo Haut auf Haut trifft: am Hals, unter den Achseln, in der Leiste, unter der Brust. Medizinisch korrekt heißen sie „Fibrome“ oder „acrochordons“.
Sie gelten in der Dermatologie meist als harmlos und kosmetisch störend.
Aber: Mehrere Studien zeigen einen Zusammenhang zwischen einer Häufung von „Skin Tags“ und Insulinresistenz.
Insbesondere dann, wenn diese Hautveränderungen gehäuft und ohne familiäre Disposition auftreten, lohnt sich ein Blick auf den Blutzuckerstoffwechsel.
Studienbasis:
Thappa, D. M., et al. (2007): „Skin tags as a cutaneous sign of insulin resistance: A marker for early intervention.“ Indian J Dermatol
Rasi, A., et al. (2007): „Skin tag as a cutaneous marker for impaired carbohydrate metabolism: A case-control study.“ Int J Dermato
B) Acanthosis nigricans
Die zweite, weitaus markantere Hautveränderung ist Acanthosis nigricans: samtig-dunkle, manchmal leicht verdickte Hautareale mit fettigem Glanz, meist in der Nackenfalte, unter den Achseln oder in der Leistenregion. Die Haut sieht aus wie zerknittertes Seidenpapier.
Sie entsteht, wenn dauerhaft erhöhte Insulinspiegel bestimmte Wachstumsrezeptoren (IGF-1-Rezeptoren) in der Haut anregen – mit der Folge einer verstärkten Zellvermehrung.
Diese Hautveränderung gilt in der pädiatrischen Endokrinologie als Frühzeichen einer beginnenden Insulinresistenz.
Studienbasis:
Kong, A. S., et al. (2005): „Acanthosis Nigricans: High prevalence and association with obesity and insulin resistance in elementary school children.“ J Pediatr
Burke, J. P., et al. (1999): „Acanthosis nigricans and insulin resistance in children.“ J Pediatr
Was bedeutet das?
Diese beiden Hautveränderungen sind keine kosmetischen Nebensächlichkeiten. Sie sind klinische Marker – also sichtbare Warnzeichen, die ernst genommen werden sollten. Zwar sind sie kein definitiver Beweis für Insulinresistenz, aber die Datenlage zeigt deutlich: Wer viele Hautanhängsel oder dunkle Falten am Hals hat, trägt mit hoher Wahrscheinlichkeit eine gestörte Glukoseverwertung in sich.
Die gute Nachricht: Diese Hautveränderungen können sich zurückbilden – oft erstaunlich schnell, wenn der Insulinspiegel dauerhaft sinkt. Die besten Maßnahmen dafür sind:
ketogene oder niedrig-glykämische Ernährung
Intervallfasten und Vollfasten
regelmäßige Bewegung
tiefer, erholsamer Schlaf
Verzicht auf Fructose und raffinierte Kohlenhydrate
Schon wenige Wochen reichen oft aus, um erste Veränderungen zu bemerken. Die Haut ist ein reaktives Organ – wenn der Stoffwechsel entlastet wird, reagiert sie schnell.
Fazit
Die Haut ist kein bloßes Spiegelbild unseres Äußeren – sie ist ein Spiegel des inneren Milieus und oftmals auch ein Spiegel der Seele; dazu schrieb ich u.a. hier: Die Haut als Spiegelbild der Seele?
Aber die Haut zeigt uns vor allem die Probleme an, die sich im Inneren abspielen. Wer Hautanhängsel oder dunkle Verfärbungen an Hals und Achseln bemerkt, sollte nicht nur an Kosmetik denken, sondern an seinen Insulinspiegel.
Denn manchmal ist das größte Gesundheitsrisiko nicht das, was weh tut – sondern das, was lange unbemerkt bleibt.
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