Eine große medizinische Hoffnung für viele Risikopatienten mit Problemen mit Cholesterin konnte leider nicht bestätigt werden – die Statine. Die renommierte Ärzte-Onlinebank für Forschung und Wissenschaft MEDLINE veröffentlichte einen aktuellen Artikel des Archives of Internal Medicine.
In diesem Artikel konnte durch mehrere Studien belegt werden, dass die Wirkstoffgruppe der genannten Statine (oder auch beta-HMG-CoA-Reduktase-Inhibitoren) nicht wirksam zur Primärprophylaxe bei bisher herzgesunden Risikopatienten eingesetzt werden können.
Insgesamt elf Studien wurden durch Mitarbeiter von der Universität Cambridge aus dem Department of Public Health and Primary Care ausgewertet und die Ergebnisse zusammengefasst. Es konnten genügend Daten (65 000 Probanden) in der Statistik berücksichtig werden, so dass eine ausreichende Aussagekraft, mit entsprechender Gültigkeit für die Allgemeinheit, gegeben ist. Während der Studienlaufzeit kam es zu insgesamt 2 793 verwertbaren Todesfällen unter der Therapie mit Statinen.
Mit der Auswertung der Daten kam die große Enttäuschung. Wie schon bei der Acetylsalizylsäure (ASS, Aspirin) konnte widerlegt werden, dass diese Medikamente wirkungsvoll Herzinfarkte und koronare Herzkrankheit (KHK) bei Patienten mit entsprechenden Risikofaktoren verhindern und somit die Wahrscheinlichkeit eines tödlichen Ereignisses reduzieren können.
Nach diesen ernüchternden Ergebnissen kommt es im Rahmen der Primärprophylaxe nachweislich zu keinem Benefit durch eine Therapie mit Statinen oder ASS für die Patienten unter Risiko.
Ist allerdings bereits ein Herzinfarkt abgelaufen oder eine signifikante koronare Herzkrankheit diagnostiziert, können Statine das Risiko für ein (zweites) Ereignis (=Herzinfarkt) möglicherweise senken. Ich persönlich würde in so einem Fall allerdings lieber auf natürliche Formen von Cholesterinsenkern raten.
An dieser Stelle auch ein Wort zu dem sehr häufig verordneten ASS, der Acetylsalicylsäure, besser bekannt als „Aspirin“. Dieses wird als Sekundärprophylaxe bei der koronaren Herzkrankheit, nach einem Herzinfarkt oder nach einem Schlaganfall als „wichtiger Baustein zur Verbesserung der Langzeitprognose“ angesehen. Argumentiert wird, dass ASS und Cholesterinsenker in Kombination zu einer deutlichen Minderung der Sterblichkeit und des Rezidivrisikos führen sollen. Neuere Untersuchungen und Stellungnahmen belegen aber Zweifel an der Dauermedikation mit ASS. Auch in meinem Grundsatzbeitrag zu ASS gehe ich auf die Problematik ein.
Weitere Informationen zum Thema:
- Nutzen der Statine wird bezweifelt
- Die Cholesterin-Lüge
- Das Märchen vom bösen Cholesterin
- Cholesterin – das Milliarden-Märchen
- Cholesterin-Spiegel senken – ohne Pillen
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Beitragsbild: pixabay.com – OpenClipart-Vectors
4. Juli 2011 um 14:43
Hallo René,
diesen Blogartikel kann ich voll und ganz unterschreiben. Ich habe selber keine guten Erfahrungen mit Cholesterinsenkern gemacht.
Dann lieber eine ausgewogene Ernährung und mehr Sport 🙂
Gruß,
Jürgen
25. Juli 2015 um 20:31
Hallo Herr Gräber,
herzlichen Dank für den interessanten Einblick. Letztendlich spielt es keine Rolle, ob ein Medikament funktioniert oder nicht. Ein positiver Lebensstil, gesunde Ernährung, Bewegung und das Vermeiden von Stress sind die besten Methoden, um nicht an einer koronaren Herzkrankheit zu leiden.
Bleibt abzuwarten, was nach ASS und Aspirin noch kommen wird, was als erfolgsversprechend gilt und einen Herzinfarkt mindern soll.