ADHS bei Erwachsenen

ADHS ist keine Störung, die man als Erwachsener bekommt. ADHS hat man schon als Kind.

Bei ADHS handelt es sich um eine neurobiologische Störung, die mit der spezifischen Art und Weise der Informationsverarbeitung im Gehirn verknüpft ist. Sie führt zu Auffälligkeiten in der Verarbeitung von Wahrnehmungen, der Fokussierung der Aufmerksamkeit und der Steuerung von Impulsen.

Eine Sicherheit der Diagnose für Betroffene bringen Klassifikationssysteme, die von der Amerikanischen Psychiatrischen Vereinigung, sowie von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) festgelegt wurden. Denn einzelne Symptome der ADHS hat fast jeder, aber deshalb ist noch lange nicht jeder Mensch von dieser Krankheit betroffen. Es kommt darauf an, wie ausgeprägt die einzelnen typischen Merkmale für ADHS bei einer Person vorkommen.

Nur wer unter der Mehrzahl der folgenden Symptomen und Beeinträchtigungen im Alltag leidet, ist ein ADHSler:

Hyperaktivität, häufige Unaufmerksamkeit, emotionale Labilität, die sich in Aggressivität wie auch in Depressionen niederschlagen kann, Stimmungsschwankungen, eine allgemeine chaotische Organisation des Alltags mit den damit verbundenen Problemen und Unfähigkeiten, die Arbeit im Beruf und im Privatleben durchzuführen, starke Impulsivität, instabile Beziehungen und Partnerschaften.

Die Symptomatik von ADHS ist nicht isoliert zu betrachten, der Therapeut sieht sie immer im Kontext der Lebensbedingungen des Einzelnen. Denn die externen und internen Faktoren bedingen und beeinflussen sich zu jeder Zeit. Wichtig für eine einwandfreie Diagnose ist zudem die Feststellung, dass die Symptome vor dem siebten Lebensjahr auftraten und sich mehr oder weniger kontinuierlich in der Lebensgeschichte fortsetzen.

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ADHS bei Erwachsenen ist oft nur die Spitze des Eisbergs, unter der sich die Folgeerscheinungen der Störung verbergen.

Steven Safren von der Harvard Universität (USA) entwarf ein Modell, welches sehr gut verdeutlicht, wie sich die ADHS im Erwachsenenalter weiter ausbildet und verstärkt:

Die Kerndefizite wie zum Beispiel die ständige Störung der Konzentrationsfähigkeit sind der Anfang einer Reihe von Misserfolgen in der Schule und innerhalb der privaten Beziehungen. Diese Misserfolge werden mit der Zeit immer mehr verinnerlicht, der ADHS Betroffene identifiziert sich irgendwann mit seinen Problemen und er entwickelt ein ausgeprägtes negatives Selbstbild. Dieses negative Selbstbild mündet in Depression oder Aggression, diese Gefühle wiederum schlagen sich in einem Vermeidungsverhalten und Funktionsstörungen nieder. Erwachsene mit ADHS müssen also nicht nur das alltägliche Chaos im Kopf bewältigen, sie wirken auch wie ein Magnet auf weitere Probleme.

Mehr als 50% der erwachsenen ADHS Betroffenen leiden unter einer oder sogar mehreren Begleiterkrankungen. Dazu zählen Phobien, Angststörungen, Zwangsstörungen, Essstörungen, Alkohol- oder Drogenmissbrauch.

Die Krankheit ADHS ist die Basis, aber oft sind zunächst nur die Begleiterkrankungen sichtbar. Dabei bilden diese nur die Spitze des Eisbergs.

Eine wichtige Erkenntnis gibt es jedoch: Jeder Mensch kann lernen, trotz ADHS ein glückliches und gesundes Leben zu führen.

Zum einen bietet die medikamentöse Therapie eine wirksame Hilfe, aber auch die Verhaltenstherapie nach dem Psychologen Steven Safren und die Gruppen-Psychotherapie, die von Bernd Hesslinger entwickelt wurde, können sehr gute Erfolge aufweisen.

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Beitragsbild: pixabay.com – chenspec

René Gräber

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