Zu viele Antibiotika – zu viele Operationen: so könnte das Fazit der schulmedizinischen Therapie lauten. Die Alternativmedizin und die Naturheilkunde haben hier mehr als nur Alternativen zu bieten.
Die Mittelohrentzündung führt uns zunächst zum “Mittelohr”: Das Mittelohr ist ein luftgefüllter Raum, der durch das Trommelfell vom Gehörgang getrennt ist. Nach Ansicht der Schulmedizin können Erreger dennoch in diese Region vordringen und sich hier vermehren.
Das passiert dann, wenn die sich dort ansammelnde Flüssigkeit nicht mehr abfließen kann. Unter gesunden Verhältnissen geschieht dies durch die Eustachi-Röhre, die vom Mittelohr zur Mundhöhle führt. Der Ableitungsweg kann verstopft sein, wenn die Schleimhäute durch Schnupfen, Halsentzündungen oder allergische Reaktionen geschwollen sind. Der Verbindungsweg zwischen Ohr und Rachenraum kann auch durch Autoimmun-Erkrankungen oder anatomische Besonderheiten behindert sein. Bei Säuglingen und kleinen Kindern ist die Eustachi-Röhre immer etwas enger, weswegen die jüngsten Heranwachsenden zu den häufigsten Patienten mit Mittelohrentzündung gehören. In der Altersspanne zwischen 6 Monaten und 4 Jahren tritt die Erkrankung am häufigsten auf. 90 % aller Fälle kommen aus dieser Risiko-Gruppe.
Weitere Faktoren, die die Otits media fördern, sind Rauchen, Passivrauchen und eindringendes kontaminiertes Wasser beim Schwimmen. Daneben spielen auch Immunsuppressiva eine Rolle, die die Ausbreitung von Erregern fördern. Die häufigsten Erreger der Mittelohrentzündung sind Viren, nur bei Kindern unter 2 Jahren sind vor allem Staphylokokken, Pneumokokken, Streptokokken die Verursacher einer Otitis media.
Und das bringt uns gleich zum Hautproblem:
Gegen Viren helfen Antibiotika nicht, und so zeigten Studien, dass die Medikation nicht die Flüssigkeit im Mittelohr beseitigen kann. Das ist ebenfalls ein deutlicher Hinweis darauf, dass Bakterien nicht das Problem sein können. Ich kenne allerdings nur sehr sehr wenige Kinderärzte, die sich darüber Gedanken machen.
In der Tat zeigen sich Mittelohrentzündungen bei vielen Kinderkrankheiten und Allgemeinerkrankungen als Begleiterscheinung (unter anderem Schnupfen, Mandelentzündung, Scharlach, Masern). Im Alter von drei Jahren hatte fast jedes Kind bereits einmal eine Mittelohrentzündung. Die Schulmedizin geht dabei auf eine mögliche Verschleppung über den Blutweg aus. Daneben könne auch ein Defekt des Trommelfells (angeboren oder erworben) die Entzündung des Mittelohrs begünstigen.
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Symptome
Die Otitis media führt zu stechenden oder klopfenden Schmerzen im Ohr. Zusätzlich kann es zu Kreislaufproblemen (Schwindel), Fieberschüben, Schüttelfrost, in den Hals und die Schläfen ausstrahlenden Kopfschmerzen und einer verminderten Hörleistung kommen. Wenn noch Gleichgewichtsstörungen hinzukommen, ist höchstwahrscheinlich auch das Innenohr beteiligt. Daneben können Schwierigkeiten beim Atmen auftreten und Säuglinge und Kleinkinder sind leicht reizbar und unruhig.
Durch die klassischen Anzeichen einer Entzündung (Rötung, Erwärmung, Schwellung) sammelt sich Flüssigkeit (unter anderem Eiter) im Mittelohr, welches zu einer Drucksteigerung führt und das Trommelfell zersprengen kann (spontaner Abfluss der Flüssigkeit). Wenn das Trommelplatz reißt, tritt fast immer eine sofortige Besserung der Ohrschmerzen ein.
Die chronische Form ist weniger schmerzhaft, kann aber auf Dauer zu einer bleibenden Gehörschwäche (dumpfes Rauschen, hohe Töne werden kaum wahrgenommen) führen. Die Schwerhörigkeit ist besonders bei Kleinkindern problematisch, weil sie dann in der Sprachentwicklung zurückbleiben und irgendwann Stützunterricht brauchen. Wenn die Symptome über 14 Tage anhalten und mit einer andauernden Sekretion (Absonderung aus dem Ohr) verbunden sind, spricht das bereits für einen chronischen Verlauf. Die Folgeschäden können dann gravierend sein. Es kann sich eine Miningitis (Gehirnhautentzündung) entwickeln und ein destruktiver Erregerbefall des Wurzelfortsatzes. Dieser Knochenbereich hinder dem Ohr kann durchbrechen und so zur Einfallspforte für Bakterien in den Schädel werden. Die resultierende Sepsis kann tödlich enden.
Schulmedizinische Therapie
Der Schulmediziner verordnet zur Schmerzbekämpfung zunächst Ibuprofen und Paracetamol. Daneben soll Rotlicht-Bestrahlung Linderung verschaffen. Manchmal öffnet der Arzt das Trommelfell, damit die entzündliche Flüssigkeit abfließen kann. Das Trommelfell heilt anschließend ohne weitere Maßnahmen wieder zu. Ein ins Trommelfell eingesetztes Röhrchen (Parazentese, Myringotomie) soll die Heilung verzögern und den Abfluss für längere Zeit ermöglichen. Ob das wirklich hilft ist ungewiss und die Risiken kaum akzeptabel. Das Trommelfell und die Gehörknöchel können verkalken und das Gehör dauerhaft beeinträchtigen.
Auch hier wird nach meiner Meinung viel zu schnell operiert – vor allem bei Kindern. Allerdings ist der ständige Erguss mit der Flüssigkeit auf Dauer ein Problem, der durch diese Operation in gewisser Weise gelöst wird. Aber welche Optionen hat die Schulmedizin denn sonst zu bieten? Genau.
Allerdings muss ich erwähnen, dass operative Maßnahmen dann notwendig sein können, wenn das Trommelfell bereits erheblich geschädigt ist oder wenn es zur Ausbildung von Cholesteatomen kommt. Das Trommelfell wird dann nach Ausheilung der Entzündung durch eine Plastik wieder aufgebaut. Wucherungen werden herausgeschnitten, um ein Übergreifen auf den Knochen zu verhindern. Ist dieser bereits angegriffen, kann auch hier eine Plastik mittels Knochenersatz erfolgen, um schwere Hörminderungen zu umgehen.
Häufig hört man, dass eine Mittelohrentzündung wegen der Gefahr des Gehörverlustes immer eine Antibiotika-Behandlung brauche. Ist da ein Kollege oder eine Mutter mal anderer Meinung, kann man vom Hausarzt oder manchen Kinderärzten schon mal was zu hören bekommen – vor allem die Klassiker der “Drohmedizin”.
Es lohnt sich immer ein Blick, wie zum Beispiel verschiedenen Erkrankungen in anderen Ländern behandelt werden. Und da erlebt man zum eine ganz andere Praxis.
In den USA und Australien zum Beispiel erhält fast jedes Kind ein Antibiotikum. In den Niederlanden nur fast jedes Dritte.
Quelle: SIGN (Scottish Intercollegiate Guidelines Network). Diagnosis and management of childhood otitis media in primary care. A national clinical guideline. 2003.www.sign.ac.uk/guidelines/fulltext/66/index.html
Die Cochrane Collaboration kommt in einer Studienübersicht zu der Auffassung, dass unter Antibiotika die Schmerzen im Laufe des ersten Tages nicht beeinflusst werden. Dennoch geht es den meisten Kindern schon im Laufe des ersten Tages besser – sehr merkwürdig, oder? An den weiteren Tagen gingen die Schmerzen nur ein wenig zurück (unter Antibiotikagabe). Der Hörverlust wurde unter Antibiotikagabe gar nicht gebessert (dieser kann sogar für Wochen anhalten). Bei den meisten betroffenen Kinder ist es schwierig die wenigen Vorteile, die eine Antibiotikatherapie bietet, gegen die Risiken abzuwägen. Falls Sie Englisch lesen können, lohnt sich ein Blick in diese Studienübersicht: Antibiotics for middle-ear infection (acute otitis media) in children
Aber da ist nicht nur das Cochrane. Eine Studie aus 2016 belegt zwar eine Besserung der Beschwerden nach 7 Tagen bei 80 % der Patienten, wenn Antibiotika gegeben werden. Allerdings war das bei 70 % der Studien-Teilnehmer ohne die Medikamente auch der Fall: Treatment for acute middle ear infections. Das Arzneitelegramm fast die Analysen der aktuellen Studien in der Ausgabe 2/11 wie folgt zusammen:
Zwei aktuelle, auch in der Tagespresse („Lieber schlucken statt warten”) zitierte, randomisierte Studien aus den USA und Finnland zum Nutzen einer Antibiotikabehandlung bei kleinen Kindern unter zwei Jahren bzw. drei Jahren suggerieren einen größeren Nutzen als bislang gedacht und verleiten den Autor eines begleitenden Editorials zu geradezu euphorischer Bewertung. In beiden Studien wird eine sofortige antibiotische Behandlung mit abwartendem Vorgehen verglichen (angelegt als Plazebovergleich, jedoch Antibiotikabehandlung bei Verschlechterung).
Beurteilung durch das Arzneitelegramm:
Der Nutzen der sofortigen Antibiotikabehandlung erscheint höchstens moderat. Ein Blick auf die zahlreichen Protokollveränderungen im Verlauf und nach Abschluss der Studie weckt jedoch ernste Zweifel an der Integrität der Daten. […] Wir halten aufgrund der schweren methodischen Defizite die Arbeit für wenig glaubwürdig.
Die medizinischen Studien “kranken” in einem erschreckenden Ausmaß an Glaubwürdigkeit. Ausführlich schreibe ich dazu in meinem Report: Unsere Schulmedizin – Die einzig wahre Wissenschaft?
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Weiter im Arzneitelegramm:
Würden alle Kinder sofort antibiotisch behandelt, erkauft man das etwas raschere Abklingen der akuten Symptome mit Störwirkungen und einer problematischen Resistenzlage. Möglicherweise wird zudem durch übermäßigen Antibiotikagebrauch der Langzeitverlauf ungünstig beeinflusst: Daten aus einer Nachbeobachtungsstudie mit 168 Kindern zwischen sechs Monaten und zwei Jahren, die im Rahmen einer randomisierten Studie Antibiotika oder Plazebo erhielten, lassen eine höhere Rezidivrate innerhalb von 3,5 Jahren in der Antibiotikagruppe im Vergleich zu Plazebo erkennen (63% vs. 43%).
http://www.arznei-telegramm.de/html/2011_02/1102017_01.html
Interessant die Aussage, die Naturheilkundler schon seit Jahrzehnten machen: Ständig mit Antibiotika behandelte Kinder haben öfter mit einer Mittelohrentzündung zu tun.
Quelle: http://www.bmj.com/content/338/bmj.b2525.full Das ist ein Phänomen, das ich aus der Praxis nur bestätigen kann.
Dabei sind das gar keine neuartigen Erkenntnisse. Denn bereits 1991 titelte eine Ärztezeitschrift (das MIMS Magazin in den USA) bereits mit der Überschrift:Otitis Media: Können Sie aufhören Rezepte nur wegen der Mutter zu verschreiben?
Ein weiteres Problem ist, dass viele Ärzte Antibiotika verordnen, BEVOR sie WISSEN, dass es wirklich notwendig ist. Denn wie ich oben bereits anführte: es ist gar nicht erwiesen, dass die Bakterien die Ursache sind.
Ich kann die Vermutung des Arzneimitteltelegramms nur bestätigen, dass die Kinder die mehrmals wegen einer Mittelohrentzündung mit Antibiotika behandelt werden in deren Immunlage weiter geschwächt werden.
Soweit muss es aber nicht kommen…
Naturheilkunde, Alternativmedizin & Hausmittel
Im Folgenden versuche ich einige naturheilkundliche und Alternative Therapieverfahren zu beschreiben, die bei einer Mittelohrentzündung in Frage kommen können.
Das richtige Schnäuzen ist wichtig: Niemals beide Nasenlöcher zuhalten, weil dabei die Erreger im Nasensekret in die Ohren gelangen könnten. Also immer ein Nasenloch nach dem anderen schnäuzen. Mit einem Kind üben Sie das mittels einer “Partytröte”, in die das Kind versucht mittels Nase zu pusten. Das übt man natürlich NICHT bei einem akuten Fall.
Cantharidenpflaster
Für Erwachsene: in Briefmarkengröße hinter dem Ohr. Für Kinder halte ich diese Methode für weniger geeignet. Da gibt es m.E. elegantere Lösungen.
Ernährung
Viel trinken, um Stoffwechselprodukte der Entzündung auszuschwemmen und den Wasserverlust durch das Fieber auszugleichen. Keine Milch (mehr dazu auch unter “Milch trinken“, kein Schweinefleisch, keine Süßigkeiten, keine verarbeiteten Lebensmittel, kein weißes Mehl, kein Gluten, keine Erdnüsse und Garnelen (Allergene) während der Entzündung. Ich rate dazu, diese “Nahrung” für immer weg zu lassen.
Vorbeugend gegen Entzündungen wirkt der Verzehr von reichlich Obst und Gemüse. Mehr verzehrt werden sollten Knoblauch, Ingwer, Kurkuma, Gewürze und Kräuter.
Homöopathie
Im Akutfall nützen Zwiebel-Extrakt und Kokosöl. Holunder, Spargel, Calendula und Echinacea enthalten sekundäre Pflanzenstoffe, die antivral wirken.
Omega-3-Fettsäuren unterstützen das Immun-System.
Gute Quellen sind Walnüsse, Seefisch und Krill-Öl.
Babys sollten möglichst immer mit Muttermilch versorgt werden.
Im akuten Fall muss das Mittel “sitzen”. Das “Herumprobieren” der Eltern hilft meist nichts. Mittel die in Frage kommen:
Aconitum, Belladonna, Dulcamara, Ferrum Phosphoricum, Hepar Sulfuris, Mercurius solubilis, Pulsatilla, Silicea
Orthomolekular-Medizin
Zur Stärkung der Entzündungs-Abwehr eignet sich eine Supplementierung mit Zink und Vitamin C.
Isopathie
Notakehl D5 mehrmals täglich einige Tropfen einnehmen, einen Tropfen in das Ohr träufeln und im Bereich der Lymphknoten am Kopf verreiben.
Phytomedizin
Ätherische Öle wirken bakterizid. 1 bis 2 Tropfen Öl von Thymian, Lavendel oder Majoran auf ein Wattebäuschchen, dieses ins Ohr stecken.
Säure-Basen-Haushalt
Der Säure-Basen-Haushalt und das Thema “Übersäuerung” kann bei vielen akuten und
chronischen Beschwerden eine Rolle spielen. Bei Kindern spielt das allerdings aus meiner Sicht keine Rolle, bei Erwachsenen schon.
Schüssler-Salze
Im ersten akuten Stadium: Ferrum Phosphoricum
Nach Abklingen der akuten Entzündung: Kalium Chloratum
Zur Ausheilung: Silicea
Bei gerissenem Trommelfell zur Ausheilung: Calcium Sulfuricum
Zahnstörfeld
Vor allem bei Erwachsenen, die immer wieder mit Mittelohrentzündungen zu tun haben und bei denen andere Maßnahmen bisher nur unzureichend wirkten (wie ich diese hier zum Beispiel beschreibe), rate ich generell “Probleme der Zähne” in Betracht zu ziehen.
Wurzelbehandelte Zähne stören grundsätzlich den ganzen Organismus. Auch Amalgam-Füllungen können bedenklich sein. Sie sollten sie durch einen in diesen Sachen erfahrenen Zahnarzt sanieren lassen.
Sonstiges
Eine Studie der Universität Seoul bestätigte ein sehr interessantes Hausmittel: Essig. Mindestens vier mal täglich ein Tropfen Essig in das betroffene Ohr. Hierzu brauchen Sie eine Pipette (Apotheke). Essig: nur natürlich vergorener Weinessig oder Apfelessig.
Fencheldampfbäder über den Ohren und das Auflegen von Kohlblättern sind bewährte Hausmittel.
Wechsel-Fußbäder: Abwechselnd in warmes und kaltes Wasser stellen, bis die Füße entweder warm oder kalt sind. Diese Prozedur 10 mal wiederholen. Zum Abschluss eine kalte Anwendung – aber Achtung: Die Füße müssen zum Schluss warm sein! Während der Anwendung darf man NICHT frieren. Also warm halten.
Ein Zwiebelwickel hinter den Ohren verhilft zur Ableitung.
Beitragsbild: 123rf.com – iakovenko