Die bitteren Pillen und die schlechten Nachrichten.
Bei “Informationen aus der Naturheilpraxis” erwarten Patienten zwangsläufig Informationen zu Naturheilverfahren oder auch Alternativen Therapieverfahren. Nun gut.
Dabei könnte man es auch belassen, wenn… – Ja wenn, ich mich nicht täglich mit den sogenannten “iatrogenen Schäden” beschäftigen müsste. “Iatrogene Schäden” bedeutet nichts anderes als “durch den Arzt verursachte Schäden”.
Hiermit meine ich keine Kunstfehler oder bösen Willen. Ich meine vor allem die Schäden, die durch die Therapie mit den “klassischen” (schulmedizinischen) Medikamenten entsteht. Und da gibt es eine ganze Menge Punkte, von denen ich nur sagen kann: In Deutschland läuft da so einiges völlig schief…
Manipulierte Ergebnisse
1. In der medizinischen Fachliteratur häufen sich die Erkenntnisse, dass es manipulierte Ergebnisse bei Medikamentenversuchen durch die beteiligten Pharmaunternehmen und / oder durch die beteiligten Wissenschaftler gibt. Ebenso gibt es erfundene Arzneimittelstudien, mit denen ein großes Geschäft gemacht wird und zahlreiche Scheininnovationen zur Sicherung der Gewinnmarge.
So werden auf wundersame Weise plötzlich aus fragwürdigen Wirkstoffen “hochwirksame” Substanzen gegen verschiedene Beschwerden – ich erinnere mich noch gut an die Rheumamittel Vioxx und Celebrex.
Im Sommer 2008 wurde schließlich noch bekannt, dass zahlreiche Studien zu Vioxx von Ghostwritern erstellt wurden, die dann von den Professoren “nur” noch unterschrieben wurden. Lesen Sie hierzu auch meinen Blog-Beitrag: Der Vioxx-Skandal.
Aber es geht anscheinend noch besser!
Gefälschte Arzneimittelstudien
Denn wie es scheint, hat der Betrug bei den evidenzbasierten Studien Formen angenommen, die man nur noch mit “organisierter …” bezeichnen kann. Die neue Note: Früher fälschten die Hersteller von Medikamenten selber ihre eigenen Studien, die sie auch selber durchführten.
Heute lassen sie anscheinend fälschen. Denn wie so viele andere Zweige sind auch die Studien für neue Medikamente oder Bioäquivalenz-Studien für Generika ausgelagert worden an Firmen in sogenannte “Schwellenländer” wie Indien.
Ein “Riese” in dieser Sparte ist die Firma GVK Biosciences in Indien. Mehr dazu im Beitrag: Pharmaskandal – Gefälschte Arzneimittelstudien durch GVK Bio?
Übrigens: Wenn Sie solche Informationen interessieren, dann fordern Sie unbedingt meinen kostenlosen Praxis-Newsletter dazu an:
Ob europäische Pharma-Dienstleister ihre Studien nicht manipulieren, bleibt fraglich. Nicht immer muss es eine dreiste Datenfälschung sein, denn die Ergebnisse der Untersuchungen lassen immer Spielraum für Interpretationen. Auch kann ein geschickter Statistiker allein durch das Studien-Design (Fragestellungen u.s.w.) die Resultate in eine bestimmte Richtung lenken. Der System-Fehler macht´s möglich: Die Wirksamkeits- und Unbedenklichkeits-Nachweise für das Zulassungsverfahren liefern die Hersteller. Und die beauftragen Institute, die natürlich im Sinne des Auftragsgebers günstige Ergebnisse produzieren wollen. Allzu kritische Studien vermasseln womöglich die Zulassung und werden wohl kaum Folgeaufträge nach sich ziehen.
Anders scheint es zunächst im Bereich der nicht-kommerziellen Pharma-Studien auszusehen. Die Initiatoren sind hier Universitäten oder Kliniken, die beim BfArM auf Antrag eine wissenschaftliche Untersuchung eines Arzneimittels durchführen. Ziel ist es dabei, die bestehende Therapie eines bereits zugelassenen Medikamentes zu optimieren. Doch das BfArM verlautbart selber, dass nicht-kommerzielle klinische Prüfungen weitere kommerzielle Studien erfordern können (sollen?) (bfarm). Wodurch Wissenschaftler sich zu einer nicht-kommerzielle Studie veranlasst sehen, bleibt ohnehin im Dunkel. Möglicherweise spielt auch hier die Einflussnahme der Pharma-Firmen eine Rolle. Die allgemeine Undurchsichtigkeit der Verfahren lassen solche Vermutungen durchaus zu…
Die Einflussnahme von Unternehmen auf öffentliche Aufgaben zieht sich wie ein roter Faden auch durch andere Branchen. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) soll die Produktsicherheit von Lebensmitteln, Tierfutter, Reinigungsmitteln und Pestiziden prüfen. Die öffentlich-rechtlichen Verbraucherschützer sind schon lange in der Kritik, weil viele ranghohe Beschäftigte ehemalige Angestellte aus der Industrie sind. Hier sichern sich die Hersteller ihre Interessen durch Personal-Verquickungen (lobbypedia). Zwar müssen Bewerber ihre vorherigen Tätigkeiten deklarieren (eigentlich ganz normal!), doch viele lassen die entscheidenden Punkte im Lebenslauf weg – toleriert von der Politik. Wegsehen ist besser als der Lobby vor den Kopf zu stoßen!
Abhängige Ärzte
2. Die Abhängigkeit der Ärzte (und auch der Heilpraktiker) von bestimmten Pharmafirmen ist nicht gerade gering. Und ich spreche aus Erfahrung: als “junger” Heilpraktiker habe ich gerne die gesponsorten Ausbildungen der Pharmaindustrie “mitgenommen”. Dass da natürlich die Mittel der Firma angepriesen werden, ist ja wohl klar.
Im Ehrenkodex der Ärzte spielt die Freiheit in der Therapiewahl eine große Rolle. Aber wie weit ist es damit her, wenn die Pharmafirmen den Ärzten für die Verschreibung eigener Medikamente großzügige Rabatte gewähren?
Vor ein paar Jahren wurde die Buchhaltung eines österreichischen Pharmagroßhändlers der Presse bekannt. Daraus ging hervor, dass manche Hersteller Ärzten bis zu 50 Prozent der Medikamentenkosten erstatten.
Die Rechnungen, die die Krankenkassen zahlen müssen, sind allerdings in normaler Höhe. In manchen Fällen wurden monatliche Zahlungen in Höhe von mehreren tausend Euro nachgewiesen.
Das lohnt sich für die Ärzte. Und es sorgt dafür, dass in vielen Fällen nicht mehr das Medikament verschrieben wird, das für den Patienten am besten geeignet ist, sondern das, das sich für den Arzt am meisten lohnt.
Auch in Deutschland scheint Bestechung durch die Pharmafirmen im Spiel zu sein, wie im Fall Astra Zeneca und Bayer Vital, die angeblich niedergelassene Ärzte “gekauft” haben sollen. Mehr dazu im Artikel: Gekaufte Ärzte?
Auch Apotheken werden von den Pharmafirmen mit Rabatten und Sonderkonditionen für frei verkäufliche und rezeptpflichtige Medikamente gelockt. So kann sich der Patient auch in der Apotheke nicht mehr sicher sein, ob er richtig beraten wird.
Natürlich sind an solchen Machenschaften bei Weitem nicht alle Ärzte und Apotheken beteiligt. Aber die schwarzen Schafe ruinieren (wie so oft) das Vertrauen.
Der größte Skandal scheint sich allerdings im Fall des Nobelpreises der Medizin 2008 anzubahnen. Mehr dazu lesen Sie im Artikel: Bestechung und Korruption im Fall des Nobelpreises für Medizin 2008?
Je größer der “Praxisumsatz” wird, desto interessanter wird man für solche Sachen auch später. Als junger Heilpraktiker in Assistenzzeit erinnere ich mich an einige Vörfälle, über die ich hier lieber nicht schreibe.
Ich erinnere mich auch noch gut an den Herzklappenskandal in den 90er Jahren, in den zahlreiche Kliniken und Chefärzte verwickelt waren. Ich wusste damals bereits (als ein Aufschrei durch Deutschland ging): Das ist nur die Spitze des Eisbergs im Fall der Medikamentenskandale.
Diese Vermutung wurde im Dezember 2008 durch die Reportage “Das Pharmakartell” des Magazins Frontal21 (ausgestrahlt auf ZDF Info) bestätigt.
Nebenwirkungen und Wechselwirkungen
3. Die Nebenwirkungen und Wechselwirkungen der Medikamente
Zynisch gesagt: Die Wahrscheinlichkeit, dass Sie durch Ihren Arzt umgebracht werden, ist um ein Vielfaches höher, als durch einen Verkehrsunfall zu sterben. Oder anders ausgedrückt: Ihr Arzt ist die vierthäufigste Todesursache-nach Herzinfarkt, Schlaganfall und Krebsleiden.
Man geht in Deutschland offiziell jährlich von circa 16.000 Toten durch die Nebenwirkungen von Arzneimitteln aus. Manche Experten schätzen diese Zahl auf bis zu 40.000 Tote. Zum Vergleich: Wir haben in Deutschland circa 7000 bis 8000 Verkehrstote pro Jahr.
Bekanntere Fälle gehen “durch die Presse”, wie zum Beispiel:
- der Lipobay-Skandal
- die Hormonersatztherapie für Frauen
- das Schlankheitsmittel Acomplia
- das Arzneimittel Fleanacid
- Neuroleptika für Kinder
- die schweren Nebenwirkungen der ADHS-Arznei Strattera oder
- die Todesfälle im Zusammenhang mit der Impfung gegen Gebärmutterhalskrebs
58.000 Tote durch Arznei-Nebenwirkungen jährlich!
Gemäß Angaben des Forschers Jürgen Frölich (Leiter des Instituts für klinische Pharmakologie an der Medizinischen Hochschule Hannover) sterben in deutschen Kliniken weitaus mehr Menschen durch Arzneimittel, als bisher überhaupt vermutet wurde. Als Folge von Medikamenten-Nebenwirkungen müsse mit jährlich 58.000 Todesfällen allein in den Abteilungen für Innere Medizin gerechnet werden.
In der Hälfte der Fälle handle es sich um Fehler bei der Medikamentenbehandlung, die potenziell vermeidbar wären.
Und so konnte ich in meinem Beitrag: Medikamente & Wechselwirkungen – ein Fall für evidenzbasierte Unkenntnis nur zu dem Schluss kommen, dass weder Patienten noch eine große Anzahl von Ärzten sich anscheinend bewusst sind, dass die beliebten Mehrfachverschreibungen ein Spiel mit dem Feuer sind.
Es herrscht auch immer noch die irrige Ansicht, dass Viel viel hilft. Je kränker der Patient ist, desto mehr Medikamente hat er einzunehmen und umgekehrt.
Die Pharmaindustrie
4. Die Pharmaindustrie
Pharmalobby und Pharmakartell. Und dazu die Verquickung mit der Politik. Auch hierzu habe ich zahlreiche Beiträge verfasst. Dass Studiendaten nicht offengelegt werden, war bis 2011ganz selbstverständlich. Erst auf erhebliche Medienkritik hin wurde die Pflicht zur Veröffentlichung festgeschrieben.
Das Pharmakartell – Wie wir Patienten belogen werden:
Manche Wahrheiten sollte man im Fernsehen nicht verpassen, so wie die folgende Dokumentation “Das Pharmakartell” von der Redaktion von Frontal21, ausgestrahlt im Dezember 2008 in ZDF INFO.
IQWiG-Chef Windeler und der „Artenschutz“ für die Homöopathie:
Endlich ist es mal wieder so weit. Die Homöopathie und andere alternative Medizinrichtungen stehen wieder im Visier der evidenzbasierten Freunde der Schulmedizin und ihrer Protagonisten.
Spitzenpolitikerin Birgit Fischer wechselt die Seiten:
Die ehemalige Spitzenpolitikerin Birgit Fischer (SPD) leitete die größte Krankenkasse Deutschlands, die 2007 durch die Fusion der Barmer Ersatzkasse und der GEK entstand und vertritt damit die Interessen von über acht Millionen Versicherten.
Sie war damit die erste Frau im Top-Management der gesetzlichen Krankenkassen. Die 57-Jährige wechselte 2011 die Seiten und wurde Hauptgeschäftsführerin an der Spitze des Verbandes forschender Arzneimittelhersteller.
Politiker in der Pharmaindustrie – Das falsche Spiel mit den Patienten:
Laut den kanadischen Forschern Marc-André Gagnon und Joel Lexchin betragen die Kosten für die Herstellung von Arzneimitteln in den USA nur die Hälfte von dem Geld, das die Konzerne in Werbung, PR und Lobbyarbeit stecken.
Und da sind auch die Politiker „dran“. Aber wenn das aufgedeckt werden soll, ist man nicht mehr so „nett“: Dem ZDF-Magazin Frontal21 wurden die Dreharbeiten einer luxuriösen Bootsfahrt polizeilich untersagt, zu der der Verband forschender Arzneimittelhersteller e.V. (vfa) die höchsten Vertreter unseres Landes in Berlin eingeladen hatte…
Pharmakonzerne und Selbsthilfegruppen – eine fragwürdige Allianz:
Wussten Sie, dass Pharmakonzerne Selbsthilfegruppen sponsorn und zum Teil merkwürdige “Allianzen” bilden? Am besten beginne ich mit einem Beispiel: Nehmen wir einmal die Bisphosphonate…
Regierung hilft der Pharmaindustrie:
Hier zeigt sich wieder einmal, dass die Pharmaindustrie mit ihrer Lobby auf das richtige Pferd gesetzt hat: Es geht um die Generika. Generika sind Medikamente, die nach Ablauf des Patentschutzes einer Substanz von anderen Firmen preiswerter „nachgebaut“ und vertrieben werden dürfen.
Neue Medikamente sind FLOPS
5. Viele neue Medikamente sind FLOPS
Die Technikerkrankenkasse initiierte eine Studie bei der Universität Bremen, die abklären sollte, wie innovativ und evidenzbasiert die neueren Medikamente denn nun wirklich sind. Das Ergebnis war niederschmetternd.
Nur einem von 23 neuen Medikamenten wurde das Prädikat „Zusatznutzen“ verliehen. Ein weiteres hatte einen „gewissen“ Zusatznutzen. Alle anderen waren so wirksam wie alte Präparate oder weniger wirksam. Ausführlicher dazu lesen Sie in meinem Beitrag: Viele neue Medikamente sind Flops
Mehr zu Pharma-Skandalen:
- die Geschichte des Bayer Vertreters Alfredo Pequito
- was man auch nicht glauben mag: Die Wahrheit über Alzheimer.
- Chemotherapie: 25 Jahre ohne Fortschritt bei fortgeschrittenen Krebsleiden.
- Pharmaindustrie demonstriert Stärke
- oder: Wenn die Pharmaindustrie als Wohltäter auftritt
- seltsame Verflechtungen bei der Ständigen Impfkommission
- und dann gibts es auch noch so etwas: Betrug bei Krebsmitteln
Übrigens: Wenn Sie solche Informationen interessieren, dann fordern Sie unbedingt meinen Praxis-Newsletter mit den “5 Wundermitteln” an:
Kleine Anmerkung: Die Sache mit den “5 Wundermitteln” ist mit Abstand der beliebteste Newsletter, den meine Patienten gerne lesen…
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Dieser Beitrag wurde letztmalig am 20.07.2023 aktualisiert.