Kauft die Pharma-Industrie niedergelassene Ärzte?

Einem Bericht von Frontal 21 (ZDF: 7. November 2006, 21.00 Uhr) zufolge, haben die Arzneimittelkonzerne Bayer Vital und Astra Zeneca niedergelassene Ärzte durch Geldzahlungen dazu gebracht, ihre Arzneimittel vermehrt zu verordnen. Die Rede ist hier von mehreren tausend Ärzten, die das Geld der Konzerne angenommen haben sollen.

Angeblich sollten die Ärzte etwaige Nebenwirkungen beobachten und dokumentieren. Laut Insidern wurden die “Beobachtungen” jedoch eher als Alibi verwendet und waren somit das wesentliche Instrument der Bestechung. Astra Zeneca bezahlte beispielsweise 17.000 Ärzte für angebliche Tests des Arzneimittels Nexium mups.

Die Vermutung liegt nahe, dass hier ganz klar Marketinginteressen vor die wissenschaftlichen Ziele gestellt wurden. Gerade bei bezahlten “Anwendungsbeobachtungen” ist dies meist der Fall.

Die Sache mit den “Anwendungsbeobachtungen”

Auch die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) bestätigte schon 2006, dass zwar 131 neue Anwendungsbeobachtungen (AWB) gemeldet worden seien, bislang jedoch nur von 5 Studien konkrete Ergebnisse vorliegen würden. Insgesamt werden in nicht einmal 20% der Beobachtungen an eine Veröffentlichung der Ergebnisse gedacht. Der Rest folgt den Marketinginteressen der Konzerne.

2015 betrieb die Pharma-Industrie deutschlandweit schließlich 600 AWBs und weitere 150 neue kamen hinzu. Die fragwürdigen Studien sind für mehrere Jahre angelegt und sind für die Ärzte ein stattliches Zubrot.

So erhalten sie jährlich insgesamt schätzungsweise zwischen 50 und 100 Millionen Euro. Beteiligt waren 2015 rund 13.000 niedergelassene Mediziner und 4.100 Krankenhaus-Ärzte.

Das geht aus einer Verlautbarung der KBV hervor. Doch wie hoch die Gesamtzahl solcher Datenerhebungen einschließlich der nicht-interventionellen Studien (NIS) sind, bleibt weiterhin unbekannt. Unter diese Kategorie fallen auch die AWBs. Zu den Honoraren gibt der Ärzteverband bezeichnenderweise keine Informationen heraus (Stand: 2016).

Studien, Vorträge, Fortbildungen – alles Gründe für großzügige Spenden

Für das Jahr 2016 kann aber die Summe sämtlicher „Honorare“ für alle Arten der Studien, also AWBs, NISs und andere wissenschaftliche Tätigkeiten beziffert werden. So erhielten 66.000 Ärzte, daneben noch Apotheker und andere Beschäftigte im Gesundheitswesen für Studien 356 Millionen Euro.

Hinzu kamen noch die Zuwendungen an diese Berufsgruppen für „Beratung“, Referenten-Tätigkeit“ und „Fortbildungen“ in einer Gesamthöhe von 105 Millionen Euro.

101 Millionen Euro ließ sich die Pharmaindustrie außerdem die interessengeleitete Förderung von Kliniken und anderen Institutionen im Gesundheitswesen kosten. Dieses Geld erhielten die Körperschaften offiziell für Veranstaltungen, Beratung und Sponsoring. Die Spitzenreiter bekamen rund 10.000 oder gar bis 200.000 Euro (SPIEGEL ONLINE, 14.07.2017).

In der Schweiz erhielten Ärzte und Apotheker 2017 für ihre „Dienste“ für Arzneimittelhersteller 59,2 Millionen Franken, das waren über 10 Millionen Franken mehr als noch 2015.

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Korrekte Schweizer?

Dort wie auch in Deutschland sind Onkokologen für die Pharma-Riesen wohl das interessanteste Klientel. Dr. Rolf Stahel vom Comprehensive Cancer Centers (CCCZ) der Uniklinik Zürich bekam 2017 mehr als 98.900 Franken von Medikamenten-Herstellern wie Roche, Bayer oder AstraZeneca. Auch sein Stellvertreter am CCCZ, Dr. Michael Weller, erhielt mehr als 58.300 Franken.

Wie sehr die Schweizer Uniklinik Ziel des Sponsoring ist, zeigt, dass auch Dr. Jan Steffel vom Herzzentrum der Einrichtung 67.100 Franken zugesteckt bekam. Doch auch wissenschaftlich getarnte Werbung ließen sich die Konzerne in Schweiz richtig Geld kosten.

So werden Organisationen für „Weiterbildung“ kräftig finanziert. Die European Society for Medical Oncology (ESMO) erhielt 2017 10,3 Millionen und Excemed 4,7 Millionen Franken (Blick, 10.04.2019).

Die Schweizer Justiz sieht derlei Umtriebe lässig. Wenn Swissmedic Pharma-Unternehmen verklagt, kann die Gesundheitsbehörde zwar vor Gericht Recht bekommen. Falsche Angaben zu Medikamenten wie unzulässige Indikationen werden auch bestraft, allerdings auf eine geradezu lachhafte Weise. 5.000 Franken sind in solchen Fällen nach Schweizer Gesetzgebung angemessen. Das ist nicht einmal ein Promille der Profite, die mit gängigen Medikamenten gemacht werden. Jetzt kann man natürlich fragen, warum ein solcher Fall hier nicht namentlich genannt wird. Ganz einfach: Der Firmenname darf aufgrund des Schweizer Datenschutzes nicht veröffentlicht werden. So haben die Pharma-Konzerne auch keinen Image-Verlust zu befürchten.

Spitzenhonorare für Pseudowissenschaft

Die deutschen Pharma-Konzerne geben offiziell pro Jahr ca. 5 – 6 Millionen Euro nur für Marketingmaßnahmen aus. Dabei ist diese Schätzung nur die Spitze eines Eisberges.

Denn die Honorare für pseudowissenschaftliche Leistungen sind im Grunde auch nichts anderes als verdecktes Marketing. Nach Berichten von tagesschau.de vom 6. Februar 2018 ist Novartis trauriger Rekord-Halter dieser Machenschaften.

Der Bericht stützt sich auf Nachforschungen der Süddeutschen Zeitung, des NDR und WDR sowie des Nachrichten-Portals “Correctiv”.

Nach diesen Erkenntnissen zahlte Novartis 2015 rund 6 Millionen Euro an Ärzte für alle NISn zusammengenommen. 2017 betrieb der Pharma-Gigant 12 AWBs. Eine davon befasst sich mit dem Präparat Gilenya, mit dem Multiple Sklerose behandelt wird.

Diese AWB soll zeigen, wie sich ein Umstieg von anderen Medikamenten hin zu Gilenya auswirkt. 1.500 Patienten nehmen an der Studie teil. Pro Patient zahlt Novartis 2965 Euro an den sogenannten “Studien-Arzt“.

Dass die Pharmafirmen ein besonderes Interesse an Multiple-Sklerose Patienten haben, hatte ich bereits in meinem Grundsatzbeitrag zur MS verdeutlicht. Denn: Die Patienten sterben mit MS nicht und sind eine gute “Einnahmen”-Quelle über 20 bis 40 Jahre.

Wenn man es dann noch schafft Medikamente zu platzieren und deren Preis um 1000 % (!) zu steigern, dann kann man in den Chefetagen schon mal die Korken knallen lassen, wie ich in meinem Beitrag: Big Pharma – bisher 3.000, jetzt 33.000 Euro zeigte.

Vergleichsweise bescheiden ist das Honorar, das Pfizer den niedergelassenen Medizinern gönnt. 650 Euro erhalten Ärzte für jeden Patienten, der das Rheuma-Mittel Enbrel verschrieben bekommt. Ziel der AWB ist es, die Vorteile gegenüber Konkurrenz-Präparaten zu untermauern.

Das große Schweigen

Wie hoch die Honorare nur für die NISn sind, ist nicht für alle Aufträge bekannt. Darüber schweigt beispielsweise der Pharma-Produzent STADA. Sogar nicht rezeptpflichtige Mittel lässt das Unternehmen von Ärzten “testen“, die ihre Patienten zum Kauf animieren sollen. Sibyllinisch teilt STADA mit, das Honorar sei der ärztlichen Gebührenordnung angeglichen.

So weiß niemand, wie hoch die verdeckten Werbungskosten für das Schlafmittel “Hoggar Night“ sind. Mindestens für eines solcher frei käuflichen OTC-Medikamente zahlt auch Omega Pharma den Ärzten für die “Datenübermittlung“ Geld. Ganz nebenbei sollen die Mediziner ihren Patienten das Präparat GRANU FINK femina empfehlen, damit sich die Sache auch lohnt.

Die gesetzliche Pflicht zur Meldung aller AWBs beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) ist auch keine echte Kontrolle des Wildwuchses. Denn eine Genehmigung ist nicht erforderlich und Angaben zu den Honoraren darf das BfArM nicht machen. Rufe nach mehr Transparenz konnten die verdächtige Heimlichtuerei bisher nicht beenden.

54 Pharma-Produzenten veröffentlichten zwar Zahlen zu AWBs und den Honoraren, allerdings sind die Veröffentlichungen alles andere als vollständig. Denn die Unternehmen machen die Angaben nur dann, wenn ein Arzt dem zugestimmt hat. So ist das wahre Ausmaß der unseligen Manipulationen weiterhin nicht erkennbar.

Die CDU-Gesundheitspolitikerin Maria Michalk resümiert daher, dass man auf die Freiwilligkeit der Pharma-Hersteller kaum noch hoffen könne. Sie fordert gesetzliche Maßnahmen, um die ausufernde Beeinflussung von Medizinern durch die Pharma-Industrie transparenter zu machen.

Ihr SPD-Kollege Prof. Dr. Karl Lauterbach will die AWBs einschließlich der Honorare gesetzlich einschränken. Diese Forderung vertritt Lauterbach schon seit einigen Jahren, jedoch hatte die Union in der großen Koalition bislang nicht mitgespielt. Der habilitierte Mediziner beklagt nicht nur die unsinnigen Kosten für das Gesundheits-System, sondern besonders den Schaden an Leib und Leben, der falsch behandelten Patienten entsteht.

Wolf-Dieter Ludwig geht mit seinen Forderungen noch weiter: Der Vorsitzende der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft will die AWBs gänzlich verbieten lassen.

So verwerflich die verkappte Korruption von Ärzten auch ist, illegal ist sie dennoch nicht. Laut einem Urteil des Bundesgerichtshofes aus 2012 sind die finanziellen Zuwendungen der Konzerne an Ärzte keine strafbaren Handlungen. Die Begründung ist genauso juristisch wie unverständlich. Denn Korruption sei nur möglich im Zusammenhang mit Amtspersonen oder Funktionsträgern von Wirtschaftsbetrieben. Doch auch vor klaren Gesetzesbrüchen schrecken manche Pharma-Konzerne offenbar nicht zurück.

Freiwillige Kontrolle funktioniert nicht

Auf die wachsende Kritik reagierte die Pharma-Branche 2015 mit der Schaffung eines „Transparenzkodex“. Beteiligt waren der Verband forschender Pharmaunternehmen (VFA) und der Verein Freiwillige Selbstkontrolle für die Arzneimittelindustrie e. V. (FSA). Die ins Leben gerufenen Plattformen sollten es ermöglichen, die Zahlungen einzelner Unternehmen und die Zuwendungen an Ärzte einzusehen.

Doch die Mediziner müssen der Veröffentlichung zustimmen, aber das taten 2016 nur 31 % und 2017 nur noch 25 %. Auf der Website des Rechercherzentrums CORRECTIV kann jeder die Honorare der Pharma-Konzerne an diejenigen Ärzte einsehen, die die Veröffentlichung erlaubt haben ( https://www.spiegel.de/gesundheit/diagnose/pharmazahlungen-an-aerzte-nur-jeder-vierte-mediziner-veroeffentlicht-einnahmen-a-1157419.html).

Wer mehr verschreibt, verdient auch besser

Wer ein Medikament ordentlich vertreiben will, kann den Verkauf auch sehr direkt fördern. Dazu muss nur die Nachfrage angekurbelt werden und die geht bei rezeptpflichtigen Präparaten von den Ärzten aus. Dann wird den Weißkitteln eben eine Stange Geld in die ausgebeulten Taschen gesteckt und die Sache läuft.
Vorreiter dieser einfachen Strategie ist auch hier Novartis. In Deutschland heißt das dann vornehm “Provision”, nicht aber in den USA. Dort beschwichtigte Novartis 2020 die Behörden mit 678 Millionen Dollar, um ein Verfahren wegen Zahlens von Bestechungsgeldern an Apotheken und Ärzte zu umgehen. Dabei ging es um zwei Medikamente gegen Krebs (Tasigna und Glivec) sowie ein Immunsuppressivum (Myfortic). 2015 ließ sich die US-Niederlassung Novartis Pharmaceuticals Corporation (NPC) die Vermeidung einer Anklage wegen des gleichen Deliktes 390 Millionen Dollar kosten.
Die Machenschaften sind gute, alte Novartis-Tradition. Zwischen 2000 und 2014 bauchpinselte der Konzern Ärzte mit allerhand Freizeitveranstaltungen wie Angeltouren, Grillpartys, Golf-Events und anderen lustigen und kostspieligen Aktivitäten. Die finanziellen Zuwendungen können inzwischen kaum noch auf die Zehnerpotenzen beziffert werden, weil die Organisatoren der Ausschweifungen schriftliche Beweise bewusst nicht hinterlassen haben. Dies berichtete die NZZ.
Mit einem Vergleich endete 2010 auch die Entrichtung illegaler “Provisionen” an Krankenhäuser und Ärzte. Damals zahlte Novartis 185 Millionen US-Dollar “freiwilliger Strafe”, damit die Angelegenheit nicht außer Kontrolle geriet. Im gleichen Verfahren kostete die Beruhigung von Zivilklägern 237 Millionen Dollar. Die Forderung resultierte auf unrichtigen Angaben bei nicht weniger als 6 Medikamenten. Novartis hatte beispielsweise das Epilepsie-Medikament Trileptal auf dem kurzen aber unzulässigen Dienstwege auf andere Indikations-Gebiete ausgeweitet.
Ob Korruption oder erlogene Arzneimittelwirkungen, die finanzielle Einebnung der Skandale ist gegen die Profite lächerlich. Die Pharmaka einfach zu Multitalenten zu erklären ist eine weitere beliebte Taktik, mit der die Konzerne Geld aufs Konto schaufeln. Nebenwirkungen werden hingegen werden oft verharmlost oder verschwiegen.

Wie mit falschen Versprechungen Kunden gewonnen werden

Schon bei der einfachen Werbung wird selten auf die Nebenwirkungen der angepriesenen Mittel geachtet. Selbst als die gefährlichen Nebenwirkungen des cholesterinsenkenden Mittels Lipobay bekannt wurden, setzte die Bayer AG die Werbung für die Arznei noch uneingeschränkt fort. Erst nachdem Todesfälle infolge der Einnahme öffentlich bekannt wurden, sah sich der Konzern zum Rückzug des Medikamentes gezwungen.
Eins ist bei der unerlaubten Werbung klar. Ärzte, die auf der Gehaltsliste der Arzneimittelhersteller stehen, sind wohl eher geneigt, falsche Produktbeschreibungen zu glauben.
In den USA sind die Justizbehörden nicht zimperlich, wenn im Pharmamarketing auf illegale Weise vorgegangen wird. So musste Pfizer 2009 2,3 Milliarden US-Dollar Strafe zahlen, weil beim Vertrieb des Analgetikums Bextra die gesetzlichen Vorgaben nicht eingehalten wurden.
Immer wieder bewerben Pharma-Konzerne Medikamente für Indikationen, für die die Präparate gar nicht zugelassen sind. 2009 verdonnerte die US-Justiz Eli Lilly zu einer Strafe von 1,4 Milliarden US-Dollar, weil das Psychopharmakum Zyprexa für die Behandlung von Demenz empfohlen hatte, die damit gar nicht behandelt werden kann und darf. Die Entschädigung von Patienten kostete das Unternehmen zusätzlich 800 Millionen US-Dollar. GlaxoSmithKline machte falsche Angaben über die Eigenschaften von Advair und Avandia, weswegen der Konzern 2012 sogar 3 Milliarden US-Dollar Strafe hinblättern musste. Merck kostete die Entschädigung von Patienten 629 Millionen US-Dollar, nachdem beim Vermarkten des Analgetikums Vioxx nicht die Wahrheit gesagt wurde. 2012 kam eine Strafzahlung von 322 Millionen US-Dollar dazu. Diese “Abschreibung” von rund 1 Milliarde US-Dollar war ohne weiteres zu verkraften, weil Merck bis dahin 11 Milliarden US-Dollar mit dem Verkauf von Vioxx eingestrichen hatte.
Roche verschwieg die Nebenwirkungen von Roaccutane. Das Präparat gegen Hautentzündungen wie Akne fördert Darmentzündungen und Depressionen, die im Selbstmord enden können. Weil Patienten das nicht wissen konnten, verklagten sie Roche auf Schadensersatz. Roche verwies auf Studien, denen zufolge Roaccutane nicht für Selbsttötungen verantwortlich ist. Deswegen wurde ein Urteil aufgehoben, in dem 2 Patientinnen 9 Millionen US-Dollar zugesprochen wurden. Andere Klagen waren erfolgreich, sodass Roche 48 Millionen US-Dollar an 6 geschädigte Patienten zahlen musste.
Die Pharmakonzerne sind auch mit verantwortlich für das Problem des Opioid-Missbrauchs, das in den USA enorme Dimensionen angenommen hat. In den USA sind zwischen 1999 und 2017 über 200.000 an Überdosierungen von Opioiden gestorben.
Viele Patienten, die solche Schmerzmittel zu lange einnehmen, bedienen sich aufgrund der entstandenen Sucht auf dem illegalen Drogenmarkt. Die Gefahr einer Abghängigkeit mit allen medizinischen und sozialen Folgen hatten viele Pharma-Produzenten und Händler dreist verschwiegen. Dazu gehörten die Konzerne Cardinal Health, McKesson, AmerisourceBergen und Teva. Einer Anklage begegneten die Unternehmen mit der freiwilligen Zahlung von Hunderten Millionen US-Dollar. Dieses Eingeständnis in seltener Einigkeit der Konkurrenten kam einen Tag vor der Gerichtsverhandlung zustande. In den Opioid-Skandal ist auch Johnson & Johnson verstrickt. Der Arzneimittelhersteller war 2019 gezwungen, in Oklahoma 572 Millionen US-Dollar Entschädigung zu zahlen. Auch hier hatten die Marketing-Strategen die Risiken der Opioide unter den Teppich gekehrt.
Neben solchen Machenschaften manipulieren die Pharma-Riesen auch fleißig die Preise ihrer Präparate. Novartis wurde 2010 in einem Zivilverfahren wegen Wucherpreisen zu einer Strafe von 185 Millionen US-Dollar verurteilt. Außerdem musste Novartis die Kläger mit 237 Millionen US-Dollar entschädigen. Der Konzern hatte die “Provisionen” an Ärzte und Kliniken einfach auf den Preis einiger Medikamente aufgeschlagen. Nachgewiesen wurde dieses Verfahren für die Medikamente Exforge, Trileptal, Zelnorm, Sandostatin, Diovan und Tekturna. Preisabsprachen sind in der Pharma-Branche keine Seltenheit. Wegen des gleichen Deliktesb verurteile ein Gericht Sandoz zu einer Strafe von 195 Millionen US-Dollar.

Griechische Politiker und Ärzte bestochen

Unrühmliches Parade-Beispiel scheint auch hier Novartis zu sein. Das Unternehmen soll griechische Politiker und Ärzte bestochen haben, um höhere Preise ansetzen zu können und Genehmigungsverfahren zu beschleunigen. Das meldete tagesschau.de am 6 . Februar 2018.

Die Vorwürfe beziehen sich auf die Zeit der konservativen Regierung, die bis 2015 herrschte. Besonders schwere Anschuldigungen richten sich gegen den damaligen Regierungs-Chef Samaras. Die Justiz des Landes hat das Parlament im Februar 2018 über bisher geheime Ermittlungstatbestände informiert.

Welches Ausmaß der Bestechungs-Skandal hat, bleibt vorerst ungewiss. Zunächst muss die Immunität vieler Abgeordneter aufgehoben werden. Nach vorläufigen Regierungs-Informationen geht es bei den illegalen Zahlungen um eine dreistellige Millionen-Summe. Samaras hat die Vorwürfe pauschal dementiert.

Fazit

Die Praktiken der Pharma-Industrie gefährden Menschenleben und untergraben den Rechtsstaat. Es kann und darf nicht sein, dass in einer so sensiblen Branche wie der Arzneimittelversorgung derartige Machenschaften geduldet werden.

Lesen Sie in diesem Zusammenhang auch den Artikel: Das Pharmakartell – Wie wir Patienten belogen werden.


Beitragsbild: 123rf.com – Vladimir Soldatov

Dieser Beitrag wurde letztmalig am 23.07.2020 aktualisiert.

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