Wussten Sie, dass ein verschobener Wirbel in Ihrem Rücken Kopfschmerzen, Atemprobleme oder sogar Verdauungsstörungen auslösen kann? Die Wirbelsäule ist weit mehr als nur das Rückgrat unseres Körpers – sie ist das Zentrum für den reibungslosen Austausch zwischen Organen und Nerven. Wenn eine Blockade entsteht, spüren wir die Folgen oft an Stellen, die wir niemals damit in Verbindung gebracht hätten. Doch wie genau hängen Wirbel und Organe zusammen, und was bedeutet das für Ihre Gesundheit?
Zum Verständnis: Bei organischen, als auch bei muskulären Beschwerden können auch Wirbelverschiebungen oder auch Wirbelsäulenblockierungen die Ursache sein. Doch auch umgekehrt können etliche Erkrankungen die Wirbelsäule beeinträchtigen. Es besteht also ein wechselseitiger Zusammenhang zwischen der Wirbelsäule und anderen Strukturen.
Das Problem: Die meisten Verschiebungen sind so “dezent”, dass diese auf Röntgenbildern nicht sichtbar werden. Die Nerven aber, die zwischen den Wirbelkörpern den Wirbelkanal verlassen, können dennoch irritiert sein.
Befehle vom Gehirn zum Organ gehen dann vielleicht nicht zu 100 % durch, die Rückmeldung allerdings auch nicht. Mit den Jahren können somit sogar organische Schäden verursacht werden. Es kann auch dazu kommen, dass “Quatsch” noch oben ins Gehirn gemeldet wird.
Es wäre also sinnvoll, bei Beschwerden, die sich einfach nicht bessern wollen, einmal die Wirbelsäule zu betrachten. Am besten versteht dies jemand, der die Ausbildung als Chiropraktor (Chiropraktik), Osteopathie, Rolfing oder in manueller Medizin hat.
Diese Fachleute können erkennen auch, ob die Störungen innerhalb der Wirbelsäule ihrerseits ihren Ursprung in anderen Körper-Regionen haben. Häufig vorkommend, aber oft vergessen, sind Ungleichgewichte im muskuloskelletalen System, die langfristig einen Wirbelsäulen-Defekt heraufbeschwören können.
Vernachlässigt werden hier gerade die Faszien (Bindegewebshüllen der Muskeln), die das Rückgrat beeinträchtigen können, auch wenn sie gar nicht in unmittelbarer Nähe zur Wirbelsäule liegen. Bewegungsmangel und sitzende Lebensweise tragen regelmäßig zu Rücken-Problemen bei, wenn sie nicht sogar die Hauptursache darstellen.
Die Knochen, Muskeln, Sehnen und Bänder des gesamten Körpers bilden ein Gefüge, in dem Zug und Druck gleichmäßig austariert sein müssen. Nur so ist der muskuloskelletale Apparat in der Balance und kann störungs- und schmerzfrei arbeiten.
Kleinste Verschiebungen können Auswirkungen auf alle anderen Teile des Gefüges zeitigen. Die Rede ist hier von einer „systemischen Störung“, die den Selbstheilungskräften des Körpers im Wege stehen kann.
Stellen Sie sich vor, ein Beuger ist stärker als sein korrespondierender Strecker. Dadurch entsteht ein einseitiger Zug, der sich in dem zusammenhängenden System fortsetzt. Das verdeutlicht diese Grafik, die ein einfaches Modell des musuloskelletalen Apparates zeigt. Die roten Stäbe stehen für Knochen und die dazwischen inserierten Gummibänder für die Muskeln. In der Darstellung herrschen optimal ausbalancierte Verhältnisse:
Schmerzen an der Lendenwirbelsäule sind das häufigste Problem
Schmerzen im unteren Lendenbereich (Lumbal-Region) haben oft ihre Ursache in Dysbalancen im Subsystem von Zwerchfell, Beckengürtel, Wirbelsäule und Schädel. So kann die Behandlung funktioneller Störungen des Kiefergelenkes lumbale Rückenbeschwerden langfristig lindern, während eine Intervention im Schmerzbereich keine dauerhafte Besserung bringt.
Die Therapie sollte daher nicht nur (aber auch) direkt an der Lendenwirbelsäule ansetzen, sondern auch an der Brust- und Halswirbelsäule, am Kreuzbein, Zwerchfell, den Schultern und am Kiefergelenk.
Die Zusammenhänge zwischen den einzelnen Organsystemen zeigt die folgende Grafik:
Ein anderes Beispiel dafür, wie Schmerzen an der Lendenwirbelsäule entstehen können, sind chronisch verspannte Oberschenkelmuskeln. Das Phänomen tritt durch zu langes Sitzen auf, aber auch durch Druck auf ein Ganglion zwischen Oberschenkelmuskel und Dickdarm. Wenn der Nervenknoten durch einen verhärteten Dickdarm (schlechte Ernährung!) auf diese Weise beeinträchtigt ist, kommt es zur reflektorisch induzierten Anspannung des Oberschenkelmuskels und sogar der tiefen Bauchmuskulatur.
Der zu hohe Tonus des hinteren Oberschenkelmuskels fixiert auch das Becken und das Kreuzbein. Der Halte-Apparat der Wirbelsäule kann den Bewegungen nicht mehr folgen, die durch die Zwerchfellatmung entstehen. Dann geraten auch die Gesäßmuskeln, die Kreuzbeinbänder sowie die tiefe Hüft- und Beckenbodenmuskulatur unter Druck. Darunter leidet dann der Ischiasnerv, Wirbel verrutschen und der Bandscheibenvorfall ist nicht weit.
So können systemische Störungen verlaufen, die auch zu Nacken-, Knie- und Schulter- sowie Leibschmerzen führen. Das Hormonsystem, Gehirn und die inneren Organe stehen ebenfalls in Wechselwirkungen mit systemischen Irritationen. Deswegen sind Schmerzen an der Wirbelsäule wie die häufige Lumbal-Problematik oft verbunden mit Beschwerden, die zunächst gar nicht damit in Zusammenhang gebracht werden.
Dazu gehören Abgeschlagenheit, Gedächtnisschwäche, Depressionen, Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Bewusstseinseintrübungen, Blasen- und Darmentleerungsstörungen sowie Atemnot und Potenzprobleme.
In der folgenden Tabelle sehen Sie eine Übersicht, mit welchen Organen, beziehungsweise welchen Beschwerden welcher Wirbel in Beziehung stehen kann.
C steht für cervical oder die Halswirbel betreffend, Th ist die Abkürzung für thoracal und bezeichnet die Brustwirbel und die L steht für lumbal und benennt die Lendenwirbel.
Übersicht
C1
Organe/Ursprung: Blutversorgung von Kopf, Hypophyse, Kopfhaut, Gesichtsknochen, Gehirn, Innen- und Mittelohr, sympathisches Nervensystem
Beschwerden: Kopfschmerzen, Nervosität, Schlaflosigkeit, Kopfgrippe, Bluthochdruck, Migräne, Nervenzusammenbruch, Gedächtnisschwund, chronische Müdigkeit, Schwindel, Epilepsie
C2
Organe/Ursprung: Augen, Sehnerven, Hörnerven, Nebenhöhlen, Mastoid-Knochen, Zunge, Stirn
Beschwerden: Nebenhöhlenbeschwerden, Allergie, Schielen, Taubheit, Augenleiden, Ohrenschmerzen, Ohnmachtsanfälle, bestimmte Arten von Blindheit, Gehörstörungen
C3
Organe/Ursprung: Wangen, Ohrmuscheln, Gesichtsknochen, Zähne, Facialis-Nerv
Beschwerden: Neuralgien, Neuritis, Akne oder Pickel, Ekzeme, Trigeminusneuralgie
C4
Organe/Ursprung: Nase, Lippen, Mund, Eustachische Röhre (Ohrtrompete)
Beschwerden: Heuschnupfen, Katarrh, Gehörverlust, Polypen, Trigeminusneuralgie
C5
Organe/Ursprung: Stimmbänder, Nacken-/Halsdrüsen, Rachen
Beschwerden: Kehlkopfentzündung, Heiserkeit, Halsschmerzen
C6
Organe/Ursprung: Nackenmuskulatur, Schultern, Mandeln
Beschwerden: Genickstarre, Oberarmschmerzen, Mandelentzündung, Keuchhusten, Krupp-Husten
C7
Organe/Ursprung: Schilddrüse, Schulter-Schleimbeutel, Ellbogen
Beschwerden: Schleimbeutelentzündung, Erkältungen, Schilddrüsenerkrankungen (Schildrüsenüberfunktion, Schilddrüsenunterfunktion)
Th1
Organe/Ursprung: Unterarme, Handgelenke, Hände, Finger, Speiseröhre, Luftröhre
Beschwerden: Asthma, Husten, Atembeschwerden, Kurzatmigkeit, Schmerzen in Unterarmen und Händen
Th2
Organe/Ursprung: Herz einschließlich seiner Klappen und Umhüllung, Herzkranzgefässe
Beschwerden: Funktionelle Herzbeschwerden und gewisse Brustleiden
Th3
Organe/Ursprung: Lungen, Bronchien, Rippenfell, Brustkorb, Brüste
Beschwerden: Bronchitis, Rippenfellentzündung, Lungenentzündung, Grippe
Th4
Organe/Ursprung: Gallenblase, Gallengänge
Beschwerden: Gallenblaseprobleme, Gelbsucht, Gürtelrose
Th5
Organe/Ursprung: Leber, Solarplexus, Blut
Beschwerden: Leberschwäche, Fieber, Hypotonie, Anämie, Kreislaufschwäche, Arthritis
Th6
Organe/Ursprung: Magen
Beschwerden: Magenbeschwerden (auch nervöser Art), Verdauungsstörungen, Sodbrennen
Th7
Organe/Ursprung: Bauchspeicheldrüse, Zwölffingerdarm (Duodenum)
Beschwerden: Geschwüre, Gastritis, Diabetes
Th8
Organe/Ursprung: Milz, Zwerchfell
Beschwerden: Abwehrschwäche
Th9
Organe/Ursprung: Nebennieren
Beschwerden: Allergien, Nesselausschläge, Müdigkeit
Th10
Organe/Ursprung: Nieren
Beschwerden: Nierenbeschwerden, Nierenschwäche, Arteriosklerose, chronische Müdigkeit, Nierenbeckenentzündung
Th11
Organe/Ursprung: Nieren, Harnleiter
Beschwerden: Hautkrankheiten wie Akne, Pickel, Ekzem oder Furunkel
Th12
Organe/Ursprung: Dünndarm, Lymphsystem, Eileiter, Blutkreislauf
Beschwerden: Rheumatismus, Blähungen, gewisse Arten der Sterilität
L1
Organe/Ursprung: Dickdarm, Leistenpforte
Beschwerden: Verstopfung, Colitis, Ruhr, Durchfall, manche Arten von Brüchen (Hernien)
L2
Organe/Ursprung: Blinddarm, Bauch, Oberschenkel, Appendix (Blinddarm)
Beschwerden: Krämpfe, Atembeschwerden, Übersäuerung, Krampfadern
L3
Organe/Ursprung: Geschlechtsorgane, Gebärmutter, Blase, Knie
Beschwerden: Blasenbeschwerden, aussetzende Regelblutung, zu starke Menstruation, zu schwache Menstruation, Fehlgeburt, Bettnässen, Impotenz, Wechseljahrbeschwerden, viele Knieprobleme
L4
Organe/Ursprung: Prostata, Muskeln der unteren Rückenabschnitte, Ischias-Nerv
Beschwerden: Ischias, Hexenschuss, schwieriges, schmerzhaftes oder zu häufiges Harnlassen; Rückenbeschwerden
L5
Organe/Ursprung: Bein, Unterschenkel, Sprunggelenke, Füße
Beschwerden: Schlechte Durchblutung der Unterschenkel (Durchblutungsstörungen), geschwollene Knöchel, schwache Sprunggelenke und Fußgewölbe, kalte Füße, schwache Beine, Wadenkrämpfe
Kreuzbein
Organe/Ursprung: Hüfte, Gesäß
Beschwerden: Beschwerden im Bereich des ISG (Rückenschmerzen, Hexenschuss), Wirbelsäulenverkrümmung (Skoliose)
Steißbein
Organe/Ursprung: Enddarm, After
Beschwerden: Hämorrhoiden, Afterjucken, Schmerzen beim Sitzen am Steißbein
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Dieser Beitrag wurde letztmalig am 5.9.2024 aktualisiert.