Die Gewöhnliche Rosskastanie stammt aus dem östlichen Mittelmeerraum und ist heute in ganz Europa verbreitet. Die dekorativen Blütenstände, die großen gefingerten Blätter und die beachtlichen Samen machten die Art zu einem der beliebtesten Parkbäume. Auch als Heilpflanze ist die Gewöhnliche Rosskastanie schon lange bekannt.
Als die Türken Wien belagerten, fütterten sie ihre Militärpferde mit Rosskastanien, wenn die Tiere an Husten litten. Weil das Naturheilmittel gut half, entwickelte sich daraus der medizinische Einsatz der Kastanien auch beim Menschen. Dabei geht die Anwendung weit über ein Mittel gegen Atemwegserkrankungen hinaus. Denn die Rosskastanien bieten mehr als nur einem Inhaltsstoff.
Inhaltsstoffe der Rosskastanie
Wie bei allen Arten der Gattung Aesculus enthalten fast alle Teile des Baumes pharmazeutische Wirkstoffe. Die großen Samen (Hippocastani semen) enthalten bis zu 3 % Triterpene und Saponine. Dieses Gemisch wird auch als “Aescin“ bezeichnet und stellt den wichtigsten Wirkstoff-Komplex der Rosskastanie dar. Aescin hemmt Entzündungen und hat abschwellende Eigenschaften. Vor allem entzündlich bedingte Ödeme sprechen gut auf den Wirkstoff-Komplex an.
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Die Samen enthalten ein Öl als Speicherfett, das in extrahierter Form (Hippocastani oleum) ein aromatisches Speiseöl darstellt. Nahrhaft sind auch die Zucker der Körner sowie Stärke, Proteine, Vitamin B2, B3, A, C und E, Purine und Mineralstoffe. Als Lebensmittel begehrt sind allerdings hauptsächlich die Esskastanien oder Maronen (Castanea sativa). Der Verzehr von größeren Mengen an Rosskastanien ist nicht empfehlenswert.
Die Blätter der Rosskastanie (Hippocastani folium) enthalten neben Aescin auch Cumarine, die gefäßerweiternd, gerinnungshemmend und krampflösend wirken. Auch die entzündungshemmenden und antioxidativen Flavonoide der Blätter sind wertvolle Wirkstoffe, die die Anwendung in der traditionellen Medizin unterstützen. Die äußerliche Applikation dient der Behandlung von Thrombosen und Entzündungen der Beinvenen sowie von Hämorrhoiden und Krampfadern.
Auch die Baumrinde (Hippocastani cortex) liefert Aescin, Flavonoide, Scopulin sowie Gerbstoffe und Harze. Die Rinde und deren Extrakte werden äußerlich zur Blutstillung (Adstringens) eingesetzt. Allerdings ist der technische Einsatz als Gerbmittel verbreiteter.
Die Fruchtblätter, also die stacheligen Samenschalen, weisen einen hohen Gehalt an Saponinen auf und sollten daher verworfen werden. Der Verzehr kann Magen-Darm-Reizungen zur Folge haben.
Wissenschaftliche Studien zur Rosskastanie
Laut wissenschaftlichen Forschungen verhindern die Wirkstoffe der Rosskastanie, dass die kapillaren Blutgefäße zuviel Flüssigkeit aufnehmen. Flüssigkeitsansammlungen (Ödeme) werden so aus dem Gewebe ausgeschwemmt und die Gefäßwände abgedichtet. Das Venensystem erhält seine Spannkraft zurück.
Aescin hemmt das Enzym Hyaluronidase, das die Proetoglykane der Kapillarendothelien abbaut. Die Bindegewebe können daher ihre Festigkeit besser aufrechterhalten. Auch entzündungshemmende Eigenschaften konnten nachgewiesen werden, die bei venösen Reizungen und deren Folgeerscheinungen Linderung verschaffen.
2007 führte das Venenzentrum der Kliniken für Dermatologie und Gefäßchirurgie der Ruhr-Universität Bochum eine Studie zur Wirkungsweise von systemischen Phytotherapeutika durch. Dabei wurde auch die Rosskastanie auf ihre Wirkung hinsichtlich des Venensystems untersucht. Ein Extrakt aus Rosskastanie konnte im Rahmen der Studie eine Abschwellung von Ödemen in ähnlichem Maße bewirken wie ein Kompressionsstrumpf.
Anwendung der Rosskastanie
Die Anwendung kann äußerlich und innerlich erfolgen. Salben mit Rosskastanien-Extrakt enthalten zur Wirkverstärkung oft Weinlaub-Auszüge. Zur oralen Applikation sind viele Präparate erhältlich, aus denen die weniger gut verträglichen Bestandteile extrahiert worden sind. Die Kapseln ermöglichen auch eine präzise Dosierung. Empfehlenswert ist Menge von 1 mg/kg Körpergewicht pro Tag.
Aescin verstärkt die Wirkung von Gerinnungshemmern wie Marcumar. Deswegen sollte die Anwendung von Rosskastanien-Präparaten mit dem Arzt besprochen werden. Kinder und Schwangere sowie stillende Mütter sollten bis zum Vorliegen von Veträglichkeitsprüfungen von der Einnahme ansehen. Dasselbe gilt für Menschen mit Nierenschwäche.
Obwohl Rosskastanien-Präparate im Allgemeinen gut verträglich sind, können manchmal Nebenwirkungen auftreten. Dazu zählen Magen-Darm-Beschwerden und allergische Reaktionen.
Aus Blüten, Rinde und den Samen der Rosskastanie werden auch homöopathische Präparate hergestellt, die zur Behandlung von Venenleiden, Kopf- und Rückenschmerzen sowie Magen-Darm-Problemen dienen.
Die häufigsten Anwendungsgebiete der Rosskastanie im Überblick:
- Chronisch-venöses Stauungs-Syndrom und Krampfadern (Varikosis)
- Venenentzündungen
- Pfortaderstauungen
- Verstauchungen, Hämatome, Ödeme
- Hämorrhoiden
- Afterfissuren
- Atemwegserkrankungen
- Blutverdünnung
- Gicht
- Rheuma
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Beitragsbild: 123rf.com – PAPAN-SAENKUTRUEANG
Dieser Beitrag wurde letztmalig am 13.01.2022 aktualisiert.