Arthrose ist der Verschleiß der Knorpelschichten, die die Knochen in den Gelenken schützend umgeben. Gründe für den Verschleiß sind mannigfaltig.
Mehr zu diesem Thema in folgenden Beiträgen:
- Arthrose: Ursachen, Symptome, Diagnose und Therapie
- Facettengelenksarthrose: Symptome, Ursachen und Therapie – Yamedo
- Eine Krankheit – viele Symptome: Arthrose Knorpelschaden – Gelenkverschleiß
- Arthrose: Der Gelenkverschleiß
- Fasten bei Arthrose und degenerativen Gelenkerkrankungen
- Kniearthrose – Die Arthrose im Kniegelenk
Eine noch nicht so populäre Behandlungsmethode, die jedoch in den letzten Jahren etwas mehr ins Rampenlicht gerückt worden ist, ist die PRP-Behandlung.
PRP steht für „plättchenreiches Plasma“. Diese Plasma-Therapie ist im weitestgehenden Sinne eine Variante der „Eigenblut-Therapie“. Denn das Plasma wird in der Regel aus dem eigenen Blut des Patienten gewonnen.
PRP wurde in den 1970er Jahren entwickelt und erstmals 1987 in Italien bei einer Operation am offenen Herzen eingesetzt. Die Therapie gewann dann in der Mitte der 1990er Jahre zunehmend an Popularität. Aber diese Popularität blieb nicht auf Operationen beschränkt.
Die PRP-Therapie wird inzwischen in einer Reihe von medizinischen Fachgebieten eingesetzt, wie die kosmetische Chirurgie, Zahnheilkunde, Sportmedizin und Schmerztherapie. Seit dem Jahr 2007 hat auch die Zahl an wissenschaftlichen Veröffentlichungen zu diesem Thema rapide zugenommen.
Herstellung
Zur Gewinnung von plättchenreichem Plasma wird dem Patienten Blut entnommen. Dieses Blut wird zentrifugiert, wobei sich die leichten Bestandteile im Blut von den schweren trennen.
Das Plasma, in dem sich die Plättchen (Thrombozyten) befinden, „schwimmt“ oben auf dem Zentrifugat und wird ihm entnommen. Ein nochmaliges Zentrifugieren des Plasmas bewirkt eine Konzentrierung der Plättchen um den Faktor 3 bis 4.
Der nicht verwendete Teil des Bluts kann bedenkenlos dem Patienten wieder zugeführt werden, so dass kein nennenswerter Blutverlust entsteht. Das PRP-Konzentrat kann dann bei seiner vorgesehenen Indikation eingesetzt werden.
Wirkmechanismen und klinischer Einsatz
Thrombozyten haben einen hohen Gehalt an verschiedenen Wirkstoffen, besonders Wachstumsfaktoren und Zytokinen (PDGF, TGF-ß, IGF, EGF, FGF, PDEGF, PDAF etc.). Mit der Injektion des Konzentrats in Bereiche, wo die organischen Schäden vorliegen, verabreicht der Therapeut lokal hohe Dosen von wirksamen Substraten, die der Körper unter physiologischen Bedingungen erst aufbauen und zum Ort des Geschehens leiten muss.
Dieser Transport von Wachstumsfaktoren zum Beispiel in Bereiche von Wunden kann sogar durch eine gestörte Mikrozirkulation so eingeschränkt sein, dass die notwendigen Substanzen überhaupt nicht am Wirkort eintreffen können. Resultat ist eine nachhaltig gestörte Wundheilung, die mit dieser Methode ausgeschaltet werden kann.
Der Einsatz von PRP induziert eine Reihe von physiologischen Vorgängen. Mit ihm wird die Proliferation und Differenzierung von einer Reihe von Zelltypen, wie Stammzellen, Chondroblasten, Epidermiszellen und so weiter, angeregt und beschleunigt.
Es kommt zu einer erhöhten Produktion an Kollagen und Proteoglykanen. Die Angiogenese wird angeregt, was zu einer verbesserten Durchblutung des betroffenen Gewebes führt.
Und, vielleicht die wichtigste Wirkung von PRP, die Zytokin-Balance (Die Th1 – Th2 Immunbalance – als Grundlage für die Therapie) verändert ihr Gewicht zugunsten der entzündungshemmenden Seite, so dass die PRP-Therapie Entzündungsprozesse bekämpfen hilft.
Im Wesentlichen gibt es drei Indikationsgebiete, wo die PRP-Therapie sich inzwischen bewährt zu haben scheint. Bei Operationen führt sie zu einem deutlich besseren Heilungsverlauf von OP-Wunden. Durch die weniger stark ausgeprägten Blutungen sind oft weniger Bluttransfusionen erforderlich.
Bluttransfusionen – dies ist ebenfalls ein Thema, bei dem es einiges zu beachten gibt. Diese Form von medizinischem Eingriff ist nicht so komplikationslos wie man sich das gemeinhin vorstellt: „Böses Blut“ – Bluttransfusionen mit Risiken?
Die PRP-Therapie bewirkt weiterhin eine Verminderung von postoperativen Schwellungen, Schmerzen und ein weniger ausgeprägtes Infektionsrisiko.
Überlastungsschäden sind fast immer mit Entzündungsprozessen im Bewegungsapparat verbunden, was auch für das Ausmaß an Schmerzen verantwortlich ist. Bekannte Anwendungsgebiete sind hier Tennisarm, Achillessehnenentzündung, Patellasehnenentzündung, Probleme im Schultergelenkbereich und so weiter.
Sehr oft ermöglicht die PRP-Therapie eine Vermeidung von Kortisonspritzen, über deren fragwürdigen Einsatz, vor allem bei Arthrose, ich hier berichtet hatte: Die Leiden mit der Kortisonspritze oder: „killing me softly“.
Damit ist das eigentliche Stichwort gefallen: Die Arthrose. Eine PRP-Therapie alleine ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht der richtige Weg in der Behandlung einer Arthrose.
Wie in meinen oben aufgeführten Beiträgen deutlich wird ist es eine Vielzahl an Möglichkeiten, die zu einem Therapieerfolg führen. Und die PRP-Therapie scheint ein wichtiges Teilchen im Therapie-Puzzle geworden zu sein.
Nicht zuletzt die entzündungshemmende Wirkung ist hier von Bedeutung. Dies führt zu einer besseren Durchblutung der Gelenke und damit verbunden zu einer besseren Beweglichkeit. Mit betroffen von den positiven Effekten der PRP-Therapie sind Knorpel, Knochen, Sehnen, Muskulatur, Gelenkkapsel, Schleimhäute und Nerven in den behandelten Gebieten.
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Was sagt die Wissenschaft?
Überraschend ist, dass es auffallend viel „frische“ Veröffentlichungen zu diesem Thema gibt. Alle Arbeiten sind aus dem Jahr 2017.
Stellenwert bei Arthrose
Platelet-rich plasma for osteoarthritis treatment.
Diese Arbeit ist eine Metaanalyse, bei der eine Reihe von Datenbanken recherchiert wurden auf die Frage, welchen Stellenwert die PRP-Therapie bei Arthrose hat. Die Auswahl des Zeitraums, in den wissenschaftliche Arbeiten zu diesem Thema veröffentlicht worden sind, ist mit Mai 2012 bis Oktober 2013 relativ eng gewählt.
Die Autoren fanden 23 Veröffentlichungen, wovon 9 klinische Studien waren, von denen wiederum 7 randomisierte Studien mit insgesamt 725 Patienten waren.
Hier zeigte sich in der Teilnehmergruppe, die eine PRP-Therapie erhielt, eine Verbesserung bei Schmerzen und Gelenkfunktionen im Vergleich zu Placebo und Hyaluronsäure. Die Wirkung der Therapie hielt über 2 Jahre an. Sie war effektiver bei eher milderen Formen von Arthrose.
Allerdings bemängelten die Autoren, dass es bis heute keine Standardisierung der Therapie gibt. Gleiches gilt auch für die Herstellung von PRP. Auch die Beschreibung der Patienten in den verschiedenen Arbeiten ließ nach Meinung der Autoren zu wünschen übrig. Von daher warnen sie vor einer nicht vorsichtigen Interpretation der Studiendaten.
Mein Fazit: Diese Metaanalyse hat zumindest deutlich gezeigt, dass sie in der Lage ist, die Qualität von bereits durchgeführten Studien relativ zuverlässig zu beurteilen. In diesem Fall scheint die Qualität noch einiges zu wünschen übrig zu lassen.
Beschleunigte Heilung von Weichteilgewebe
Platelet-Rich Plasma (PRP) in Orthopedic Sports Medicine.
Die Autoren besprechen hier die PRP-Therapie als „relativ sicher“ und dass sie in der Lage ist, den Heilungsprozess von Wunden in Weichteilgewebe zu beschleunigen.
PRP-Therapie in Kombination mit Hyaluronsäure-Injektionen
Diese Arbeit ist ein Fallbericht, in dem 3 Fälle diskutiert werden. Bei allen drei Fällen handelte es sich um Patienten, die an einer Arthrose der Kniegelenke litten und dementsprechend eingeschränkt in ihrer Fortbewegung waren. Die Patienten erhielten eine PRP-Therapie in Kombination mit Hyaluronsäure-Injektionen in die Kniegelenke.
In allen Fällen zeigte sich eine Abnahme der Schmerzen und Zunahme der Beweglichkeit des behandelten Knies. Röntgenaufnahmen während der Nachbehandlungsphase bestätigten die Verbesserung des Zustandes der Kniegelenke. Es zeigten sich Hinweise auf eine Regeneration der Gelenkknorpel.
Die Autoren schlossen aus ihren Beobachtungen, dass diese drei Fälle klinische und röntgenologische Fakten für eine neue Therapie einer fortgeschrittenen Knie-Arthrose geliefert hatten. Somit wurde gleichzeitig eine sonst übliche Operation vermieden.
Diese Therapie ist auch eine wichtige Option für alle die Patienten, für die eine Operation nicht indiziert, da möglicherweise riskant ist. Die Autoren vermuteten auch, dass die Behandlung mit PRP und Hyaluronsäure den Einsatz eines künstlichen Gelenks verhindern kann.
Athrozentese und PRP
In dieser Arbeit handelt es sich um Patienten mit einer Arthrose des Kiefergelenks. An der randomisierten, doppelblinden, Placebo kontrollierten Studie nahmen 31 Patienten teil, die 49 erkrankte Kiefergelenke aufwiesen. Also jeder zweite Patient hatte beidseitige Probleme.
Die Patienten wurden in zwei Gruppen aufgeteilt: Gruppe A wurde einer Arthrozentese unterzogen (Arthrozentese ist die Punktion eines Gelenks) und erhielt eine PRP-Injektion und danach vier aufeinander folgende PRP-Injektionen. Gruppe B musste eine Arthrozentese über sich ergehen lassen und erhielt eine Hyaluronsäure-Injektion.
Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass die unterschiedlichen Beobachtungsparameter, eine visuelle Beurteilung der Kiefergelenke aufgrund einer Skala und die Messung des Gelenkspalts, keine signifikanten Unterschiede zwischen PRP-Therapie und Hyaluronsäure-Injektion zeigten. Daher schlossen sie, dass Arthrozentese plus Hyaluronsäure-Injektion einer Therapie mit PRP vorzuziehen sei.
Mein Fazit hier: Ob bei Arthrose eine Arthrozentese Mittel der Wahl ist, könnte man auch hinterfragen. Denn dieser Vorgang ist eine rein diagnostische Maßnahme, bei der Gelenkflüssigkeit entnommen und dann im Labor untersucht wird.
Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass PRP und Hyaluronsäure gleich gut (oder schlecht?) wirken. Von daher kann ich den Folgeschluss, Hyaluronsäure zu bevorzugen, nicht ganz nachvollziehen. Auch die Kriterien für die Effektivität der Behandlungsformen, visuelle Beurteilung und Größe des Gelenkspalts, halte ich nicht für die maßgeblichen Kriterien.
Denn Entzündungsprozesse sind hier die Vorgänge, die für Gewebeabbau, Schmerzen und Funktionsverlust sorgen. Die in dieser Arbeit erörterten Kriterien sind selbst nur Symptome der Erkrankung.
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Gesamt-Fazit
Die PRP-Therapie scheint eine relativ breite Akzeptanz in der Schulmedizin gefunden zu haben, auch wenn es immer noch Arbeiten zu geben scheint, die mit fragwürdigen Testkriterien und Studiendesigns zu versuchen scheinen, andere, ältere Therapieformen zu pushen.
Zudem ist diese Variante der „Eigenbluttherapie“ so gut wie nebenwirkungsfrei, da her das Blut des Patienten das „Medikament“ ist. Probleme, falls sie auftreten sollten, könnten bei der Injektion entstehen.
Fazit vom Fazit: Die PRP-Therapie ist scheint eine gute therapeutische Bereicherung, nicht aber die absolute einzige und einzigartige Therapie von Arthrosen zu sein.
Beitragsbild: fotolia.com – 7activestudio
Dieser Beitrag wurde letztmalig am 20.7.2017 aktualisiert.