Die menschliche Haut dient unter anderem als Schutzmantel und für den Tastsinn. Daneben gilt unser größtes Organ als „Spiegel der Seele“.

Der Juckreiz (Pruritus) gilt als das häufigste Symptom an der Haut. Es handelt sich um eine Missempfindung, die den Betroffenen zum Kratzen und Scheuern der betroffenen Stelle bringt. Juckreiz kann das Wohlgefühl und die Lebensqualität sehr stark beeinflussen.

Der Juckreiz kann “unstillbar” werden, wie es in der Fachsprache heißt: Unstillbarer Juckreiz bedeutet, dass sich der oder die Betreffende selbst durch Kratzen nicht das Jucken beseitigen kann.

Probleme, die dann auftreten: Durch das Kratzen können die obersten Hautschichten geschädigt werden und so weitere Symptome wie Schmerz und Druckgefühl verursachen. Im schlimmsten Fall entstehen Entzündungen, die Narben zurücklassen.

Verschiedene Formen von Hautjucken

Der Juckreiz dient in erster Linie als Schutzmechanismus.

Er bringt uns dazu, durch Kratzen Dinge zu beseitigen, die der Haut schaden könnten. Das Jucken kann generalisiert über den gesamten Körper verteilt oder lokal begrenzt (epikritischer Juckreiz) auftreten.

Auch tritt er akut, kurzfristig oder aber lang andauernd, chronisch in Erscheinung, wobei die chronische Form häufig ein Warnsignal darstellt, welches ärztlich abgeklärt werden sollte.

Chronischer Juckreiz, vor allem wenn er an großen Körperflächen oder dem ganzen Körper auftritt, kann weitreichende Folgen haben: Viele Patienten klagen über starke Schlafstörungen, Stress und Erschöpfung. Außerdem fühlen sie sich durch das dauernde Kratzen und die sichtbaren Hautverletzungen beschämt und entstellt. Das kann manchmal so starke psychische Probleme auslösen, dass Patienten depressiv werden oder noch schlimmeres.

Je nach dem Zustand der Haut wird der Juckreiz (Pruritus) in unterschiedliche Schweregrade eingeteilt: Beim Pruritus sine materia ist die Haut noch gesund und ohne Veränderungen.

Beim Pruritus cum materia ist eine Hautkrankheit deutlich sichtbar. Und beim Pruritus mit chronischen Kratzspuren ist die Haut schon so geschädigt, dass oft gar nicht mehr ersichtlich ist, ob eine Hautkrankheit zugrunde lag.

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Ursachen für Juckreiz

Lange dachte man, Juckreiz würde von denselben Rezeptoren ausgelöst wie Schmerz. Inzwischen gibt es jedoch deutliche Hinweise darauf, dass es für den Juckreiz eigene Nervenfasern gibt, die durch Botenstoffe wie Serotonin oder Histamin angeregt werden.

Das wird zum Beispiel bei der Anwendung von Opiaten sichtbar: Sie wirken zwar gegen Schmerzen, können aber Juckreiz auslösen, scheinen also auf unterschiedliche Nerven anders zu wirken.

Hauptauslöser für lästiges Jucken sind Hautkrankheiten (zum Beispiel Ekzeme, Neurodermitis oder Schupperflechte = Psoriasis). Einen besonders stark quälenden Juckreiz verursacht Prurigo nodularis. Daran erkranken meistens Menschen im fortgeschrittenen Lebensalter. Männer leiden öfter an den chronischen, entzündlich bedingten Beschwerden. Typisch für die Erkrankung sind gerötete Hautknötchen, die bis einige Zentimeter groß werden können. Durch den Kratz-Juck-Kreislauf verletzen die Patienten ihre Haut, die dann offene Stellen zeigt. Langfristig entstehen so viele Narben.

Feststellbar ist bei den Patienten ein fehlreguiertes Nervensystem und eine aus dem Ruder laufende Immun-Abwehr. Mediziner sprechen von einer Entzündung vom Typ 2, bei der die TH2-Zellen zu viel Entzündungs-Mediatoren (Zytokine) produzieren. Oft leiden die betroffenen Menschen gleichzeitig an Psoriasis und/oder Neurodermitis. Eine Prurigo nodularis kann auf andere schwere Erkrankungen oder Störungen hindeuten. Dazu gehören Krebs, Diabetes, Nierenschwäche, Leberkrankheiten, AIDS, Schilddrüsenkrankheiten und Eisenmangel.

Eine mikroskopische Untersuchung von Hautproben kann Klarheit schaffen, ob die Hautkrankheit vorliegt. Die Haut ist verhornt und mit mehr Nerven durchzogen als gesunde Areale. Zudem haben sich Mikroorganismen eingeschlichen, die von vielen weißen Blutkörperchen bekämpft werden. Der Arzt verordnet entzündungshemmende Salben mit Glukokortikoiden (Kortison), orale Antihistaminika, Immunsuppressiva und daneben auch Antidepressiva und Antiepileptika.

Kritisch beurteilt werden muss die Therapie mit Biologika. Das sind sogenannte „Nachahmer-Präparate“, deren Wirkstoffe (Antikörper, Proteine, DNA, RNA) körpereigenen Verbindungen ähnlich sind. Hergestellt werden die Pharmaka mit gentechnisch veränderten Bakterien. Ziel ist eine Unterdrückung der Immunfunktion, die auf einer Inaktivierung von Zytokinen beruht. Dadurch kommt es allerdings häufiger zu Infektionen.

Auch alle Reizungen des Schutzmantels durch unterschiedliche Faktoren sowie jede sichtbare Hautveränderung können Juckreiz verursachen. Dann schüttet der Körper vermehrt Zytokine oder auch Histamin aus. (diese Stoffe sind Mediatoren bei immunologischen Prozessen).

Hier können im Besonderen alle Allergieformen, Parasiten-Befall (zum Beispiel Kopfläuse), Pilzinfektionen (Mykosen) und auch die Nesselsucht (Urtikaria) genannt werden.

Auch Stoffwechselstörungen und Organerkrankungen (zum Beispiel Schilddrüsenprobleme, Nierenkrankheiten, Diabetes mellitus, verschiedene KrebsleidenBlutkrankheitenLeberkrankheiten) verursachen neben anderen Beschwerden Juckreiz. Bekannt sind juckende Hautausschläge bei „Kinderkrankheiten“ wie Masern oder Windpocken. (Besonders Kinder tun sich sehr schwer, dem Drang zu Kratzen zu widerstehen, was weitere Hautverletzungen nach sich ziehen kann.) Eisenmangel kann ebenfalls zu Juckreiz führen.

Und auch Reaktionen auf verschiedene MedikamenteDurchblutungsstörungen, psychische Belastung oder die Infektion mit Erregern (zum Beispiel Kopfläuse oder Würmer) zeigen sich durch unstillbaren Juckreiz. Psychische Gründe für starken Juckreiz können Waschzwänge, Halluzinationen oder Depressionen sein.

Beim After-Juckreiz können Würmer oder Hämorrhoiden die Ursache sein.

Mykosen (Hautpilze), Darmpilze oder Unverträglichkeiten gegenüber Waschmittel oder Weichspüler können ebenfalls die Auslöser sein.

Bei einem Juckreiz im Scheidenbereich der Frau sollte an eine Scheidenentzündung gedacht werden.

Insektenstiche lösen natürlich ebenfalls Juckreiz aus.

Trockene Haut ist besonders empfindlich und reagiert sehr leicht mit Jucken. Deshalb leiden viele Menschen im Winter oder im Alter häufiger an Juckreiz. Trockene Haut sollte gut gepflegt werden, um den Juckreiz und andere Probleme zu vermeiden. In meinem Beitrag zur trockenen Haut finden Sie mehr Tipps und Hausmittel.

Bei dieser Vielzahl an möglichen Auslösern ist es leicht ersichtlich, dass es nicht immer einfach ist, die Ursache für den Juckreiz herauszufinden. Vor allem, wenn mehrere Faktoren als Ursache infrage kommen, dauert es oft eine ganze Weile, bis die Antwort gefunden ist und das Jucken gezielt behandelt werden kann.

Wenn der Juckreiz häufiger ohne ersichtlichen Grund auftritt oder von anderen Symptomen wie FieberMüdigkeitSchwindel oder Hautveränderungen begleitet wird, sollten Sie in jedem Fall einen Arzt aufsuchen, um die Ursachen zu klären.

Idealerweise sammeln Sie vor dem Arztbesuch schon Informationen, in welchen Situationen der Juckreiz auftritt. Je genauer Sie die Symptome beschreiben können, umso leichter wird der Arzt zu einer Diagnose kommen können.

Sprache der Symptome

Viele Symptome können auch im übertragenen Sinne eine wichtige Botschaft enthalten. Bei anhaltendem Juckreiz könnten Sie sich fragen: Was juckt Sie denn wirklich? Gibt es etwas, was Sie dermaßen stört, dass es Ihnen keine Ruhe lässt? Mehr dazu auch im Beitrag: Die Haut als Spiegelbild der Seele? (naturheilt.com)

Naturheilkunde, Hausmittel, Alternativmedizin bei Juckreiz

Wichtig zu wissen: Es kommt auf die Ursache an. Dazu hatte ich oben im Beitrag versucht einiges deutlich zu machen. Entsteht der Juckreiz als Nebenwirkung durch Medikamente, können lokale Maßnahmen (die ich gleich beschreibe) erst einmal eine Linderung verschaffen – lösen aber auf Dauer das Problem nicht. In solch einem Fall müssten Sie dann mit Ihrem Arzt sprechen und ihn konkret darauf hinweisen, ob der Juckreiz vielleicht von den Medikamenten kommen könnte.

Ebenso sollten Sie bitte in den verlinkten Beiträgen weiterlesen, wenn Sie ein spezifisches Problem haben, um weitere Ideen für eine Behandlung zu erhalten.

Häufig werden bei Hautproblemen natürlich Salben und Cremes angewendet. Aber wie bereits gesagt: Das Problem ist oftmals nicht an der Haut zu suchen, sondern “innen”.

Hinweis für Apotheker: Die Kommission „Neues Rezeptur-Formularium“ (NRF) hat für Apotheker entsprechende Rezepturhinweise veröffentlicht, um den Apothekern das Anmischen von Salben und anderen Medikamenten zu erleichtern und die Qualität dieser Medikamente zu sichern – ich weiß, dass manche Apotheker auch bei mir mitlesen…

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Eigenharntherapie

Die betroffenen Stellen mit Eigenharn betupfen. Das hört sich für die meisten Leser und Patienten erst einmal “eklig” an – aber: Urin ist generell erst einmal eine sterile Flüssigkeit und NICHT unhygienisch. Zudem enthält Urin Harnstoff. Harnstoff wird in der Medizin in Form von Harnstoffcremes oder -salben zur Behandlung von trockener Haut eingesetzt. Harnstoff hat feuchtigkeitsspendende Eigenschaften und kann dazu beitragen, die Haut zu hydratisieren und abgestorbene Hautzellen zu entfernen. Darüberhinaus enthält der Urin weitere Substanzen, die interessant sind. Lesen Sie dazu auch bitte meinen Beitrag zur Eigenurin-Therapie.

Ernährung

Beachten Sie bitte die Ernährungshinweise in den jeweiligen Kapiteln: EnzündungenDarmpilze und Allergie. Da gibt es einiges zu tun. Jeder Betroffene von Juckreiz, sollte meiner Erfahrung nach auf jeden Fall Schweinefleisch in jeder Form meiden!  Mehr dazu in meinem Beitrag zum Fleisch.

In Bezug auf die Ernährung denke ich natürlich auch noch etwas spezifischer. Einige weitere Punkte, die infrage kommen, bzw. helfen können:

Trinken: Ausreichende Flüssigkeitszufuhr ist wichtig, um die Hautfeuchtigkeit zu erhalten. Wir bestehen aus Wasser und nicht aus Kaffee, Cola, Orangensaft usw. Also weg damit!

Vermeidung von potenziellen Auslösern: Einige Menschen erfahren Juckreiz als Reaktion auf bestimmte Nahrungsmittelallergien oder -empfindlichkeiten. Das Identifizieren und Vermeiden von potenziellen Auslösern kann hilfreich sein. Hierbei kann ein Ernährungstagebuch nützlich sein.

Vermeidung von irritierenden Lebensmitteln: Manche Lebensmittel können entzündungsfördernd sein. Hierzu gehören möglicherweise stark gewürzte Speisen, Zucker, alkoholische Getränke und koffeinhaltige Produkte. In der Praxis teste ich das für die Patienten generell aus. In “groben” Fällen lasse ich die Patienten Heilfasten. Wenn sich während des Heilfastens die Symptome deutlich bessern oder sogar verschwinden, dann ist die Ursache bei der Ernährung zu suchen und/oder bei unterschwelligen chronischen Entzündungen. Zum Heilfasten habe ich eine eigene Webseite erstellt, weil dieses Heilverfahren eine so hohe Bedeutung hat und mir auch persönlich am meisten geholfen hat: https://www.gesund-heilfasten.de

Heilpflanzen

Bei Insektenstichen und bei Juckreiz nach dem Kontakt mit Quallen: für äußere Anwendungen ist Apfelessig unverdünnt wirksam. Ein klassischer Apfelessig-Drink wird aus zwei Teelöffeln Honig, zwei Teelöffeln Apfelessig und einem Viertelliter Wasser zubereitet.

Generell bei Juckreiz sind äußerlich folgende Hausmittel interessant:

Aloe Vera: Aloe Vera Gel kann kühlend und beruhigend auf die Haut wirken.

Kokosöl: Kokosöl hat feuchtigkeitsspendende Eigenschaften und kann die Haut beruhigen. Kokosöl können Sie drei- bis viermal täglich großzügig und unverdünnt anwenden. Hinweis: Es gibt flüssiges Kokosöl.

Haferflockenbad: Ein Bad mit Haferflocken kann helfen, die Haut zu beruhigen. Hierzu Haferflocken in ein Tuch oder eine Baumwollsocke legen und in das Badewasser hängen.

Kamillentee: Kamillentee hat entzündungshemmende Eigenschaften. Sie können einen starken Kamillentee zubereiten, abkühlen lassen und auftragen/abreiben.

Brennnessel: Brennnessel kann Juckreiz lindern. Wir verwenden dazu natürlich nicht die frischen Brennnesseln. Getrocknete Brennnessel in Form von Tee oder Cremes ist besser verträglich.

Lavendelöl: Lavendelöl hat beruhigende Eigenschaften. Einige Tropfen in einem Trägeröl können auf die betroffene Hautstelle aufgetragen werden.

Quark: Quark kann kühlend wirken und auf die Haut aufgetragen werden. In Form von Quarkwickeln, siehe hier: Quarkwickel – Wie oft, wie lange und ohne Sauerei?

Homöopathie

Die Homöopathie kann eine sehr elegante Methode sein, auch schwierigste Erkrankungen zu heilen und das mit sehr einfachen Mitteln. Hierzu bedarf es eines Homöopathen mit hinreichend Erfahrung und seitens der Patienten vielleicht etwas Geduld, vor allem zu Beginn einer Behandlung.

In Sachen Juckreiz kennt die Homöpathie alleine 40 bis 60 wichtige Mittel die infrage kommen.

juckt vorallem, brennt aber auch manchmal

Rhus toxicodendron D 30 

brennt mehr als es juckt

Arsenium album D 6 

Abends beim Auskleiden und in der Bettwärme

Rumex D 4 

Magnesium carbonicum D 6

nach dem Bad

Lachesis D 12 

besser durch Abkühlung

Magnesium carbonicum D 6 

Säure-Basen-Haushalt

Lesen Sie mehr dazu im Kapitel Übersäuerung. Das ist ein wichtiges Thema für Betroffene mit Juckreiz!

Sonstiges

Tragen Sie nur Kleider aus natürlichen Fasern: Seide, Baumwolle oder Leinen. Schurwolle ist oft auch schwierig – probieren Sie es aus.

Wenn Sie zu trockener Haut neigen, sollten Sie häufiges Baden, Duschen und Saunieren vermeiden und möglichst wenige Reinigungsprodukte wie Duschgel oder Seifen verwenden. Ausführlich dazu in meinem Beitrag zur Hautpflege.

Bei akutem starkem Juckreiz helfen feuchte, kühle Umschläge mit Essig, Schwarztee oder Quark. Pflegen Sie die Haut nach solchen Wickeln gut, um sie nicht weiter auszutrocknen.

Wenn Stress bei der Krankheitsentstehung eine Rolle spielt, können Entspannungstechniken große Veränderungen bringen. Bei Patienten mit chronischem Juckreiz können sie auch vom Kratzen ablenken. Geeignete Entspannungsverfahren beschreibe ich im Beitrag: Die besten Verfahren zur Entspannung.

Homöopathie: Gut eignet sich zur örtlichen Anwendung auch die homöophatische Cardiospermum-Salbe.

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Kleine Anmerkung: Die Sache mit den “5 Wundermitteln” ist mit Abstand der beliebteste Newsletter, den meine Patienten gerne lesen…


Beitragsbild: 123rf.com – subbotina

Dieser Beitrag wurde letztmalig am 14.1.2024 aktualisiert.

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