Heilpflanzen

Die Heilpflanze Johanniskraut – sanfte Hilfe bei Depressionen, Nervosität, Erschöpfung und auch Verletzungen

Johanniskraut hat als medizinische Heilpflanze eine sehr lange Tradition. Vor 2000 Jahren wurde es von griechischen und römischen Ärzten als Heilmittel verwendet. Im Mittelalter griff der Arzt Paracelsus auf das Heilkraut zurück. Im 18. Jahrhundert wurde die antidepressive Wirkung des Johanniskrauts bekannt. Seit den Dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts wird es auch in der “Schulmedizin” eingesetzt. In diesem Beitrag beschreibe ich Ihnen nicht nur die Heilpflanze, sondern auch deren Einsatzmöglichkeiten.

Da Johanniskraut eine so lange Tradition hat, ist es nicht verwunderlich, dass es auch noch viele andere Namen in der “Volksmedizin” hat. Ich kenne das auch noch unter den Namen: Blutkraut, Jeses-Wunden-Kraut, Johannisblut oder Wundkraut. Das Johanniskraut ist eine bis zu 1 Meter hoch wachsende mehrjährige Pflanze, die ab Mitte Juni goldgelb blüht, wie im folgenden Bild gut zu sehen:

Abb. 1: Ein wichtiges Merkmal für das echte Johanniskraut ist die Blüte. Wenn man die Blüte abzupft (mit dem Kelch unten!) und diese kräftig zwischen den Fingern zerreibt, verfärben sie sich dunkelrot. Man muss aber schon kräftig reiben.

Die Blüten sollen am 24. Juni aufbrechen, der als Johannistag bezeichnet wird, weil Johannes der Täufer an dem Datum Geburtstag haben soll.

Zerreibt man die Blüten, tritt eine rote Flüssigkeit aus, das Rotöl. Die ätherischen Öle der Pflanze sind gut zu erkennen, wenn man deren ovale Blätter gegen das Licht hält. Die kleinen hellen Punkte, die man dann sieht, sehen wie Löcher aus und erwecken den Eindruck die Pflanze sei “durchlöchert”.

Herstellung von Johanniskrautöl

Johanniskrautöl wird ganz einfach zubereitet, indem die Blüten in eine lichtdurchlässige Flasche gelegt und in Öliven- oder Sonnenblumenöl eingelegt werden. Anschließend bleibt die Flasche zwei Monate lang in der Sonne stehen.

Das Johanniskrautextrakt zur Medikamentenherstellung wird gewonnen, indem der Blütenhorizont der Pflanze, also die Blüten, Blätter und Stengel aus dem oberen Bereich des Krautes geerntet, getrocknet und anschließend zerkleinert werden. Danach werden sie mit Alkohol versetzt. Aus dieser Mischung wird schließlich das Extrakt gewonnen.

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Inhaltsstoffe

Hyperforin, Hypericin und Pseudohypericin sowie Flavonoide (wie Hyperosid, Isoquercitin, Biapigenin) und Rutin sind neben den ätherischen Ölen die Hauptinhaltsstoffe des Johanniskrauts. Für die medizinische Wirkung der Pflanze ist vor allem das Hyperforin verantwortlich, das in keiner anderen Pflanze enthalten ist.

Anwendungsgebiete

Das Johanniskrautextrakt wird vorrangig als Stimmungsaufheller bei Depressionen eingesetzt, besonders bei Winter-Depressionen. oder als Beruhigungsmittel bei nervöser Unruhe (z.B. vegetative Dystonie). Bei einer Behandlung sollte man aber wissen, dass es 4 bis 6 Wochen dauern kann, bis entsprechende Wirkspiegel erreicht sind und eine Aufhellung der Stimmungslage eintritt.

Weitere Anwendungsgebiete sind Wechseljahrs-Probleme und das Prämenstruelle Syndrom (PMS) sowie Angststörungen. Auch beim Nikotin-Entzug soll die Heilpflanze helfen können.

Äußerlich wird das Johanniskrautöl wegen seiner entzündungshemmenden und antiviralen Wirkung bei kleineren Verletzungen angewendet. Besonders geeignet ist das Präparat, wenn Nerven angeschnitten sind, weil deren Heilung gefördert wird. Auch Schmerzen kann Johanniskrautöl lindern. Weitere Anwendungsgebiete sind Verbrennungen, Hautausschlag und krankhaft veränderten Hämorrhoiden. Niemals aber bei offenen Wunden. Mehr dazu auch unter: Wundheilung.

Interessanterweise kann man Johanniskraut auch in Fällen von Bettnässen geben, was verständlich erscheint, wenn man bedenkt, dass Bettnässen auf “seelische Ursachen” geschoben wird.

Wirkung

Die klinisch (schulmedizinisch) belegte Wirkung tritt zeitversetzt etwa zwei Wochen nach Beginn der Einnahme auf. Eine Behandlung als “Antidepressivum” kann sich über mehrere Monate erstrecken. Der Wirkstoff nimmt Einfluss auf die Botenstoffe des Gehirns, die für den Stoffwechsel zwischen den Nervenzellen und damit für das Auftreten von Depressionen mitverantwortlich sind.

Etlichen Studien zufolge sollen die Inhaltsstoffe oder ein Inhaltsstoff die Konzentrationen der Neurotransmitter Serotonin und Dopamin im Gehirn erhöhen. Auch die Produktion des Botenstoffes Noradrenalin soll angekurbelt werden. Der Effekt ist daher einigen Antidepressiva ähnlich, und zwar besonders den SSRI (Serotonin-Wiederaufnahmehemmer). Allerdings hat Johanniskraut nicht die schweren Nebenwirkungen der Tabletten. Das hat zur Folge, dass Patienten die Behandlung mit der Heilpflanze nicht so oft abbrechen wie Menschen, die synthetische Antidepressiva einnehmen.

Viele wissenschaftliche Untersuchungen belegen, dass Johanniskraut bei leichten bis mittelschweren Depressionen den synthetischen Antidepressiva ebenbürtig ist.

Allerdings muss Johanniskraut sehr diszipliniert dosiert werden, da die Wirkstoffe durchaus Nebenwirkungen auslösen können. Diese unangenehmen Effekte sind zwar lange nicht so schwerwiegend wie bei synthetischen Antidepressiva, müssen aber trotzdem berücksichtigt werden. Oft sind die Nebenwirkungen von Johanniskraut nur in der ersten Zeit der Einnahme zu beklagen.

Das Extrakt erhöht die Lichtempfindlichkeit der Haut sowie manchmal auch der Augen. Wird diese unter Therapie starker Sonneneinstrahlung ausgesetzt, kann es zu Entzündungen oder dauerhafter Verfärbung der Haut kommen. Deshalb sollte die Haut vor Sonnenbädern unbedingt durch Einreiben mit Sonnenöl mit hohem Lichtschutzfaktor geschütz werden.

Sehr selten kommt es zu Psychosen im Zusammenhang mit der Einnahme. Manchmal treten Angstschübe und eine nervöse Agitiertheit auf sowie unruhige Träume. Magen-Darm-Beschwerden wie Durchfall sowie Mundtrockenheit können sich ebenfalls bemerkbar machen, genauso wie Kopfschmerzen, Abgeschlagenheit und Kreislauf-Probleme. Manche Nutzer des Heilkrauts klagen auch über Kribbeln an den Extremitäten oder Allergien. In manchen Fällen gehören auch Potenzstörungen und Leberschäden zu den Nebenwirkungen von Johanniskraut.

Diese Nebenwirkung geht vor allem vom Hyperforin aus. Einige Johanniskraut-Präparate enthalten sehr wenig davon und sollten während der Einnahme weiterer Medikamente bevorzugt werden.

Auch sollte die gleichzeitige Einnahme anderer Medikamente eventuell korrigiert werden, da das Johanniskrautextrakt den Wirkspiegel mancher Arzneien deutlich verändern kann. In diesem Fall ist unbedingt eine Rücksprache mit einem Heilpraktiker oder Arzt erforderlich. Meistens wissen Apotheker dazu aber wesentlich mehr – es sei denn, der Arzt ist ein ausgewiesener Heilpflanzen-Experte.

Zu den Medikamenten, mit denen Johanniskraut interagiert, gehören natürlich die synthetischen Antidepressiva. Besonders die gleichzeitige Einnahme eines SSRI kann den  Serotonin-Spiegel bis in lebensgefährliche Bereiche ansteigen lassen. Das kann auch passieren, wenn Nahrungsergänzungsmittel genommen werden, die sich auf die Serotonin-Produktion auswirken. Dazu gehören S-Adenosylmethionin (SAM-e), 5-Hydroxy-Tryptophan (5-HTP) und L-Tryptophan (L-Trp).

Die Wirkung anderer Medikamente wird abgeschwächt. Das liegt überwiegend daran, dass Johanniskraut-Präparate den Leberstoffwechsel beeinflussen. Daher können einige Verbindungen nicht ausreichend abgebaut werden.

Daneben interagiert Johanniskraut mit Sedativa (Medikamente zur Beruhigung), einigen Antibiotika, hormonellen Kontrazeptiva, Herzmitteln, Blutverdünnern, Immunsuppressiva sowie Chemotherapeutika und HIV-Medikamenten. 14 Tage vor einer Vollnarkose sollte Johanniskraut vorübergehend angesetzt werden.

Nicht angewendet werden sollte Johanniskraut bei Psychosen,  ADHS (Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom), Morbus Alzheimer, manischen Depressionen und sehr schweren Depressionen. Schwangere und stillende Mütter sollten ebenfalls vorsichtig sein.

Darreichung

Johanniskraut kann gut als Tee zubereitet werden, der allerdings zu niedrig dosiert ist, um eine signifikante medizinische Wirkung zu erzielen. Höhere Dosierungen werden mit Flüssig-Präparaten erzielt. In Studien bekamen die Teilnehmer zwischen 300 mg und 1.800 mg pro Tag. Wie hoch die persönliche Dosis ist, weiß der Arzt oder Apotheker.

Ich rate meistens zu einem Extrakt in Tablettenform, den man in der Apotheke erhält. Lassen Sie sich aber in diesen Dosierungen von einem Heilpraktiker oder Arzt beraten, der sich auch mit Heilpflanzen auskennt.

Das Johanniskraut-Rotöl wird als Einreibemittel in Flaschen angeboten.

Fazit

Es gibt nur wenige Heilpflanzen, die derart oft “untersucht” wurden; und die Fakten und Ergebnisse können sich sehen lassen. Das haben auch die Hersteller gemerkt: Über 100 verschiedene Johanniskraut-Präparate sind in Deutschland erhältlich.

Das Johanniskraut hat eine relativ enge “Indikation”, die sich im Wesentlichen auf leichte Depressionen beschränkt. Bei den sogenannten symptomatischen oder reaktiven Depressionen kann das Mittel in entsprechenden Konzentrationen die herkömmlichen Antidepressiva weitgehend ersetzen. Auch bei einer vegetativen Dystonie kann man es einsetzen – wenn man keine anderen Ursachen findet und einem sonst nichts einfällt. Die nicht zu unterschätzenden Wechsel- und Nebenwirkungen sind zu beachten. Bevor Sie aber jetzt selbst “losziehen” um sich Johanniskraut zu besorgen, lesen Sie lieber noch mal die Nutzungshinweise meiner Webseite…

Übrigens: Wenn Sie solche Informationen interessieren, dann fordern Sie unbedingt meinen Heilpflanzen-Newsletter dazu an. Darin geht es im Wesentlichen um Heilpflanzen, aber auch um Bachblüten oder Homöopathische Mittel:

Beitragsbild: fotolia.com – C.M.Schuppich

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