Beim Uslarer Kreis handelte es sich um in der Augendiagnostik speziell ausgebildete Heilpraktiker und Ärzte mit jahrzehntelanger Erfahrung. Sie wissen, dass diese Art der Zentral- beziehungsweise „Vorfelddiagnose“ den Gesundheitszustand des Patienten in seiner Ganzheit offenlegt. Ursprünglich wurde diese Methode „Rezept aus dem Auge“ von Magdalena Madaus gemeinsam mit ihrer Tochter Eva Flink entwickelt.
Der Uslarer Kreis galt einmal als das größte und zugleich älteste Seminar für Augendiagnose. Leider wurde der Verein aufgelöst, was ich sehr bedauert habe. Das alte Wissen der Heilpraktiker gerät immer mehr in Vergessenheit.
Dabei ist die Augensiagnose ein ausgezeichnetes Instrument um die Konstitution und die “Schwachstellen” der Patienten zu finden. Der Grundgedanke dieser Form der Augendiagnose geht davon aus, dass sich Krankheiten oder genauer gesagt “genetisch festgelegte Veränderungen” in der Iris des menschlichen Auges widerspiegeln, und zwar bereits dann, wenn sie noch gar nicht ausgebrochen sind. Man spricht hier auch von einem „Hinweisdiagnostikum“, weil hierbei eben nicht nur die aktuellen Krankheiten, sondern auch jene, die in der Vergangenheit oder in der Zukunft liegen, eine Rolle spielen.
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Ein Blick zurück
Schon die Chaldäer um 1000 v. Chr. waren in der Lage, Krankheiten aus den Augen abzulesen. Diese Kunst setzten die griechischen und römischen Ärzte fort. Das Mittelalter ist für uns auch diesbezüglich eine ziemlich dunkle Zeit, aber im Jahre 1670 beschrieb Meyens in der „Physiognomia medica“ eine Einteilung der Iris nach Körperregionen und Organen.
Den ersten Lehrstuhl für Augenheilkunde hatte der Wiener Augenarzt Georg Joseph Beer (1763 – 1821) inne. In seinem Lehrbuch über Augenkrankheiten steht zu lesen: „Alles, was auf den Organismus eines Individuums einwirkt, kann nicht ohne Einwirkung auf das Auge bleiben und so umgekehrt.“
„Entdeckung auf dem Gebiete der Natur- und Heilkunde, Anleitung zum Studium der Diagnose aus dem Auge“ – so heißt das Buch mit einem Irisschlüssel des ungarischen Arztes von Pèczely, das 1881 publiziert wurde. Und zwölf Jahre später veröffentlichte Pfarrer Liljequist in Schweden seine Arbeiten mit dem Titel „Diagnose aus den Augen“.
Magdalena Madaus (1857 – 1925) war die Ehefrau des altlutherischen Pastors Heinrich Pieter Madaus. In dieser Eigenschaft nahm sie oft an Krankenbesuchen teil und kümmerte sich um viele ältere, bettlägerige, gebrechliche Gemeindemitglieder. Als sie einmal selbst schwer erkrankte, wandte sie sich an Pastor Emanuel Felke (1856 – 1926), der am Niederrhein in Repelen als Naturheilkundler praktizierte.
Der sogenannte „Lehmpastor“ arbeitete mit klassischen Homöopathika, aber auch mit Mischungen aus homöopathischen Substanzen. Darüber hinaus wandte er aber gern seine Augendiagnose an, die ihn bei Magdalene Madaus ganz richtig auf eine schwere Gebärmutterentzündung hinwies und dann mit einer homöopathischen Behandlung geheilt werden konnte. Auch ihr an Kinderlähmung erkrankter Sohn Hans konnte dank Felkes irgendwann wieder laufen.
Emanuel Felke lehrte Magdalene Madaus schließlich die Homöopathie, zeigte ihr die Vorzüge von Licht- und Luftbädern, Wasserbehandlungen und natürlich auch jene der Lehmpackungen. Und sogar in die Geheimnisse seiner Augendiagnose weihte er die hochgradig interessierte Magdalena ein.
Sie erkannte schnell, dass diese Augendiagnose in Kombination mit Felkes homöopathischer Komplextherapie eine untrennbare Einheit darstellte. Schließlich wandte Magdalena im Freundeskreis und in der Familie die erlernten Diagnosetechniken an und mehr noch, sie erweiterte sie sogar.
Sie war es dann auch, die die zirkuläre Topographie einführte. Das bedeutete, dass die sogenannten „Organplätze“ von Störungen oder Krankheiten bestimmt werden konnten. Magdalene Madaus verstand darüber hinaus, dass ganzheitliche Diagnostik viel mehr bedeutet. So bezog sie
- die Konstitution
- den Körperbau
- die Hände
- den Gang
- die Art zu reden
in die Diagnose mit ein und entwickelte aus allem zusammen die Iris-Konstitutionen.
Beginn einer neuen Lehre
Ihre erste Auflage von „Lehrbuch über die Irisdiagnose“ erschien in Bonn im Jahre 1916. Die darin beschriebenen therapeutischen Erfahrungen wurden von ihrer Tochter Eva Flink (1886 – 1959), die in Dresden-Striesen eine Schule für Iridologen unter dem Namen „Flinks Lehrinstitut System Madaus“ gründete, erweitert. Die Kurse dort dauerten seinerzeit drei Monate.
Ernst Hugo Kabisch hospitierte zunächst (1928 bis 1939) bei Eva Flink, um später den „Verein zur Förderung der Augendiagnose“, der auch als Uslarer Kreis bezeichnet wird, zu gründen. Sein Verdienst ist ein gut überschaubares System für die Augendiagnose.
Das „Rezept aus dem Auge“ abzulesen, gelang ihm deshalb so treffend, weil er sich eingehend mit der Bedeutung der Irispigmente beschäftigte. So war er es auch, der als erster Augendiagnostiker eine Pigmenttafel herausgab. Der Uslarer Kreis war anfangs eine Art Interessensgemeinschaft, die sich um gemeinsame Fachfortbildungen bemühte. Die Zahl der interessierten Teilnehmer nahm erfreulicherweise schnell zu.
Mehr als 50 Jahre lang haben erfahrene Therapeuten und Diagnostiker im Uslarer Kreis die Augendiagnose und die Oligoplex-Therapie weiterverbreitet. Dafür gilt ihnen mein ausdrücklicher Dank.
Noch ein persönlicher Hinweis: Wenn Sie Bilder oder Beiträge zum Uslarer Kreis haben, würden ich mich freuen, diese hier veröffentlichen zu dürfen. Nehmen Sie bitte einfach mit mir Kontakt auf. Ebenso würde ich mich über Hinweise freuen, wer in Deutschland eigentlich noch eine vernünftige Ausbildung in der Augendiagnose / Irisdiagnostik anbietet.
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Dieser Beitrag wurde am 24.01.2022 erstellt.