Ingwer ist bekannt unter vielen Namen wie Imber, Ingber, Immerwurzel, Ingwerwurzel oder seinem lateinischen Namen Zingiber officinale. Im Ayurveda und der Traditionellen Chinesischen Medizin wird die Knolle schon seit Jahrtausenden verwendet.
Eine weitere Bezeichnung wird von der medizinisch-pharmakologischen Nomenklatur verwandt, wo die „Ingwer-Droge“ Rhizoma zingiberis genannt wird.
Ingwer gehört zur Familie der Zingiberaceae (Ingwergewächse), die einkeimblättrige Pflanzen sind.
Für die praktische Verwendung kommt im Wesentlichen nur die Ingwer-Wurzel in Frage, was morphologisch richtiger dem unterirdischen Hauptspross, dem Rhizom, entspricht. Dieses Rhizom, das in der Tat in Form und Farbe an eine knollige Wurzel erinnert, ist Ausgangsprodukt für den Gebrauch von Ingwer als Küchengewürz oder als Arznei.
Ingwer hat einen angenehmen aromatischen Geruch, der an eine Zitrone erinnert. Im Geschmack allerdings kann er sehr scharf und würzig sein. In der Heilpflanze wurden über hundert phytomedizinische Wirkstoffe identifiziert. Die Hälfte davon sind Antioxidantien, die die gefährliche Stoffwechselprodukte eliminieren und Entzündungen hemmen. Davon profitiert besonders das Gehirn. Auch Genussgifte und Umwelttoxine produzieren bei ihrer Verstoffwechselung oxidierende Verbindungen. Wenn wir Ingwer verzehren, können uns diese Schadstoffe weniger anhaben.
Die wesentlichen Bestandteile der Heilpflanze sind ätherische Öle, wie die Gingerole (das eine scharf aromatische Substanz ist), Shoagole, Gingerdiole, Diarylheptanoide. Curcumin ist nicht nur antioxidativ, sondern hemmt auch das Wachstum von Bakterien und Pilzen und die Vermehrung von Viren. Die Heilpflanze hat deswegen das Potenzial eines Antibiotikums. Daneben sind die Rhizome außerordentlich reich an Vitamin C.
Von Ernährungsseite her interessant ist der Gehalt an Magnesium, Vitamin C, Eisen, Calcium, Natrium, Kalium und Phosphor.
Wofür und Wie wird Ingwer eingesetzt?
Für einen gezielten Einsatz von Ingwer bei körperlichen Beschwerden empfiehlt es sich, auf eines der Ingwer-Produkte zurückzugreifen. Es gibt Nahrungsergänzungsmittel wie verkapselte Trockenextrakte und Pulver, Tinkturen und die konzentrierten ätherischen Öle. Erhältlich ist auch Ingwersaft, geraspelter Ingwer und viele Produkte zum Naschen und Kochen wie Ingwerdrops, die getrocknete und eingelegten Rhizome.
Einige Präparate enthalten die ingwertypischen Wirksubstanzen in konzentrierter Form, sodass man nicht genötigt ist, große Mengen an frischem Ingwer zu verzehren, um relevante Mengen an Ingwer zu sich zu nehmen.
Ingwer hat eine Reihe von medizinischen Effekten und Nutzen
Es konnte gezeigt werden, dass er in der Behandlung von Übelkeit und Reisekrankheit teilweise effektiver ist als die gängigen Medikamente.
Ingwer kann gastrointestinale Reizungen (Reizmagen, Reizdarm) verbessern, einschließlich schwangerschaftsbedingter Übelkeit. Die Kommission E empfiehlt dennoch keine Einnahme während der Schwangerschaft, obwohl bisher keine nachteiligen Wirkungen für den Fötus bekannt sind.
Neuer Studien haben den Hinweis ergeben, dass Ingwer in der Lage ist, den Cholesterinspiegel zu senken und die Koagulationsneigung (Blutgerinnung) zu reduzieren. Dies ist wahrscheinlich, da Gingerol eine biochemische Struktur besitzt, die der des Aspirins ähnelt, einem bekannten synthetischen Antikoagulans. Dies mag auch erklären, warum beide Substanzgruppen einen vergleichbaren Effekt auf die Prostaglandinsynthese ausüben.
Daraus folgt eine gute Wirksamkeit gegen Entzündungen und Thrombozyten-Aggregation, was einen positiven Einfluss auf den Herz-Kreislauf-Gesundheitsstatus und entzündliche Prozesse hat.
Ähnlich wie bei Aspirin, vermuten Wissenschaftler, dass ingwerspezifische Substanzen, Gingerol und andere, in der Lage sind, die Cyclooxygenase (COX) zu hemmen. Dieses Enzym ist hauptverantwortlich für die Synthese von Prostaglandin, einem Entzündungsmediator. Durch die reduzierte Prostaglandinproduktion kommt es zu einer antientzündlichen Wirkung, die gleichzeitig Schmerzen lindert und die oben diskutierten Effekte auf die Blutgerinnung zeitigt. Genaueres zum Schmerzgeschehen lesen Sie in meinem Beitrag Ursachen für Schmerzen.
Untersuchungen über Schmerzen und Gelenkbeweglichkeit haben gezeigt, dass Ingwer nicht nur die Schmerzen lindert, sondern die Gelenkbeweglichkeit erhöht, Gelenkschwellungen reduziert und einen positiven Einfluss auf die „Morgensteifigkeit“ der Gelenke bei rheumatoider Arthritis hat.
Ingwer hat zudem fiebersenkende und hustenlindernde Eigenschaften demonstriert. Er stimuliert die periphere Blutzirkulation. Einige seiner Substanzen, wie Shogaol und Galanolacton, scheinen einen Einfluss auf Serotonin-Rezeptoren zu haben. Galanolacton scheint primär auf 5-HAT3 Rezeptoren im Dünndarm zu wirken. Diese Rezeptoren werden auch von brechreizlindernden Medikamenten, wie Ondansetron beeinflusst.
Es gibt erste Hinweise, dass Ingwer hypoglykämische (blutzuckersenkend), hypotensiv (blutdrucksenkend) aber hypertensiv (blutdrucksteigernd) wirken kann.
Wissenschaftler sind auch dem Einsatz von Ingwer-Extrakt in der Krebstherapie auf der Spur. So konnten Prostata-Tumore im Tier-Experiment mit Mäusen um über die Hälfte ihres Ausgangs-Volumens reduziert werden.
Beim Kochen und Trocknen der Rhizome entsteht 6-Shogaol, ein Wirkstoff, der das besondere Interesse der Forscher geweckt hat. Die Verbindung kann offensichtlich Krebsstammzellen abtöten, die gegen Chemotherapeutika weitgehend resistent sind. 6-Shogaol löst durch einen Einfluss auf die Regulation des Zell-Zyklus den programmierten Zelltod aus. Dabei begehen die Krebsstammzellen „Selbstmord“ durch Autophagie.
Zudem unterdrückt 6-Shogaol die Bildung neuer Krebsherde, die vom Ursprungs-Tumor ausgehen. Festgestellt wurden die Ergebnisse beim Brustkrebs.
Ferner wird der Frage nachgegangen, ob Ingwer vorteilhafte Wirkungen haben könnte bei:
- Epilepsie
- Verdauungsstörungen
- Osteoarthritis
- Schwindel
- Arterienverkalkung
- Störungen des Magen-Darm-Trakts
- Heuschnupfen
- Unterstützung bei HIV-Therapie
- Rückenschmerzenund
- Schizophrenie
- Selbstmordabsichten
Ingwer wirkt schon in einer Dosierung von 1 Gramm täglich. Frisches Ingwerrhizom (1 Teelöffel voll, geschnitten) kann mit Honig (ein halber Teelöffel) und Zitrone (1 Teelöffel) selbst zubereitet werden.
1 Gramm entspricht 2 Kapseln, die mit 500 Milligramm Trockenextrakt angeboten werden. Die Tagesmenge ist das Äquivalent von 2 Milliliter Flüssigextrakt, einem 3 cm großen Stück kandiertem Ingwer und 4 Tassen Ingwertee.
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Ingwer schützt das Nervensystem
Die neuroprotektiven Eigenschaften des Ingwers sind durch zahlreiche Studien untermauert. Dabei geht die Wirkung mehrere Wege. Einer davon ist die Erhöhung der Insulinsensitivität, die besonders die Nervenzellen unterstützt. Eine bedeutende Rolle spielt das bei Diabetes Typ 2, der durch die Heilpflanze unterstützend behandelt werden kann. Diabetes könnte einer Vermutung zufolge eine Mitursache von Morbus Alzheimer sein. Ingwer könnte daher auch vor der neurodegenerativen Erkrankung vorbeugen und auch bei Demenz helfen.
Laut Forschungen könnten die Wirkstoffe Shogaol und Gingerol entzündliche Prozesse im Gehirn ausbremsen. Manche Forscher meinen, dass Depressionen möglicherweise durch entzündliche Prozesse mitausgelöst werden. Das passt zu Berichten, denen zufolge Ingwer gegen die krankhafte Schwermut hilft. Angeblich soll die Heilpflanze dem Antidepressivum Prozac ebenbürtig sein.
Einer der Gründe dafür ist die Anregung der HPA-Achse (Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren-Achse). Wenn dieses hormonelle Teilsystem des vegetativen Nervensystems gut funktioniert, sind wir resistenter gegen Stress, schlafen besser und sind besser gegen Angststörungen gefeit. Um dieses System zu unterstützen, empfiehlt sich Ingwer in der Kombination mit Ginseng und Ginkgo. Ein Auszug aus der Rinde von Magnolia officinalis potenziert die Wirkungen gegen Depressionen.
Curcumin konnte in einigen Studien die Produktion einiger Neurotransmitter ankurbeln. Dazu gehört Serotonin, das für die Wahrnehmung angenehmer Gefühle wichtig ist. Auch das Level von Dopamin steigt, das die geistige Leistungsfähigkeit erhöht und im Belohnungszentrum eine entscheidende Rolle spielt. Verantwortlich dafür sind Prozesse, an denen der Neurotransmitter Acetylcholin beteiligt ist. Welche Verbindungen des Ingwers offensichtlich die Durchblutung des Zentralnervensystems optimieren, kann zurzeit noch nicht gesagt werden. Daneben half Ingwer in wissenschaftlichen Untersuchungen genauso gut gegen Migräne wie das Medikament Sumatriptan.
Die Risiken durch den Geschmacksverstärker Glutamat kann Ingwer verhindern helfen. Die Aminosäure kann in Überdosierungen, die durch den Verzehr verarbeiteter Lebensmittel schnell eintreten können, Neurone abtöten.
Ingwer steht im Ruf, nicht nur die Nervenzellen, sondern auch ihre Versorgungszellen (Gliazellen) vor Schäden zu bewahren.
Nebenwirkungen und Vorsichtsmaßnahmen
Was in der klassischen Pharmakologie nicht zutrifft, gilt für Ingwer im weitesten Sinne: „Viel hilft viel“.
Bei möglichen Unverträglichkeiten, die auch bei natürlichen Produkten, die sonst als vorteilhaft eingestuft werden, auftreten können, sollte die Dosis verringert werden.
Die häufigsten unerwünschten Wirkungen sind Blähungen, Sodbrennen und Übelkeit. Diese Nebenwirkungen sind aber fast ausschließlich bei Ingwerpulver beobachtet worden, so dass hier mögliche Verunreinigungen für die Wirkung nicht ausgeschlossen werden kann.
Im Falle eines Arztbesuchs sollten auf jeden Fall Angaben über den Ingwerkonsum in Quantität und Qualität dem Arzt gegenüber gemacht werden.
Immerhin ist es denkbar, dass eine zusätzliche blutverdünnende Medikation zusammen mit Ingwer zu Komplikationen führt. Die gleichzeitige Einnahme von Diabetesmitteln und Antihypertensika sollte ebenfalls mit dem Arzt besprochen werden. Dasselbe gilt für bestehende Schwangerschaften.
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Dieser Beitrag wurde letztmalig am 24.03.2023 aktualisiert und ergänzt.