Die Pflanzengattung Goldrute, botanisch Solidago, umfasst circa 100 Arten und gehört zur Familie der Korbblütler, Asteraceae.
Ursprünglich war sie in Nordamerika heimisch und wurde von den Ureinwohnern als Heilpflanze gegen Halsschmerzen und Zahnschmerzen eingesetzt.
Heute ist sie dort immer noch weit verbreitet und findet sich in fast jedem US-Staat ebenso wie in Kanada. Später verbreitete sich die leuchtend gelb blühende Goldrute auch in Südamerika, Japan, China und Europa, wo sie trockene und warme Standorte bevorzugt.
In Nordostchina gehört die Goldrute inzwischen zu den Heilpflanzen der traditionellen chinesischen Heilkunde. Besonders in England gehört Solidago heute zudem zu den beliebten Gartenpflanzen. Auch zu Dekozwecken wird die Goldrute eingesetzt, die von Juni bis September blüht. Ihre Blüten und Samen sind roh essbar und die gesamte Pflanze kann gekocht verspeist werden. Daneben werden Tees aus der Goldrute zubereitet. Von der getrockneten Pflanze werden ein bis zwei Teelöffel auf einen Viertel Liter Wasser gegeben und zum Sieden gebracht.
Dann gießt man den Tee nach zwei Minuten ab. Er wirkt wohltuend bei Nierenleiden oder Erkrankungen der Harnwege. Man kann die Pflanze selbst ernten oder aber getrocknet und zerkleinert kaufen.
Als Heilpflanze hat die Goldrute eine lange Tradition und im Laufe der Zeit wurden ihr vielerlei Heilwirkungen zugeschrieben. Hauptsächlich wird sie bei Erkrankungen der Nieren und der Harnwege eingesetzt. Daneben soll Goldrute Entzündungen lindern, das Heilfasten unterstützen, die Verdauung anregen, bei Erkältungen wohltuend wirken, Fieber oder Schlangenbisse heilen, krampflösend wirken, Durchfall stoppen, die Masern und Asthma sowie Schmerzen lindern.
Wirksam sind dabei vor allem die sekundären Pflanzenstoffe der Goldrute, von denen viele bereits identifiziert wurden. Darunter finden sich Flavonoide, Phenolsäuren, Glykoside, Polysaccharide, Diterpene, Triterpenoid-Saponine, Saponine, Sesquiterpene, Tannine und ätherische Öle. Dabei zeigte sich, dass ein neuentdecktes Lapdan-Diterpen der Goldrute im Zellversuch aktiv gegen Lungenkrebszellen und Darmkrebszellen wirkt.(1)
Auch im Tiermodell konnte an Ratten und Mäusen gezeigt werden, dass ein Extrakt aus Solidago in der Dosis 5 Milligramm pro Kilo das Wachstum von Prostatatumoren deutlich hemmt, ohne dass es zu schädlichen Nebenwirkungen kommt. Der Extrakt wurde den Tieren alle drei Tage injiziert. Im Zellversuch zeigte sich der Extrakt bereits gegen verschiedene Tumorzellen wirksam, darunter Brustkrebs, Melanom, Prostatakrebs und Bronchialkarzinom. Die aktive Komponente findet sich laut der entsprechenden Studie in den Blättern der Pflanze und ist wasserlöslich.(2)
Eine ältere Studie der Universität Regensburg deutet darauf hin, dass die krebshemmenden sowie immunologischen Wirkungen der Goldrute auf die Triterpenoid-Saponine zurückzuführen sind.(3)
Unter den Glykosiden der Goldrute finden sich die hochwirksamen Substanzen Kaempferol und Quercetin. Vermutlich sorgen diese beiden Wirkstoffe für die natürliche Resistenz der Goldrute gegen den Palmthrips, Thrips palmi, ein Insekt, das als Pflanzenschädling großen wirtschaftlichen Schaden anrichtet. Füttert man den erwachsenen Insekten einen Extrakt aus den Blättern der Goldrute, sterben sie innerhalb von sieben Tagen, wie japanische Forscher zeigen konnten. (4)
Auch andere Eigenschaften der Goldrute wurden bereits systematisch wissenschaftlich untersucht. Altbekannt ist eine harntreibende Wirkung von Goldrute, die zum Spülen der Harnwege genutzt wird.(5)
Goldrute gehört zu den wirksamsten bekannten pflanzlichen Diuretika. (6) Mit Urol Mono ist ein Präparat aus Goldrute auf den Markt gekommen, das wegen seiner harntreibenden Wirkung bei Entzündungen der Harnwege, Nierengrieß oder Harnsteinen lindernd wirkt und für eine Durchspülung der Harnwege sorgt.(7)
Diuretisch wirken vor allem die Flavonoide der Goldrute und bei Ratten nimmt die Harnausscheidung nach der Verabreichung der Goldruten-Flavonoide um 57 bis 88 Prozent zu.(8)
Patienten mit gestörter Blasenfunktion wie einer überaktiven Blase könnten ebenfalls von Goldrute profitieren, da Goldrutenextrakte die Muskarinrezeptor-vermittelte Kontraktion der Blase hemmen. Klinische Studien dazu stehen allerdings noch aus.(9)
Goldrute hat eine Schutzfunktion auf den gesamten Verdauungstrakt und kann beispielsweise vor Schädigungen durch Alkohol schützen und die Entstehung von Geschwüren verhindern. Dies zeigten 2010 Forschungen der Universität Buenos Aires an Mäusen. Der wässrige Pflanzenextrakt wurde den Tieren oral verabreicht. Er wirkte aktiv gegen die Bildung von Geschwüren und verhinderte, dass Ethanol Verletzungen der Darmwand verursachen konnte. Dabei zeigte sich selbst bei Dosen von zwei Gramm pro Kilo keine toxische Wirkung des Goldrutenextraktes. Die Wissenschaftler hoffen, dass die Goldrute noch weiter erforscht wird und zum verträglichen Arzneimittel gegen Geschwürentstehung werden kann.(10)
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Bereits 2002 zeigten Forscher aus Chile an Mäusen eine gastroprotektive Wirkung der Goldrute (100 mg/kg), die der von Lansoprazol (20 mg/kg) vergleichbar ist.(11)
Der wässrige Alkoholauszug aus Solidago kann die Entgiftung im Körper unterstützen, indem er das Enzym Glutathion-S-transferase aktiviert, wie eine Studie aus Ungarn belegt. Das Enzym spielt im Körper eine Schlüsselrolle bei der Entgiftung schädlicher und körperfremder Substanzen. Wirksame Komponenten der Goldrute sind dabei vor allem die reichlich vorhandenen Flavonoide. Fraktioniert man den Pflanzenextrakt, dann ist es vor allem die Flavonoid-reiche Fraktion, die das Entgiftungsenzym aktiviert.(12)
Diese Forschungsergebnisse könnten die Erklärung dafür sein, dass Goldrute in der traditionellen Heilkunde als wirkungsvolle Unterstützung beim Heilfasten gilt.
Gut belegt sind die entzündungshemmenden Eigenschaften von Solidago. Bei akuten Entzündungen greifen Wirkstoffe der Goldrute aktiv ein und hemmen am Entzündungsprozess beteiligte Enzyme sowie die Infiltration von Leukozyten. Dies wurde in einer brasilianischen Studie mit Tee aus Goldrutenwurzeln im Tiermodell nachgewiesen. Dabei zeigte sich der lindernde Effekt auf viele verschiedene Entzündungsparameter des Körpers.(13)
Bei Mäusen lindert ein Extrakt aus Goldrute (105 mg/kg) durch seine entzündungshemmenden Eigenschaften nachweislich ein durch Benzen induziertes Ohrödem (14) und bei Ratten Ödeme sowie Arthritis dosisabhängig und erreicht dabei eine vergleichbare Effektivität wie Diclofenac.(15)
Auch das kommerziell erhältliche Präparat aus Goldrute (Urol Mono) zeigt entzündungshemmende Eigenschaften, die sich mit denen von Diclofenac vergleichen lassen. Es wirkt zudem moderat krampflösend. (7)
Brasilianische Forscher zeigten 2009, dass die Verabreichung von wässrigem Alkoholextrakt der Goldrute auf der Hautoberfläche (12,5 bis 50 mg/kg) oder durch Injektion in den Bauchraum (25 oder 50 mg/kg) Entzündungsreaktionen sowohl lokal als auch systematisch bekämpft. Als Hauptbestandteile und damit vermutliche Wirkstoffe isolierten sie Derivate der Chlorogensäure sowie Rutin aus dem Heilpflanzenextrakt und schlagen als Wirkmechanismus eine Hemmung der Wechselwirkung zwischen Leukozyten und Endothelzellen vor.(16)
Bei bakteriellen Infektionen oder Entzündungen der Niere sowie Nierensteinen wirkt Goldrute nachweislich lindernd. Der Pflanzenextrakt kann zudem der Neubildung von Nierensteinen vorbeugen und den Abbau bestehender Steine wirksam unterstützen. Dabei kam es bislang zu keinen unerwünschten Nebenwirkungen, sodass die Therapie als sicher gelten kann, während sie zudem kostengünstig ist.(17)
Das ätherische Öl der Goldrute hat nachweislich antibakterielle Eigenschaften und wirkt außerdem gegen Hefepilze (18), während ein Extrakt aus Solidago schwach antibakteriell gegen das grampositive Bakterium Staphylococcus aureus, das lebensbedrohliche Infektionen verursachen kann, wirkt.(19)
Durch die entzündungshemmenden Eigenschaften wirkt der wässrige Extrakt aus Solidago zudem lindernd bei Brustfellentzündung bei Mäusen und hemmt dabei nachweislich die an der Entzündungsreaktion beteiligten Zellen und Enzyme.(20)
Verantwortlich für die antibakterielle Wirkung der Goldrute sind vermutlich Clerodan-Diterpene, die isoliert eine antimikrobielle Wirkung gegen S. aureus zeigen, wie eine Studie aus den USA zeigt.(21)
Daneben könnten Benzylbenzoate aus Solidago für die antibakterielle und entzündungshemmende Wirkung verantwortlich sein, denn aus Solidago isoliert regen sie im Reagenzglas die Aktivität von Makrophagen an.(22)
Goldrutenextrakt wirkt auch gegen die Acanthamöbiasis, eine Infektion mit Acanthamöben, die zu Bindehautentzündung oder Enzephalitis führen kann und zum großen Teil tödlich endet. Eine wirkungsvolle Therapie ist schwierig und wenig erforscht. Die innere oder äußere Anwendung des Heilpflanzenextraktes verlängerte die Überlebenszeit von infizierten Tieren 2,5- bis 3-mal, während sich der Extrakt als ungiftig für die Tiere erwies, wie polnische Wissenschaftler 2009 belegen konnten.(23)
Bereits 2004 war im Reagenzglas eine amöbizide Wirkung von Goldruten-Methanolextrakt gezeigt worden.(24)
Bei einem Screening nach antifungalen Heilpflanzenextrakten zeigte sich das durch Wasserdampfdestillation gewonnene ätherische Goldrutenöl wirksam gegen Candida albicans, einen Hefepilz, der Infektionen der Schleimhäute von Mund, Rachen und Genitalbereich hervorrufen kann. (25)
Eine andere Forschersstudie identifizierte 36 verschiedene Substanzen im Goldrutenöl und testete das ätherische Öl der Heilpflanze an fünf Pilzarten und einer Hefe. Dabei zeigte sich, dass vor allem Dermatophyten, also Pilze, die Hautinfektionen hervorrufen, sensitiv auf das Öl reagieren.(26)
Goldrute besitzt außerdem antioxidative Eigenschaften. Kanadische Forscher zeigten, dass der Methanolextrakt aus Goldrute ein wirksamerer Radikalfänger ist als grüner Tee, Ascorbinsäure oder Trolox, ein stark antioxidativ wirkendes Vitamin E-Derivat. Sie hatten 35 Pflanzen untersucht, die von den amerikanischen Ureinwohnern traditionell gegen Diabetes eingesetzt werden. Tatsächlich tritt Diabetes bei diesen Volksgruppen nur selten auf und die traditionellen Heilpflanzen könnten dabei ihren Beitrag leisten.(27)
Eine ungarische Studie belegt zusätzlich, dass von den verschiedenen Zubereitungen vor allem die Tinktur (70% v/v Ethanol) sowie der Aufguss der Goldrute antioxidativ wirksam sind und einen hohen Anteil Flavonoide enthalten.(28)
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Durch ihre entzündungshemmende Wirkung und die Aktivierung von Enzymen im Fettgewebe kann Solidago eine durch Übergewicht verursachte Insulinresistenz verhindern. Diebetes-Mäuse auf einer fettreichen Diät nahmen durch Injektionen eines wässrigen Alkoholauszugs aus Solidago (3 mg/kg) weniger zu und hatten bessere Blutfettwerte als die Tiere der Vergleichsgruppe.
Zudem wurde die Aktivierung bestimmter Enzyme durch Insulin verstärkt, während in der Leber weniger Enzyme exprimiert wurden, die eine Schlüsselfunktion bei der Entstehung von Diabetes und Fettleibigkeit haben. Goldrutenwirkstoffe könnten also in Zukunft eine wichtige Rolle spielen, um den negativen Auswirkungen von Übergewicht auf den Organismus entgegenzuwirken.(29)
Als Analgetikum wird Goldrutenextrakt traditionell angewendet. Forscher aus Brasilien testeten den Heilpflanzenextrakt an Patienten mit Rückenschmerzen und massierten sie über den Zeitraum von 15 Tagen zweimal täglich mit einem Gel mit fünf Prozent Goldrutenextrakt. Als Vergleich wurde eine andere Gruppe Patienten mit einem Placebo behandelt. Dabei zeigte sich, dass die Anwender im Vergleich zur Placebo-Gruppe eine deutliche Reduktion der Schmerzen verspürten und weitaus beweglicher wurden.(30)
Bei rheumatischen Schmerzen werden in der Regel nicht-steroidale Antirheumatika (NSAID) eingesetzt. Doch können Pflanzenextrakte der Goldrute denselben Effekt erreichen. Bei Rheuma, rheumatischer Arthritis sowie Arthrose können die Pflanzenextrakte entzündungshemmend und schmerzlindernd wirken, wie pharmakologische Tests belegen. In klinischen Anwendungsstudien waren die Heilpflanzen dabei ebenso wirkungsvoll wie NSAID, doch gab es nur halb so viele Gegenreaktionen auf die pflanzlichen Mittel. Daher kann der Heilpflanzenextrakt bei rheumatischen Erkrankungen als verträglichere Alternative zu NSAID gelten.(31)
Mit Phytodolor N ist ein Mittel auf den Markt gekommen, dass neben Extrakten aus Esche und Espe Goldrutenextrakt enthält und bei rheumatischen Beschwerden verwendet werden soll. Es hat sich in klinischen Studien bereits als effektiv bewährt und kann als sichere Alternative zu NSAID gelten oder dazu dienen, die Dosis an NSAID zu reduzieren.(32)
Mediziner der Universität Freiburg schlagen daher vor, wegen der besseren Verträglichkeit und komplexeren Wirkung pflanzliche Antirheumatika wie Phytodolor zuerst zu verwenden, bevor NSAID zur Anwendung kommen.(33)
Die Wirkung des Pflanzenpräparats ist mit der von NSAID vergleichbar, während es jedoch nur selten Gegenanzeigen gibt.(34)
Nebenwirkungen treten bei der Einnahme von Goldrutenpräparaten nur vereinzelt auf. Zudem ist die Heilpflanze kein starkes Allergen. Dennoch können bei einigen Menschen allergische Reaktionen der Schleimhäute, Asthma oder Hautreaktionen auftreten. Floristen, die systematisch mit Goldrute in Kontakt kommen, können außerdem eine Dermatitis entwickeln und der häufige Kontakt mit Latex kann gegen Goldrute sensibilisieren, da die Heilpflanze selbst reich an Latex ist.(35)
Generell hat sich Goldrute jedoch als gut verträglich erwiesen.
Neben dem Einsatz als Heilpflanze kann Goldrute zur Bioremediation verwendet werden. Sie zeigte sich als sehr effektiv bei der Entgiftung der organischen Umweltgifte polychlorierte Biphenyle (PCB), die krebsauslösend und seit 2001 weltweit verboten sind. Dennoch sind sie noch reichlich vorhanden, beispielsweise in Böden.
Unter 27 getesteten Pflanzen akkumulierten die Solidago-Schösslinge den Maximalwert von 420 Mikrogramm PCB pro Gramm Trockengewicht aus kontaminierter Erde.(36)
Quellen
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3. Plohmann et al. Immunomodulatory and antitumoral effects of triterpenoid saponins. Die Pharmazie. 1997 Dec;52(12):953-7. http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/9442560
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