Gicht – Die Krankheit der Könige? Nein, die Krankheit des modernen Wohlstands! Zu viel Fleisch, zu viel Alkohol, zu wenig Bewegung – und schon meldet sich der Schmerz wie aus dem Nichts: das große Zehengelenk pocht, schwillt an, jede Berührung fühlt sich an wie ein Hammerschlag. Gicht galt einst als „Zipperlein“ der Reichen, doch heute ist sie längst in der breiten Bevölkerung angekommen.
Was viele nicht wissen: Gicht ist kein isoliertes Gelenkproblem, sondern ein Warnsignal des Körpers für tiefgreifende Stoffwechselstörungen. Die Schulmedizin verordnet Senker für die Harnsäure – doch was, wenn es auch anders geht? Ich arbeite seit 1998 mit Patienten, die ihren Körper wieder ins Gleichgewicht bringen wollen – mit Ernährung, Heilpflanzen, Homöopathie und bewährten Naturheilmitteln.
Wie Sie Gicht natürlich in den Griff bekommen und warum der richtige Umgang mit Harnsäure weit mehr bedeutet als nur weniger Fleisch zu essen – das erfahren Sie in diesem Beitrag.
Was ist Gicht?
Gicht ist ein Sammelbegriff für Störungen im Stoffwechsel, die zu einer Anhäufung bestimmter harnpflichtiger Substanzen (speziell der Harnsäure) führen und dabei vor allem zu Gelenkbeschwerden und Schmerzen an den Bändern von Gelenken führen.
Der häufig in gleichem Zusammenhang verwendete Begriff der Hyperurikämie beschreibt dabei den chronischen Verlauf mit Harnsäure-Konzentrationen oberhalb der Grenzwerte und weist auf eine klinisch manifeste Gicht hin.
Die Harnsäurewerte eines gesunden Organismus liegen zwischen 3,6 und 6,1 (beim Mann) und 3,6 bis 8,2 mg/dl (bei der Frau). Je höher der Harnsäurespiegel ansteigt, desto wahrscheinlicher ist die Ausbildung einer klinisch manifesten Gicht. Bei Werten um 6 mg/dl liegt das Risiko einer Erkrankung bei unter einem Prozent, bei Werten über 9 mg/dl steigt dieses auf über 90 Prozent. Schon bei einer Konzentration von 6,8 mg/dl ist die Löslichkeitsgrenze von Harnsäure erreicht, die dann auszukristallisieren beginnt. Kritisch wird das ab einem Wert von 8 mg/dl.
Gicht entwickelt sich bei einem bis zwei Prozent der deutschen Bevölkerung. Eine Hyperurikämie lässt sich bei nahezu 15 Prozent nachweisen. Dabei sind hauptsächlich Männer betroffen, deren Erkrankungsschwerpunkt zwischen dem 40. und 60. Lebensjahr liegt.
Neben der Geschlechtsspezifität lässt sich weltweit eine Abhängigkeit vom Entwicklungsstand des jeweiligen Landes feststellen. So findet sich die Gicht wesentlich häufiger in Gebieten mit hoher Lebensqualität, guten Ernährungsmöglichkeiten und ausgeprägter Industrie.
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Unterschiedliche Formen der Gicht
Die Erkrankung wird in der Schulmedizin in zwei Formen unterschieden.
Bei der primären familiären Gicht kommt es durch Vererbung der Anlage in über 99 Prozent der Erkrankungsfälle zu einer Störung der renalen Harnsäureexkretion (Ausscheidung über die Niere), wodurch es zu einer Anhäufung im Körper kommt. In seltenen Fällen ist auch die Synthese (Produktion) betroffen, dies zeigt sich z.B. beim Lesch-Nyhan-Syndrom, einer bereits im Kindesalter auftretende Gicht-Form.
Die sekundäre Gicht ist erworben und wird ebenfalls auf die beiden verschiedene Grundursachen und Erkrankungen zurückgeführt. Entweder entsteht zu viel Harnsäure oder die Nieren scheiden zu wenig davon aus.
Eine vermehrte Harnsäurebildung entsteht durch:
- Polyzythämie (maligne Erkrankung des Knochenmarks)
- Glukose-6-Phosphatase-Mangel
- Posoriasis
- Einseitige Ernährung (Verzehr von viel Fleisch) sowie als
- Folge von Bestrahlungen oder einer
- Chemotherapie
Eine verminderte renale Harnsäureausscheidung entsteht durch:
- Nierenprobleme
- Medikamente (z.B. Salizylate, Aspirin, Diuretika)
- Überdosierung von Vitamin B3. Mehr dazu: Niacin und Nicotinamid: Das Vitamin B3
- Ketoazidose (Überangebot an Azeton im Urin, häufig bei der Zuckerkrankheit)
- Laktazidose (Übersäuerung des Organismus durch Anhäufung von Milchsäure)
- Alkoholabusus oder auch durch
- Unkontrolliertes, langes Fasten
Oft spielt die Ernährung die Hauptrolle
Begünstigend wirken vor allem Überernährung mit purinreichen Lebensmitteln. Purine sind organische Stickstoffverbindungen, die Bestandteile der Erb-Moleküle (DNA und RNA) sind. Lebensmittel, die reich an Purinen sind, sind Fleisch und Fisch und andere Meeresfrüchte sowie Hülsenfrüchte und Bier. Die niedrigsten Harnsäure-Konzentrationen im Blut hat gewöhnlich der „Fischvegetarier“, der also kein Fleisch, aber auch nur wenig Fisch verzehrt.
Der größte Teil ihres Abbaus vollzieht sich in der Leber und in geringerem Maße im Dünndarm. Auch wenn der Organismus eigene Zellen einschmelzt, entsteht aus den Purinen Harnsäure. Rund die Hälfte der Harnsäuremenge im Körper resultiert aus diesen katabolischen Prozessen, die bei schweren Krankheiten wie Leukämie und Anämie verstärkt ablaufen.
Eine Chemotherapie ist naturgemäß mit dem Untergang von Körperzellen verbunden, wodurch der Harnsäurewert ansteigen kann. Riskant sind in diesem Zusammenhang auch radikale Abnehm-Diäten. Die übermäßige Harnsäurefreisetzung findet daneben bei Epilepsie, Autismus, psychischem und physischem Stress sowie durch längeren Aufenthalt in großer Kälte statt.
Bluthochdruck ist ein weiterer Risikofaktor für erhöhte Harnsäurewerte, weil deren Entsorgung für den Körper dann schwieriger ist. Allerdings sind einige Antihypertonika ebenfalls dafür bekannt, das Stoffwechsel-Produkt ansteigen zu lassen. Dazu zählen beispielsweise Diuretika (harntreibende Mittel). Aspirin ist weiteres ein Medikament, das in die Richtung wirkt, weil es die Exkretion der Harnsäure drosselt.
Interessant zum Thema Bluthochdruck: Bluthochdruck senken – natürlich mit Naturheilkunde
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“Normaler” Verlauf der Krankheit
Vielfach manifestiert sich die Krankheit erst nach Monaten bis Jahren, wobei 20 bis 30 Jahre keine Seltenheit sind.
Im Blut ist der Anstieg der Harnsäure bereits früh nachweisbar, während die Gelenke noch schmerzfrei sind (= asymptomatische Phase).
Durch einen permanenten Anstieg des Harnsäurespiegels kommt es dann plötzlich akut und ohne Vorwarnung zu einem Anfall, der typischerweise zuerst an den Großzehen der Füße auftritt. Hier entzündet sich das Gelenk, weil das Immunsystem versucht, die Harnsäure-Kristalle abzubauen. Durch die inflammatorischen Prozesse sind einzelne Gelenke gerötet, geschwollen und reagieren bei jeder Berührung oder Bewegung mit starkem Schmerz. Der Anfall geht nach einiger Zeit genauso wie er gekommen ist und leitet eine meist mehrmonatige, schmerzfreie Phase ein (= interkritische Phase). Zudem lässt sich der Anfall auch durch purinreiche Nahrung oder den Genuss von Alkohol provozieren.
Im Verlauf sind weitere Gelenke betroffen, die z.B. im Bereich der Finger zu starken Bewegungseinschränkungen führen. Ohne geeignete Therapie droht die chronische Ausbildung, die durch andauernde Schmerzen und Veränderungen der Gelenkstruktur gekennzeichnet ist. Zusätzlich bilden sich kleine Gichtknoten, die unter der Hautoberfläche liegen, keine Schmerzen verursachen und Speicher von Harnsäure darstellen.
Andauernd zu hohe Harnsäurewerte birgt Risiken für das weitere Leben des Betroffenen. So können sich Kristalle ausbilden, die zum einen auch zu Nierensteinen führen und teilweise in die ableitenden Harnwege wandern. Zum anderen können die verfestigten Bestandteile über den Blutweg zu Verstopfungen der Blutbahnen führen. Hierdurch ist die Versorgung lebensnotwendiger Organe gefährdet, unter anderem droht das Nierenversagen.
Harnsäure in normgerechter Konzentration ist durchaus positiv für die Gesundheit. Die Stickstoffverbindung gehört zu den Antioxidantien, die besonders die Gefäßwände schützen.
Die Diagnose der Gicht
Neben der Anamnese und Inspektion dienen vor allem die Blutwerte der Diagnose. Hier lassen sich die erhöhten Harnsäurewerte erkennen, ebenso wie im Gelenkwasser, das mit einer Punktion entnommen wird. In dieser Körperflüssigkeit liegt der Grenzwert bei 7 mg/dl. Ich würde bei mir natürlich keine Punktion vornehmen lassen. In meiner Praxis betrachte ich das Blut der Patienten im Dunkelfeld. Dort sind Harnsäurekristalle sofort zu sehen und auch eine Übersäuerung der Patienten.
Zusätzlich kann das entzündete Grundglied der Zehen als Indikator gewertet werden. Bei einer fortgeschrittenen Gicht oder dem Verdacht einer Chronifizierung lassen sich zum einen Gichtknötchen (sog. Tophi) an prädestinierten Stellen (z.B. Ohr, Ellenbeuge) finden sowie Gelenkveränderungen im Röntgenbild darstellen.
Therapie
Die schulmedizinische Therapie verfolgt mehrere Ziele.
Primär ist die Schulmedizin an einer Senkung des Harnsäurespiegels interessiert. Daneben sollen Schmerzen gelindert und Bewegungseinschränkungen durch Verminderung der Entzündung gebessert werden. Hierzu stehen nicht-steroidale Antirheumatika (z.B. Voltaren oder Ibuprofen), steroidale (enthalten Kortison) Glukokortikoide sowie Colchicin bei akuten Anfällen zur Verfügung. Colchicin ist übrigens ein Inhaltsstoff aus dem Samen der Herbstzeitlosen. Colchicin ist eigentlich ein Gift, das in zu hohen Dosen zu schweren Nebenwirkungen führt. In geringer Dosis hingegen wird es nutzbringend eingesetzt. Eigentlich ist Colchicin ein Mittel aus der Naturheilkunde. Die Maximal-Dosis von 4 bis 8 mg in 24 Stunden darf auf keinen Fall überschritten werden!
Zusätzlich können kühlende Umschläge und eine Ruhigstellung der betroffenen Gelenke die Behandlung unterstützen.
Zur Senkung des Harnsäurespiegels werden in der Schulmedizin verschiedene Präparate angeboten, die die Harnsäure vermehrt austreiben. Zu diesen Urikosurika gehören beispielsweise Benzbromaron und Probenecid. Risiko dieser Medikamente ist eine mögliche Überlastung der Nieren, die in der Folge geschädigt sind. Weitere Nebenwirkungen sind Magen-Darm-Beschwerden, Haarausfall, Entzündungen des Zahnfleisches sowie Ekzeme und Juckreiz.
Auch die Medikamente, die die Harnsäure-Produktion hemmen, sind nicht unproblematisch. Solche Urikostatika wie Febuxostat und Allopurinol unterdrücken die Harnsäure-Konzentration zwar sehr effektiv, doch auch hier sind die Nebenwirkungen bedenklich. Dazu zählen Hautentzündungen und Magen-Darm-Probleme und sogar Nervenschäden, die Neuropathien nach sich ziehen. Daneben droht eine Beeinträchtigung der Leber und – man möchte es kaum glauben – Nierensteine!
Seit das Allopurinol auf dem Markt ist, sehe ich keine Patienten mehr, die zu mir wegen einer Gicht in die Praxis kommen. Trotz Allopurinol gibt es zum Glück doch noch Ärzte, die von ihren Patienten eine Diät verlangen, die fett- und purinreiche Nahrung meidet, Alkohol verbietet und zur täglichen Aufnahme großer Flüssigkeitsmengen (z.B. Wasser) auffordert. Aber das sind nur die Ausnahmen. Aber: bei strikter Durchführung der verschiedenen Maßnahmen kann ein normales Leben ohne Gichtanfall möglich sein. In vielen Fällen kommt es aber durch Inkonsequenz zu Rückfällen.
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Die purinarme Gicht-Diät
Gichtkranke, die keine harnsäuresenkenden Medikamente einnehmen wollen oder dürfen, müssen die purinarme Diät strenger einhalten als diejenigen, die solche Mittel anwenden.
Die Ernährung sollte tendenziell vegetarisch ausgerichtet sein. Immer muss aber der Purin-Gehalt der Lebensmittel im Blick behalten werden. Die effektive Harnsäurefreisetzung aus den Purinen ergibt sich aus dessen Menge multipliziert mit dem Faktor 2,4. Dann erhält man den „Harnsäurewert“ eines Nahrungsmittel. Wer unter einem akuten Gichtschub leidet, sollte seinem Körper nicht mehr als 300 mg Harnsäure durch die Ernährung bereitstellen. Das gilt unter der Annahme, das keine harnsäuresenkenden Medikamente eingenommen werden. Die allgemeine Empfehlung für Gicht-Patienten setzt die Grenze bei 430 mg pro Tag. Unter Medikation kann dieser Wert höher veranschlagt werden.
Vorsichtig sein muss der Gichtkranke vor allem mit Lebensmitteln tierischen Ursprungs. Eine Ausnahme bilden Milch- und Milch-Produkte sowie Hühnereier, die nachgerade purinarm sind. Den höchsten Harnsäurewert haben Fleisch-Konzentrate mit 1.300 mg/100 g, doch auch Fleisch und Wurst enthalten mit 180 bis 200 mg/100 g recht viel. Rindfleisch liegt mit 130 mg/100 g noch im unteren Bereich.
Innereien erreichen Werte zwischen 200 und 1.200 mg/100 g. Viel Harnsäure liefern auch Fische und Meeresfrüchte mit einem Harnsäurewert von 250 bis 500 mg/100 g.
Neben dem Purin-Gehalt sind einige Lebensmittelzusätze ungünstig. So führt Fructose (Fruchtzucker) zu erhöhten Harnsäurewerten und sollte nur in geringen Mengen verzehrt werden. Problematisch ist aber nicht das Obst, sondern die konzentrierten Sirups, die vielen verarbeiteten Lebensmitteln zugesetzt sind, wie beispielsweise Agaven-Dicksaft. Eher zu empfehlen ist Reis-Sirup. Der Zuckeraustauschstoff Xylit (Birkenzucker) steigert die Harnsäure-Konzentration im Blutplasma ebenfalls und sollte weggelassen werden. Denselben Effekt haben die Geschmacksverstärker Guanosinmonophosphat (E626) sowie Dinatrium-5′-ribonucleotid (E635), das immer zusammen mit Mononatriumglutamat (E621) in Lebensmitteln enthalten ist.
Pflanzliche Lebensmittel liefern weniger Harnsäure
Vegetarische Kost ist grundsätzlich purinärmer. Dennoch gibt es einzelne Lebensmittel, wie zum Beispiel Hülsenfrüchte, mit relativ hohem Harnsäure-Äquivalent. So liegt der Wert zwischen 55 (Dicke Bohnen) und 170 mg/100 g (Grüne Erbsen). Auch Tofu ist mit 70 mg/100 g eher im oberen Bereich. Bei Brot und Kuchen schwankt der Harnsäurewert zwischen 20 und 65 mg/100 g.
Nun sind purinlastige Lebensmittel leider auch Eiweißträger, die wir unbedingt brauchen. Studien zufolge führen Hülsenfrüchte trotz des ziemlich hohen Purin-Gehalts nicht zu erhöhten Harnsäurewerten. Deswegen ist der Verzehr von Obst und Gemüse, einschließlich der Hülsenfrüchte, für die Gichtkranken nicht problematisch.
Naturheilkunde, Alternativmedizin & Hausmittel
Die Schulmedizin setzt auf Harnsäuresenker und Schmerzmittel, doch viele meiner Patienten suchen nach sanfteren, nachhaltigen Alternativen. Die gute Nachricht: Gicht lässt sich auf mehreren Ebenen positiv beeinflussen – durch gezielte Ernährung, entlastende Maßnahmen für den Stoffwechsel und natürliche Heilmittel, die den Körper bei der Regulation der Harnsäure unterstützen. Welche Möglichkeiten sich bewährt haben und wie Sie Ihren Stoffwechsel wieder ins Gleichgewicht bringen können, erfahren Sie im Folgenden. Los geht´s:
Ernährung
Die Ernährung spielt eine entscheidende Rolle; dies hatte ich ja bereits oben im Beitrag mehr als angedeutet. Hier nochmal die wichtigsten Punkte:
1. Fleisch, Fisch und tierische Produkte – das alte Problem
Ich habe noch keinen einzigen Gicht-Patienten gesehen, der täglich Schweinefleisch isst und dabei beschwerdefrei bleibt. Das ist kein Zufall. Schweinefleisch, Innereien und Fisch sind die schlimmsten Purinlieferanten und treiben die Harnsäure in die Höhe. Rindfleisch ist etwas besser, sollte aber auch nur in Maßen konsumiert werden. Wer einen akuten Gichtanfall hatte, sollte zunächst komplett auf Fleisch verzichten und erst nach einigen Wochen in kleinen Mengen wieder einsteigen.
Genauso wichtig ist die Zubereitung: Gekocht und gedünstet ist bekömmlicher als gebraten oder frittiert, weil aggressive Stoffwechselprodukte vermieden werden, die zusätzlich Entzündungen im Körper triggern.
Zum Weiterlesen: Fleisch oder nicht Fleisch – das ist hier die Frage
2. Die wahren Übeltäter: Zucker, Alkohol und Industrieprodukte
Viel zu oft sehe ich Patienten, die denken, es läge nur am Fleisch – und dann täglich zuckerreiche Lebensmittel oder industrielle Fertigprodukte essen. Fructose, vor allem in gesüßten Getränken, Sirups oder Agavendicksaft, erhöht den Harnsäurespiegel drastisch. Xylit, das als gesunder Zuckerersatz gilt, tut das Gleiche. Hier ein umfassender Beitrag zum Thema Zucker – Noch giftigere Wahrheiten die niemand hören möchte.
Alkohol ist ein echtes Problem – und dabei ist Bier schlimmer als Wein, weil es neben Ethanol auch noch Purine liefert. Jeder Tropfen Alkohol bremst die Harnsäureausscheidung der Nieren, weshalb viele nach einem „feuchtfröhlichen“ Abend am nächsten Tag einen Gichtanfall haben.
Fertiggerichte und Fastfood sind ein weiteres unterschätztes Risiko, denn sie enthalten oft versteckte Geschmacksverstärker wie E626 und E635, die nachweislich die Harnsäureproduktion steigern.
3. Die besten natürlichen Helfer – aus der Praxis bewährt
Ich empfehle meinen Patienten seit Jahren, sich an folgende Lebensmittel zu halten:
- Basenbildende Kost: Kartoffeln, Brokkoli, Zucchini, Karotten und Spinat helfen, den Körper zu entsäuern.
- Ballaststoffe & sekundäre Pflanzenstoffe: Ein stabiler Darm trägt zur Harnsäureausscheidung bei – daher sind ballaststoffreiche Lebensmittel wie Gemüse mit Schale, Hülsenfrüchte (ja, trotz Purinen in Maßen erlaubt) und Pilze wie Shiitake und Austernseitlinge sinnvoll.
- Kirschen und Beeren: Das ist keine Theorie – ich habe zahlreiche Patienten, bei denen schon täglich 10 frische Kirschen die Gichtanfälle drastisch reduziert haben. Auch Heidelbeeren und Erdbeeren wirken harnsäuresenkend.
- Zitronensaft & Trauben: Beides hilft, bereits ausgefällte Harnsäure aufzulösen und aus dem Körper zu transportieren.
4. Milchprodukte – keine Angst vor Joghurt & Co.
Immer wieder begegnet mir die Frage: „Darf ich Milchprodukte essen?“ Die Antwort ist: Ja, solange sie naturbelassen sind. Bio-Milch, Joghurt und Quark enthalten kaum Purine und haben keinen negativen Einfluss auf die Harnsäurewerte. Aber Achtung: Hochverarbeitete Milchprodukte mit Zuckerzusatz oder künstlichen Aromen gehören nicht dazu. Und auch vom Milch trinken rate ich generell ab, siehe: Warum ich allen Patienten dazu rate KEINE MILCH zu trinken
5. Das Wichtigste überhaupt: Wasser!
Hier sehe ich den größten Fehler: Zu wenig Flüssigkeit. 25 bis 30 ml Wasser pro kg Körpergewicht pro Tag sind das Minimum, damit die Nieren die Harnsäure ausschwemmen können. Mehr Informationen zur Trinkempfehlung erfahren sie hier: Wie viel Wasser am Tag trinken?. Ich empfehle basisches Wasser mit Zitronensaft, Brennnessel- oder Goldrutentee sowie gelegentlich grünen Tee – allerdings sollte man hier auf Pestizidbelastung achten, siehe hier: Aluminium im Grünen Tee? Wo kommt das denn her?
6. Abnehmen – aber nicht radikal!
Viele Gicht-Patienten haben Übergewicht – doch radikale Diäten sind gefährlich, denn zu schnelles Abnehmen setzt körpereigene Purine frei und kann einen Gichtanfall auslösen. Ich empfehle daher einen sanften, langfristigen Gewichtsverlust mit einer konsequenten Ernährungsumstellung. Zum Abnehmen habe ich auch ein Buch verfasst: Abnehmen! Warum wir fett werden – und welche Hilfe die Naturheilkunde bietet – Rene Gräber Bücher
Darmsanierung
Eine Darmsanierung kann bei Gicht eine wichtige Rolle spielen, da ein gesunder Darm die Harnsäureausscheidung unterstützt und Entzündungen im Körper reduziert. Studien zeigen, dass bestimmte Darmbakterien (z. B. Akkermansia muciniphila und Lactobacillus-Arten) helfen, Harnsäure abzubauen und auszuscheiden. Eine gestörte Darmflora kann hingegen die Resorption von Purinen aus der Nahrung verstärken und so den Harnsäurespiegel erhöhen.
Ein erster Schritt ist eine Darmreinigung, z. B. durch Flohsamenschalen oder Heilerde, um belastende Stoffe auszuleiten. Danach folgt der gezielte Aufbau der Darmflora mit probiotischen Bakterien (Lactobacillen, Bifidobakterien) und präbiotischen Ballaststoffen wie Inulin oder resistenter Stärke, um das Wachstum guter Bakterien zu fördern.
Auch bitterstoffhaltige Pflanzen wie Löwenzahn, Mariendistel oder Artischocke unterstützen Leber und Galle, die eine zentrale Rolle im Harnsäurestoffwechsel spielen. Dazu im Abschnitt zu den Heilpflanze mehr.
Grundsätzlich gilt: Ein gesunder Darm trägt nicht nur zur Harnsäureausscheidung bei, sondern reduziert auch silent inflammation, also stille Entzündungen, die Gichtanfälle begünstigen können. Zu diesen stillen Entzündungen hier mehr: Entzündungen im Körper – Naturheilmittel – Hausmittel – Altes Heilwissen
Wer unter Gicht leidet, sollte daher nicht nur die Ernährung, sondern auch den Darm im Blick behalten.
Zahnstörfeld
Störfelder im Körper können den Stoffwechsel so stark belasten, dass Gicht trotz Ernährungsumstellung und basischer Maßnahmen nicht besser wird.
Besonders Zahnherde, wie chronische Entzündungen oder Amalgamfüllungen, fördern stille Entzündungen und hemmen die Harnsäureausscheidung, das habe ich im Beitrag Problem Amalgam: Vergiftung – Entfernung – Entgiftung näher erläutert. Narben, vor allem im Bauch- oder Leberbereich, können energetische Blockaden verursachen, die die Entgiftung behindern.
Wer trotz aller Maßnahmen weiterhin Gichtanfälle hat, sollte sich auf Zahnherde, Narbenstörungen und Schwermetallbelastungen untersuchen lassen. Eine Zahnsanierung, Neuraltherapie zur Narbenentstörung oder eine gezielte Leber- und Nierenstärkung kann erstaunliche Verbesserungen bringen. Ich habe in meiner Praxis erlebt, dass Patienten nach der Behandlung solcher Störfelder plötzlich beschwerdefrei wurden – selten, aber möglich.
Heilfasten
Heilfasten kann bei Gicht helfen, indem es den Stoffwechsel entlastet und die Harnsäureausscheidung fördert. Allerdings ist Vorsicht geboten: Zu langes oder unkontrolliertes Fasten kann den Harnsäurespiegel erhöhen, da beim Abbau körpereigener Zellen vermehrt Purine freigesetzt werden. Besonders bei strengem Wasserfasten Fasten oder ketogenen Diäten kann es zu einem Gichtanfall kommen.
Sinnvoller sind milde Fastenformen, wie das Buchingerfasten oder intermittierendes Fasten, bei denen weiterhin ausreichend Flüssigkeit aufgenommen wird. Begleitend sollte immer viel getrunken werden, um die Nieren zu unterstützen.
Zum Thema Fast und Gicht habe ich bereits zwei Beiträge veröffentlicht:
- Fasten bei Gicht
- und auf dem Blog: Fasten bei Gicht
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Heilpflanzen (und Heilpilze)
Einige Pflanzen haben nachweislich positive Effekte auf Gicht, insbesondere durch ihre entzündungshemmenden und harntreibenden Eigenschaften. Die Herbstzeitlose (Colchicum autumnale) enthält Colchicin, das in der Schulmedizin zur Behandlung akuter Gichtanfälle eingesetzt wird. Achtung: Die Pflanze ist hochgiftig – keine Selbstmedikation!
Weitere wirksame Heilpflanzen:
- Brennnesselwurzel & Ackerschachtelhalm – unterstützen die Nierenfunktion und helfen, Harnsäure auszuscheiden.
- Ebereschenbeeren & Tausendgüldenkraut – fördern den Stoffwechsel und wirken leicht harntreibend.
- Mariendistel, Edelgamanderkraut & Preiselbeerblätter – stärken die Leber, die eine zentrale Rolle im Harnsäureabbau spielt.
- Goldrute, Bärentraubenblätter & Orthosiphon – klassische Pflanzen zur Nierenreinigung.
Schmerzlinderung & Entzündungshemmung:
- Teufelskralle (Harpagophytum procumbens) – lindert Schmerzen und hemmt Entzündungen (Dosierung: 700 mg, 3x täglich).
- Baikal-Helmkraut (Scutellaria baicalensis) – wirkt entzündungshemmend und senkt nachweislich den Harnsäurespiegel.
- Heilerdewickel – unterstützen das Gewebe bei Schwellungen und akuten Schmerzen.
Heilpilze aus der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM):
Heilpilze werden in der Naturheilkunde traditionell eingesetzt, um die Entgiftungsorgane zu unterstützen und den Stoffwechsel zu regulieren:
- Reishi (Ganoderma lucidum) – entlastet die Leber und hilft, den Körper zu entgiften.
- Shiitake (Lentinula edodes) – senkt nachweislich die Harnsäurewerte.
- Auricularia (Judasohr) – unterstützt die Harnsäureausscheidung.
- Fu Ling & Polyporus – wirken entwässernd und helfen bei Ödemen.
Ayurvedische Heilmittel zur Stoffwechselregulation:
- Bittermelone (Momordica charantia) – reinigt das Blut und senkt Entzündungen.
- Banaba-Blätter (Lagerstroemia speciosa) – unterstützen die Nieren bei der Harnsäureausscheidung.
- Guggul-Harz (Commiphora mukul) & Weihrauch (Boswellia serrata) – reduzieren systemische Entzündungen.
- Curcumin (Kurkuma) – hemmt die Umwandlung von Purinen in Harnsäure.
- Tulsi-Tee (Indisches Basilikum) & Ashwagandha (Schlafbeere) – stabilisieren den Stoffwechsel und reduzieren Stress, der Gichtanfälle begünstigen kann.
Homöopathie
Ein bewährtes Schema der Tiefpotenzen nach Prof. Dorsci:
- “blasses” Mittel (im kalten Zustand, ohne akut sichtbare Entzündungen): Acidum benzoicum D 4
- “rotes” Mittel (im akuten Zustand, mit Schwellung etc.): Acidum salicylicum D 4 (ggf. alle 15 Minuten 3 Globuli lutschen)
- destruktiv: Acidum oxalicum D 4
- mit Schmerzen: Bryonia D 3
Die Mittel können auch kombiniert gegeben werden.
Ein nachhaltigeres Schema ist das Banerji-Protokoll, siehe dazu Banerji Protokoll zur Gicht [Homöopathie]:
Zur Behandlung von Gicht nach den Banerji-Protokollen werden in der ersten Linie Medorrhinum C200 (eine Dosis jeden zweiten Tag) und Benzoic Acid C30 (eine Dosis täglich, für mindestens drei Monate) eingesetzt, um die Grunderkrankung zu behandeln. Bei akuten Schmerzen mit Schwellung und Rötung wird Ledum Palustre 200C + Belladonna 3C alle drei Stunden verabreicht. Falls diese Mittel nicht ausreichen, folgt als zweite Linie die Kombination aus Symphytum Officinalis C200 und Rhus Toxicodendron C30, die abwechselnd alle sieben Stunden eingenommen wird.
Orthomolekular-Medizin
Vitamin C: Fördert die Harnsäureausscheidung und wirkt antioxidativ; 500-3.000 mg täglich.
Folsäure (Vitamin B9): Hemmt das Enzym Xanthinoxidase, das für die Harnsäurebildung verantwortlich ist; 5 mg dreimal täglich.
OPC (Oligomere Proanthocyanidine): Entzündungshemmend und gefäßschützend, hilft bei der Senkung der Harnsäurewerte; 100-300 mg täglich.
L-Threonin: Unterstützt die Nierenausscheidung von Harnsäure, sollte über den Tag verteilt eingenommen werden.
Silizium: Wirkt entzündungshemmend und schützt Nieren und Gelenke vor Ablagerungen; gut bioverfügbar als Silizium-Gel oder Kieselsäure.
Magnesium: Reguliert den Harnsäurestoffwechsel und reduziert Entzündungen; am besten als Magnesiumcitrat oder Magnesiumglycinat, 300-600 mg täglich sehe ich als Minimum.
Zink: Unterstützt Enzyme beim Purinabbau und kann helfen, den Harnsäurespiegel zu regulieren; 15-30 mg täglich.
Säure-Basen-Haushalt
Ein ausgeglichener Säure-Basen-Haushalt ist bei Gicht entscheidend, da eine Übersäuerung die Ausscheidung von Harnsäure hemmt und deren Kristallbildung in den Gelenken begünstigt. Ein niedriger Urin-pH (< 6,0) verschlechtert die Löslichkeit der Harnsäure, wodurch sie sich in den Gelenken ablagern kann. Um dies zu verhindern, sollte der pH-Wert des Urins idealerweise zwischen 6,5 und 7,5 liegen.
Neben einer basenreichen Ernährung mit viel Gemüse, moderatem Obstverzehr und dem Verzicht auf Zucker und verarbeitete Lebensmittel spielt die Flüssigkeitszufuhr eine große Rolle. 2,5 bis 3 Liter täglich, vorzugsweise basisches Wasser, Kräutertees oder leicht alkalisiertes Wasser mit Zitronensaft, helfen, überschüssige Harnsäure auszuscheiden. Basenpulver, wie Natriumhydrogencarbonat (Natron) oder Citrate, kann den Urin alkalisieren und die Ausscheidung erleichtern.
Zusätzlich sind Basenbäder mit Natron oder Basensalzen eine effektive Methode, um überschüssige Säuren über die Haut auszuscheiden. Stressmanagement durch Meditation, Atemtechniken oder Entspannungsübungen kann ebenfalls helfen, da Stress die Säurebildung im Körper erhöht.
Die regelmäßige Kontrolle des Urin-pH-Werts mit Teststreifen gibt Aufschluss darüber, ob die Maßnahmen ausreichen oder angepasst werden müssen. Ein ausgeglichener Säure-Basen-Haushalt kann langfristig dazu beitragen, Gichtanfälle zu reduzieren und das Risiko für Folgeerkrankungen zu senken.
Spenglersan Kolloide
Spenglersan Kolloid R ist ein registriertes homöopathisches Mittel der Firma Meckel-Spenglersan GmbH. Der Zusatz “R” steht dabei für Rheuma, Rekonvaleszenz oder Reaktion.
Stress / Entspannung
Chronischer Stress erhöht den Cortisolspiegel, was die Harnsäureausscheidung über die Nieren hemmt und das Risiko für Gichtanfälle steigert. Gleichzeitig fördert Stress entzündliche Prozesse im Körper, wodurch Gichtattacken häufiger und schmerzhafter verlaufen können.
Oxidativer Stress entsteht, wenn durch anhaltende Belastung vermehrt freie Radikale gebildet werden – das schwächt die zelluläre Entgiftung und kann die Harnsäurewerte negativ beeinflussen. Viele Betroffene greifen unter Stress zudem vermehrt zu ungesunden Lebensmitteln oder Alkohol, was die Situation zusätzlich verschärft.
Wer Gicht nachhaltig in den Griff bekommen will, sollte daher auch auf eine gezielte Stressreduktion achten. Methoden wie Meditation, autogenes Training, Atemtechniken oder sanfte Bewegung (z. B. Spaziergänge, Yoga) helfen, das Nervensystem zu beruhigen und Entzündungsreaktionen zu senken.
Ausreichend Schlaf und bewusste Erholungszeiten sind ebenfalls entscheidend, um den Stoffwechsel zu entlasten. Viele Patienten berichten, dass allein durch eine bessere Stressbewältigung ihre Gichtanfälle seltener und weniger intensiv werden.
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Beitragsbild: mittels KI erstellt. Es stimmt natürlich einiges nicht, wie die Fußwurzelknochen und mehr. Aber es symbolisiert ganz gut um was es geht.
Dieser Beitrag wurde letztmalig am 3.3.2025 aktualisiert und ergänzt.