In meinem Beitrag zum Nierenversagen zitiere ich u.a. aus der Webseite von Prof. Kopp und führe auch dessen Behandlungsprotokoll an.
Leider ist die Webseite von Prof. Kopp nicht mehr online und ereilte das Schicksal zahlreicher privater Webseiten mit außergewöhnlichen Informationen. Deswegen möchte ich hier eine allgemein verständliche Form der Patentschrift von Prof. Kopp vorstellen, mit der Laien etwas anfangen können.
Bitte beachten Sie, dass diese Informationen nochmal mit der Original-Patentschrift abgeglichen werden sollten: Verwendung einer hydrocarbonathaltigen Zubereitung zur Prävention oder Behandlung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, Osteoporose und chronischem Nierenversagen – European Patent Office EP2072046 A1
Die Kopp’sche Methode: Behandlung mit Hydrogencarbonat zur Stabilisierung des Säure-Basen-Gleichgewichts
Die Kopp’sche Methode nutzt die gezielte Gabe von Hydrogencarbonat, um das Säure-Basen-Gleichgewicht im Körper wiederherzustellen. Zu diesem Säure-Basen-Haushalt habe ich hier geschrieben: Der Säure-Basen-Haushalt: Grundlage der Gesundheit und zum Elektrolyt-Haushalt hier: Der Elektrolythaushalt
Die Kopp´sche Methode wird sowohl zur Behandlung von chronischen als auch akuten Erkrankungen wie Nierenversagen, Bluthochdruck, Osteoporose oder Diabetes eingesetzt. Ziel ist es, den Körper zu entlasten, die Organe zu schützen und die Lebensqualität zu verbessern.
Die Methode kann in zwei Formen angewandt werden: oral (durch Einnahme von Tabletten oder Pulver) und intravenös (durch Infusionen). Beide Ansätze basieren auf den präzisen Vorgaben aus der Patentschrift EP2072046A1, die von Prof. Kopp entwickelt wurde.
Wie funktioniert die Methode?
Hydrogencarbonat (Natriumbicarbonat) hilft, eine Übersäuerung des Körpers (Azidose) zu korrigieren. Eine Azidose entsteht häufig bei chronischem Nierenversagen, Diabetes oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen und kann die Gesundheit stark beeinträchtigen. Durch die gezielte Zufuhr von Hydrogencarbonat wird der pH-Wert im Blut und Urin stabilisiert, was den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen kann.
1. Orale Therapie
Die orale Gabe von Hydrogencarbonat eignet sich besonders für Patienten mit chronischen Erkrankungen. Ziel ist es, den pH-Wert des Urins auf 7,0–7,5 anzuheben. Über diese Sache hatte ich auch hier geschrieben: Urin-PH-Werte zur Beurteilung einer Übersäuerung
Wie wird die orale Gabe durchgeführt?
- Diagnose vor Beginn:
- Der Arzt misst den pH-Wert des Urins (normalerweise mit Teststreifen).
- Blutwerte wie Elektrolyte und Säure-Basen-Parameter werden überprüft.
- Einnahme:
- Hydrogencarbonat wird in Tabletten- oder Pulverform verabreicht.
- Dosierung:
- Leichte Azidose (pH 6,5–6,9): 2–3 × täglich 500 mg (eine Tablette).
- Schwere Azidose (pH < 6,5): 2–3 × täglich 1000–2000 mg.
- Regelmäßige Kontrolle:
- Patienten messen den pH-Wert ihres Urins täglich zu Hause.
- Die Dosierung wird angepasst, bis der Ziel-pH-Wert erreicht ist.
Ergebnisse der oralen Gabe:
- Stabilisierung des Säure-Basen-Haushalts.
- Langsame Verbesserung der Nierenfunktion.
- Vermeidung von Dialysepflicht bei chronischem Nierenversagen.
Besonderheit:
Die orale Gabe erfordert eine aktive Mitarbeit der Patienten. Sie müssen die Einnahme regelmäßig durchführen und den pH-Wert überwachen.
2. Intravenöse Therapie (Infusionen)
Die Infusionstherapie wird vor allem bei akuten Erkrankungen angewandt, wie z. B. bei akutem Nierenversagen oder schweren Formen der Azidose. Hier ist eine schnelle Korrektur des Säure-Basen-Gleichgewichts notwendig.
Wie wird die Infusionstherapie durchgeführt?
- Vorbereitung der Lösung:
- Die Infusionslösung wird aus 8,4 %-Natriumbicarbonat-Lösung hergestellt, die eine Konzentration von 1 mol/L (1 mmol/ml) hat.
- Für eine isotonische Lösung wird die Konzentration angepasst:
- 140 ml der 8,4 %-Lösung pro Liter Wasser oder Glukose-Lösung.
- Um das Chlorid im Blut auszugleichen, können 5 g Magnesiumchlorid pro Liter hinzugefügt werden.
- Infusion:
- Dosierung:
- Leichte bis moderate Azidose: 100–200 ml einer 1,4 %-Lösung über 2–4 Stunden.
- Schwere Azidose: 50–100 ml der 8,4 %-Lösung über 30 Minuten.
- Geschwindigkeit:
- Die Infusion wird langsam verabreicht, um den Körper nicht zu überlasten.
- Dosierung:
- Überwachung:
- Während der Infusion misst der Arzt regelmäßig Blutdruck, Herzfrequenz und Urinproduktion.
- Blutgase und Elektrolyte werden überwacht, um Überdosierungen zu vermeiden.
Ergebnisse der Infusionstherapie:
- Schnelle Korrektur der Azidose.
- Verbesserung der Nierenfunktion und Stabilisierung des Kreislaufs.
- Reduktion von Komplikationen bei schwerkranken Patienten.
3. Kombination beider Methoden
In vielen Fällen werden die orale und die intravenöse Therapie kombiniert. Beispielsweise kann nach einer akuten Stabilisierung durch Infusionen auf eine langfristige orale Therapie umgestellt werden. Diese Kombination verbessert sowohl die kurzfristige als auch die langfristige Prognose.
4. Sicherheit und Nebenwirkungen
Die Methode ist effektiv, erfordert jedoch eine genaue Überwachung. Mögliche Nebenwirkungen sind:
- Überdosierung: Kann zu einer Alkalose (pH-Wert zu hoch) führen.
- Hypernatriämie: Erhöhter Natriumspiegel durch zu hohe Infusionsmengen.
- Volumenüberlastung: Insbesondere bei Herzschwäche oder eingeschränkter Flüssigkeitsausscheidung.
Fazit
Die Kopp’sche Methode ist ein wissenschaftlich fundierter Ansatz zur Behandlung von Erkrankungen, die mit einer Übersäuerung des Körpers einhergehen. Sie bietet sowohl akuten als auch chronischen Patienten eine Möglichkeit, ihre Gesundheit zu stabilisieren und Komplikationen zu vermeiden. Wichtig ist eine regelmäßige ärztliche Überwachung, um die Dosierung individuell anzupassen und Nebenwirkungen zu minimieren.
Für Patienten bedeutet diese Methode nicht nur eine mögliche Verbesserung ihrer Lebensqualität, sondern in vielen Fällen auch eine Vermeidung invasiver Verfahren wie der Dialyse. ABER: diese Methode findet in der klinischen Medizin kaum noch Verwendung. Dazu hatte Prof. Kopp auch mehrfach geschrieben.
Nachtrag: Wer war Prof. Kopp?
Professor Dr. med. Klaus F. Kopp war ein renommierter deutscher Mediziner mit Schwerpunkt auf Nephrologie, Dialyse und Transplantation. Er prägte durch seine wissenschaftliche Arbeit und klinische Praxis die Behandlung von Nierenerkrankungen und die Weiterentwicklung der Dialysetechnologie.
Werdegang
- Geboren: 1936
- Letzte Position: Universitätsprofessor (C3) und Extraordinarius für Innere Medizin an der Technischen Universität München.
- Berufliche Laufbahn:
- Aufbau und Leitung der Dialysestation an der Universität Frankfurt (1967–1969).
- Assistant Professor an der University of Utah, USA (1970–1972), unter Prof. Willem J. Kolff, dem Pionier der künstlichen Niere.
- Habilitation 1973 mit der Arbeit über die „Single Needle Dialysis“.
- Professur für Innere Medizin mit Schwerpunkt Nephrologie, Dialyse und Transplantation (1980–2000).
Wissenschaftliche „Errungenschaften“
- Entwicklung neuer Verfahren und Geräte für die Dialyse, darunter die Ein-Nadel-Dialyse.
- Förderung des Verständnisses von Stoffwechselprozessen bei Nierenerkrankungen.
- Einsatz von Bikarbonat-Infusionen zur Behandlung von akutem und chronischem Nierenversagen (die sogenannte „Kopp’sche Methode“).
Schriften und Ehrungen
- Autor zahlreicher wissenschaftlicher Publikationen über Dialyseverfahren, akutes Nierenversagen und Präventionsstrategien.
- Mitbegründer des Einsatzes von Hämodialyse bei akuten Vergiftungen und schweren Nierenschäden.
- Ehrungen: Goldene Willem-J.-Kolff-Gedächtnismedaille (1979), verliehen von der Nierenstiftung der Niederlande.
Die Kopp’sche Methode
Die nach ihm benannte Methode zur Behandlung von Niereninsuffizienz umfasst:
- Die gezielte Gabe von Hydrogencarbonat zur Korrektur von Azidose.
- Die Entwicklung individueller Behandlungsansätze, die Patienten vor Dialysepflicht bewahren können.
Professor Kopp emeritierte 2000, hinterließ jedoch ein bedeutendes Erbe in der Nephrologie und der Behandlung von Niereninsuffizienz. Seine Ansätze werden bis heute von Medizinern angewendet und weiterentwickelt.