Bevor ich zu den 12 Tipps gegen Heißhunger komme, vorab ein paar Worte zum Hunger, bzw. Heißhunger.
Das Gefühl des Hungers dient dem menschlichen Organismus als Signal zur Nahrungsaufnahme. Damit das Bedürfnis nach Nährstoffen ausgelöst und Nahrung aufgenommen wird, muss der Körper zunächst verschiedene Parameter messen.
Erstes Anzeichen für die Notwendigkeit der Nahrungszufuhr ist ein geringes Magen-Volumen. Das Organ verfügt in der Außenwand über Druck-Rezeptoren, die dem Zentralnerven-System mitteilen, wie stark der Magen gedehnt oder entspannt ist. Chemorezeptoren an der Innenwand registrieren die Art des Mageninhaltes und schlagen bei Nährstoffmangel Alarm.
Ein geringwertiger Speisebrei kann also durchaus noch Hunger verursachen. Das Magenknurren entsteht durch Kontraktionen der leeren Magenwände, wenn über längere Zeit Speisebrei vollständig fehlt.
Menge der Nährstoffe
Auch die Menge der Nährstoffe im Körperinneren wird durch physiologische Prozesse ermittelt. Zu geringe Glucose-Konzentrationen (physiologisch: Werte zwischen 70 und 100 mg/100 ml) im Blut lösen Hunger ebenso aus wie ein niedriger Insulin-Spiegel.
Insulin ist ein Hormon der Bauchspeicheldrüse, das die Glucose-Aufnahme durch das Körpergewebe reguliert.
Die lieben Hormone
Leptin ist ein weiteres Hormon, das den Hunger reguliert. Produziert wird der Botenstoff in den Fettzellen (Adipozyten), die dem Körper signalisieren, dass genug Fett gespeichert ist. Leptin fördert dann das Sättigungsgefühl. In die gleiche Richtung wirkt das Hormon Adinopektin, dessen Hauptaufgabe es ist, die Insulin-Wirkung zu erhöhen. Ghrelin ist ein Signal-Peptid des Magen-Darm-Traktes, das bei wenig gefülltem Darm ausgeschüttet wird, um Hunger zu erzeugen.
Daneben registriert der Körper die Menge der verfügbaren Stoffwechsel-Energie (Kalorien-Gehalt). Droht ein Mangel an Energie, reagiert das Zentralnerven-System mit Hungergefühl. Den Status der Mikronährstoffe nimmt der Körper ebenfalls wahr. Auch der Kauvorgang hat Einfluss auf die Sättigung.
Tipps und Tricks gegen Heißhunger
Aus diesen Erkenntnissen können einige Tipps zur Vermeidung von Heißhunger abgeleitet werden.
1. Es ist unausweichlich, dass während einer “Reduktions-Diät” der Hunger zunimmt. Wer Fett verliert, hat einen niedrigen Leptin-Spiegel. Auch eine geringere Kalorien-Zufuhr löst stärkeren Hunger aus. Hunger ist dann keine rein psychische Angelegenheit, sondern physiologisch begründet. Kompensiert werden kann dies nur durch eine optimale Aufnahme von Mikronährstoffen wie Vitaminen.
Das bringt mich gleich wieder zu der Sache mit dem Abnehmen. Ich habe hierzu ein Büchlein veröffentlicht: “Warum wir fett werden – Und wie die Naturheilkunde helfen kann.“
2. Durch Täuschung der Geschmacksknospen im Mund kann der Hunger nach Süßem oder Fettigem gestillt werden. Hier helfen natürliche Mundspülungen oder auch eine frische Zahnpasta.
3. Kaugummis können dem Körper durch Kaubewegungen eine Nahrungsaufnahme vortäuschen. Leider enthalten diese auch wieder Zucker oder Süßstoffe. Also: nicht wirklich zu empfehlen.
4. Regelmäßige, langsam zu sich genommene Mahlzeiten verringern das Gefühl des Hungers, wobei gerade ein ausgewogenes Frühstück wichtig ist. Bleibt natürlich die Frage, wie sieht so ein Frühstück aus. Alleine dieses Thema könnte ein Buch füllen. Machen Sie aber mal Folgendes: Trinken Sie nach dem Aufstehen ein Glas Wasser und essen dann einen Apfel, den Sie sehr gründlich und damit länger kauen.
5. Da wir gerade beim Trinken waren: Die Aufnahme von viel ungesüßter Flüssigkeit füllt den Magen. Ein Glas warmes Wasser vor einer Mahlzeit führt schneller zu einer Sättigung.
6. Ausreichend Schlaf und wenig Stress macht emotional stabiler. So können unangenehme Situationen wie Heißhunger leichter ausgehalten werden.
7. Konditionierungen wie die Chips zum Fernsehen müssen identifiziert und aufgelöst werden. Ein Diät-Tagebuch kann über die situationsbedingten Zusammenhänge zwischen Heißhunger und emotionalen Schieflagen aufdecken.
8. Das Belohnungs-System muss umkonditioniert werden. Statt mit Zucker kann der Dopamin-Spiegel mit schönen Tätigkeiten (Hobby) erhöht werden.
9. Süßigkeiten, die im Eis- oder Kühlschrank gelagert werden, schmecken weniger intensiv und lösen so keinen Heißhunger aus. Ich rate aber sowieso dazu, den ganzen Süßkram zu “entsorgen” (Ja, ich meine wegwerfen!). Wenn Sie etwas brauchen, fahren Sie los und kaufen das Zeug. Um es einmal ganz klar zu sagen: Vermutlich ist es so, dass Zucker und andere einfache Kohlenhydrate bestimmte Zellen im Gehirn zur Appetitkontrolle “absterben” lassen. Die Folge ist dann klar: Noch mehr Heißhunger.
Damit hätten wir die “allgemeinen” Tipps erst mal durch und werden etwas “medizinischer”:
10. Die Akupressur bedient sich bestimmter Druckpunkte, die das Esszentrum entweder stimulieren oder auch blockieren können. Bei fachgerechter Anwendung lässt sich so das Heißhungergefühl ausschalten. Klappt bei Manchen, aber auch nicht immer.
11. Orthomolekular-Medizin: Hier muss ich mich knapp halten. Chrom- und Vanadium-Spiegel im Blut kontrollieren lassen. Ein Mangel verursacht den Heißhunger auf Schokolade. Und dann natürlich die Sache mit dem Serotonin. Der Heißhunger wird vom Serotonin (=Glückshormon) geregelt. Und da kann man was machen. Eine Aminosäure namens L-Tryptophan.
12. Aus dem Bereich der Homöopathie kommen auch einige Mittel in Frage, wie z.B.: Ignatia (wenn Kummer der Grund ist), Natrium muriaticum (wenn es vormittags gegen 10.00 Uhr ist), Sulfur (wenn es gegen 11.00 Uhr ist), Lycopodium (generell auf Süßes und man davon auch nicht satt wird), Phosphorus, China (wenn es vor allem nachts auftritt).
Wann ist Heißhunger krankhaft?
Das Gefühl des Heißhungers kann unterschiedliche physische und psychische Ursachen haben. Bei den körperlichen Faktoren spielt der Zuckerwert eine wichtige Rolle.
Blutzuckerwerte unter 50 mg /100 ml gelten als pathologisch (Hypoglykämie / Unterzuckerung) und wirken negativ auf den Organismus (siehe auch: Insulin-Blutwerte)
Es zeigen sich Symptome wie akuter Heißhunger, Schwindel, Schweißausbrüche, Übelkeit, Müdigkeit, Kopfschmerzen, beeinträchtigte Seh- und Sprachfähigkeit, Konzentrationsstörungen mit Verwirrtheitszuständen bis hin zum Bewusstseinsverlust.
Der Glucosegehalt (Zucker) des Blutes lässt sich durch viele Faktoren beeinflussen.
So können ein Hormonmangel, angeborene Enzymdefekte, Leberprobleme und Nierenprobleme, Insulinproduzierende Tumoren (Insulinom), Dumping-Syndrom und Unterernährung einen Abfall des Zuckerwertes unter die physiologische Grenze begünstigen.
Daneben erhöhen z.B. Alkohol und verschiedene Medikamente (auch eine Überdosierung mit Insulin / Tabletten zur Diabetes-Regulation) die Insulinausschüttung und senken so den Zuckerwert.
Zur primären Diagnose einer Fehlfunktion dienen der 72stündige Fastentest mit kontinuierlicher Blutuntersuchung sowie der Glucosetoleranztest, bei dem über einen bestimmten Zeitraum Glucose in flüssiger und fester Form eingenommen wird, um im Anschluss den Zuckerwert engmaschig zu kontrollieren.
Neben der durch körperliche Einflüsse verursachten Hypoglykämie spielen auch zivilisationsbedingte Faktoren eine Rolle für plötzlich ausgelösten Heißhunger. Sitzen und die motorisierte Bewegung (auch sitzen!), steht heute im Vordergrund.
Ähnlich verhält es sich mit der Nahrungsaufnahme. Fett- und zuckerreiche Kost werden heute vermehrt konsumiert.
Volkskrankheiten wie z.B. Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) nehmen rasant zu. Wir haben inzwischen vermehrt Jugendliche mit Diabetes Typ 2. Dieser Typ wurde früher einfach “Alterszucker” genannt. Das kann man heute zu 25-, 35- oder 45-Jährigen ja wohl kaum sagen. Industriell produzierte Kost und Fast Food beinhalten häufig wenig verwertbare Nährstoffe und machen durch ihre Inhaltsstoffe eher Appetit auf mehr.
Der Gebrauch der “Zuckerersatzstoffe” (z.B. Süßstoffe wie Aspartam etc.) fördert vermehrt den Wunsch nach Süßem. Auch Werbung in Bild und Ton kann eine Heißhungerattacke auslösen. Darüberhinaus halte ich diese Süßstoffe selbst für mehr als bedenklich und meide diese wie die Pest. Die Begründung liefere ich in meinem Beitrag: Ungesunde Süßstoffe mit Nebenwirkungen.
Wichtige Themen zum weiterlesen: Darmflora –Darmpilze – Darmsanierung – Übersäuerung
Was kann Heißhunger noch bedeuten?
APS (adrenerges postprandiales Syndrom) kann eine ähnliche Symptomatik aufweisen wie eine Unterzuckerung.
Das Dumping-Syndrom entsteht nach operativen Eingriffen im Magenbereich, bei dem es durch zu viel und zu schnell aufgenommene Nahrung neben Blähgefühl, Krämpfen und Geräuschen im Darm ebenfalls zu den typischen Symptomen einer Unterzuckerung kommen kann.
Beitragsbild: 123rf – olegdudko
Dieser Beitrag wurde letztmalig am 15.8.2019 aktualisiert.