Bevor ich zu den Nebenwirkungen komme, vorab einige Worte zur Anwendung des Ibuprofen.
Der zu den Propionsäure-Derivaten gehörende Wirkstoff Ibuprofen dient der Behandlung von Schmerzen und Entzündungen und kann daneben auch Fieber senken.
Anwendungsgebiete
Es handelt sich um ein Nicht-Opioid (nicht morphinhaltig, keine Wirkung auf Opioidrezeptoren des menschlichen Organismus, daher in geringen Dosierungen frei verkäuflich), welches vor allem bei starken Schmerzen (analgetische Wirkung) im Bereich des Bewegungsapparates und bei rheumatischen Beschwerden eingesetzt wird.
Ibuprofen reduziert daneben Kopfschmerzen, Muskelschmerzen, Zahnschmerzen oder auch Regelschmerzen, senkt durch Beeinflussung des Temperaturzentrums im Gehirn Fieber (antipyretisch), dämmt innere und äußerliche Entzündungen ein (antiphlogistisch) und besitzt eine abschwellende Wirkung (wird z.B. häufig bei Sportverletzungen eingesetzt).
Im Wesentlichen würde ich bei all diesen Anwendungsgebieten meinen, dass es sich hier um ein klassisches Abstellen von Symptomen handelt, aber nicht um Heilung…
Dosierung
Wie viele nicht-opioide Analgetika ist Ibuprofen in geringer Dosierung gut verträglich. Je nach Bedarf wird eine tägliche Dosierung zwischen 200 und 1.200 mg (höhere Dosierungen z.B. bei rheumatischen Beschwerden) empfohlen. Ab 600 mg täglich ist allerdings bereits mit Leberschäden zu rechnen, wenn die Medikation länger als 12 Tage andauert!
Durch Eingreifen in die Prostaglandinsynthese (die durch Ausschüttung bestimmter Botenstoffe für die verschiedenen Beschwerden verantwortlich ist) können die zuvor erwähnten Störungen und Schmerzen rasch gelindert werden.
Die Plasmahalbwertszeit liegt bei ca. zwei Stunden, der Abbau erfolgt, bedingt durch die gute Wasserlöslichkeit des Wirkstoffs, zügig und führt zu einer Ausscheidung über Leber (Entgiftungsstation) und Nieren.
Arten von Ibuprofen
Ibuprofen ist frei verkäuflich (ab 400 mg rezeptpflichtig) und wird in Form von Tabletten, Dragees, Injektionslösungen, Suppositorien (Zäpfchen), Salben und Gelen angeboten. Zu den bekanntesten Handelsnamen zählen unter anderem Ibuprofen, Ibu-ratiopharm, Ibubeta, Dolormin, Aktren, Optalidon und Vivimed.
Die tägliche Dosierempfehlung sollte nicht überschritten werden, dabei ist eine Verwendung über einen Zeitraum länger als vier Tage zu vermeiden, um die Wahrscheinlichkeit von Nebenwirkungen nicht noch weiter zu erhöhen.
Nebenwirkungen
Damit wären wir bei den “Nebenwirkungen”. Nebenwirkung ist ja ein lustiger Begriff. Es beschreibt den Umstand, dass wir es mit Wirkungen zu tun haben, die einfach nicht erwünscht sind, aber ebenfalls (mit bestimmten Wahrscheinlichkeiten) vorkommen.
Chromosomen-Schäden
In Versuchen mit Knochenmarksstammzellen von Mäusen verursachte Ibuprofen Chromosomen-Schäden (Chromosomen-Aberrationen). Zudem nahm die Zellteilungsrate ab. Beide Wirkungen waren umso stärker, je höher die Konzentration von Ibuprofen gewählt wurde (Link zur Studie).
Zwar können die Ergebnisse aus Tierversuchen nicht unbedingt auf den Menschen übertragen werden, aber der Chromosomen-Stoffwechsel ist eine grundlegende Eigenschaft aller höherer Zellen. Deswegen besteht der erhebliche Verdacht, dass Ibuprofen auch beim Menschen die Erb-Substanz angreift. Deswegen kann das Medikament wahrscheinlich sogar Krebs und Mutationen verursachen.
Magenbeschwerden und Darmprobleme
Ibuprofen ist in niedrigen Dosierungen frei verkäuflich, der Wirkstoff führt aber vielfach zu unerwünschten Nebenwirkungen. Hierzu zählen vor allem Magenbeschwerden und Darmbeschwerden (Übelkeit, Erbrechen, Sodbrennen, Durchfall oder Verstopfung, Blähungen, Magenkrämpfe). Zusätzlich können Geschwüre (Ulzerationen) entstehen, die bei weiterer Verwendung des Präparates zu einem möglichen Aufbrechen mit Blutungen aus Magen oder Darm führen können.
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Nierenprobleme
Die Schädigungen beruhen auf der Hemmung der Prostaglandin-Ausschüttung, die eine Schutzfunktion für den Magen und auch die Niere hat (Link zur Studie). Daher kommt es durch die Einnahme auch zu Nierenschäden, die durch die Ausscheidung und Abbau des Wirkstoffes noch verstärkt werden. Folgen können eine Niereninsuffizienz und bei erheblichem Missbrauch sogar ein Nierenversagen sein. Für das Phänomen wurde der Begriff „analgetische Nephropathie“ geprägt, bei der die Nieren-Kapillaren geschädigt werden, die an der Filtrierung beteiligt sind.
Asthma und Allergien
Der verminderte Prostaglandin-Spiegel löst gelegentlich auch Asthma und Allergien aus. Betroffen sind hiervon vor allem Menschen mit einer verstärkten Neigung zu allergischen Reaktionen. Leukotriene sind Gewebs-Hormone, deren Synthese durch Ibuprofen erhöht wird und auf diesem Wege Krämpfe der Bronchial-Muskulatur auslösen. Folgerichtig konnte in einer taiwanesischen Studie auch eine Verschlechterung von asthmatischen Erkrankungen durch Ibuprofen nachgewiesen werden (Link zur Studie). Aus dem Land kommt noch eine andere wissenschaftliche Arbeit, die Ibuprofen als stärkeren Auslöser für Asthma-Anfälle bei Kindern bezeichnet als Paracetamol (Link zur Studie).
Kreislaufstörungen, Ödeme, Juckreiz und mehr
Vielfach kommt es zu einer Beeinträchtigung des Wachheitszustandes (z.B. in Form von andauernder Müdigkeit). Daneben werden vermehrt Schwindelanfälle, eine gesteigerte Reizbarkeit und Schlafstörungen beobachtet. Desweiteren kann die zugrundeliegende Beeinträchtigung des Nervensystems zu Sehstörungen führen. Eher selten sind Juckreiz, Augenbrennen, Sehstörungen, Wassereinlagerungen, Blutbildungsstörungen, Ohrensausen, Beeinträchtigungen der Herzfunktion, Entzündungen von Speiseröhre oder Bauchspeicheldrüse.
Leberschäden
Eine spanische Metastudie unter der Leitung von Prof. Zoubeck zeigt, dass Ibuprofen Leberschäden einschließlich der toxischen Hepatitis schon nach zwölftägiger Medikation hervorrufen kann. In der Analyse werteten die Wissenschaftler 22 Einzelarbeiten aus (Link zur Studie). Tierversuche ergaben, dass Ibuprofen wichtige Stoffwechselvorgänge in der Leber stört, darunter die Verarbeitung von Vitaminen und Aminosäuren sowie Hormonen. Das Risiko ist für Frauen höher (Link zur Studie).
Herzinfarkt und plötzlicher Herztod
2017 wurde intensiver über die Entstehung eines Herzinfarktes nach Verwendung des Wirkstoffs diskutiert.
Daneben erhöht Ibuprofen die Wahrscheinlichkeit des plötzlichen Herztodes. Dies haben dänische Wissenschaftler in einer Langzeit-Studie mit rund 34.000 Freiwilligen nachgewiesen. Die Forscher analysierten die Fälle von akutem Herzstillstand, der bei den Probanden zwischen 2001 und 2010 eingetreten war. Nach Sichtung der Medikationen stellte sich heraus, dass Ibuprofen das Risiko für den tödlichen Organ-Ausfall um 31 % steigert. Verglichen wurden diese Fälle mit den Verstorbenen, die kein Ibuprofen eingenommen hatten (Link zur Studie). Eine Studie belegt auch ein höheres Risiko für Herzinsuffizienz (Link zur Studie).
Eine andere Studie belegt die blutdrucksteigernde Wirkung von Ibuprofen. Möglicherweise ist das der Grund für die Herz-Komplikationen (Link zur Studie). Denn das Medikament beeinträchtigt die Wirkung von Mitteln, die den Blutdruck senken (Link zur Studie). Eine Rolle spielen die Erkenntnisse besonders in Fällen, in denen Bluthochdruck und Osteoarthritis gleichzeitig auftreten (Link zur Studie).
Diese Problematik ist dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) seit Langen bekannt. Trotzdem wurde Ibuprofen nicht zum rezeptpflichtigen Rezept deklariert. Es bleibt nur zu hoffen, dass die dänische Studie aus 2017 die Verantwortlichen endlich zum Handeln veranlasst.
Die in Einzelfällen aufgetretenen Beeinträchtigungen des Organismus sind vielfältig und sind im Beipackzettel des Medikaments ausführlich gelistet. Hier ist eine gute Aufklärung durch das Fachpersonal von hoher Priorität. Bei Verwendung von Suppositorien kann es zu einem brennenden Gefühl in der Afterregion kommen. Auch Juckreiz, Rötungen und Schwellungen sind beschrieben.
In Kombination mit anderen Medikamenten kann es entweder zu einer deutlichen Verstärkung der verschiedenen Wirkungen oder aber zu einer Herabsetzung dieser kommen. Daher sollte die zusätzliche Verwendung vor Gebrauch ärztlich abgeklärt werden.
Ibuprofen sollte nie länger als 4 Tage hintereinander und nicht öfter als 10 Tage pro Monat angewendet werden. Hierbei muss ich sagen: 10 Tage im Monat?! Das bedeutet, dass wir Patienten mit schweren Schmerzzuständen haben, die auf jeden Fall “anders” behandelt werden sollten, als mit Ibuprofen!
Jegliche Dauereinnahme soll immer mit dem Arzt abgeklärt sein. Patienten mit Herz-Kreislauf-Problemen sollten die Einnahme gänzlich unterlassen. Auf keinen Fall sollten der der anderen NSARs zusätzlich genommen werden. Noch riskanter als Ibuprofen ist beispielsweise das Präparat Diclofenac, das die Wahrscheinlichkeit eines plötzlichen Herztodes sogar um 50 % erhöht, wie sich in der dänischen Arbeit herausstellte. Manche Ärzte raten von Diclofenac deswegen ganz ab!
Schlaganfall
Ibuprofen erhöht die Gefahr eines Schlaganfalls. So lautet das Fazit einer Metastudie über 15 wissenschaftliche Untersuchungen. Grund ist wahrscheinlich der blutdrucksteigernde Effekt des Medikamentes (Link zur Studie). Besonders hoch ist das Risiko für Frauen, die aufgrund von Menstruations-Beschwerden Ibuprofen einnehmen (Link zur Studie).
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Mortalität bei Grippe
Eine Reihe von Studien legt nahe, dass Ibuprofen das Sterbe-Risiko bei Grippe-Infektionen erhöht, wie eine Literatur-Sichtung zeigt. Diese Arbeit beinhaltet zwar nur Studien über Tierversuche, aber das Medikament könnte beim Menschen ähnliche Folgen haben.
Bedenklich ist die Vermutung deshalb, weil Ibuprofen oft bei Grippe verordnet oder von den Patienten selbst gekauft wird. Die Ergebnisse der Untersuchungen treffen übrigens auch auf andere Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAID, Aspirin, Paracetamol etc) zu (Link zur Studie).
Ibuprofen in der Schwangerschaft
Mindestens zwei Studien belegen das Risiko einer Fehlgeburt, besonders in der frühen Schwangerschaft. Die Wahrscheinlichkeit für den Verlust des Kindes verdoppelt sich im Zuge der Medikation (Links: Studie 1, Studie 2).
Früher galt die Maßgabe, dass Ibuprofen erst ab dem fünften Schwangerschaftsmonat nicht eingenommen werden sollte, weil die Fruchtwasser-Produktion durch das Medikament gestört wird (Link zur Studie). Inzwischen musste dies revidiert werden, nachdem eine Studie schon sehr viel früher in der Schwangerschaft Schäden am Fetus nachwies. Die Wissenschaftler belegten Zellteilungs- und Wachstumsstörungen durch das Medikament (Link zur Studie). Neben einem niedrigen Geburtsgewicht drohen unter anderem auch unterentwickelte Nieren, Asthma und Blutgerinnungsstörungen (Link zur Studie).
Hörverlust
Eine Studie mit fast 27.000 Männern brachte zutage, dass NSAIDs wie Ibuprofen das Risiko für totalen Hörverlust erhöht. Diese Nebenwirkung kommt den Forschern zufolge vor allem bei älteren Männern vor (Link zur Studie).
Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff
Nicht verwendet werden sollte Ibuprofen bei einer bekannten Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff, bei einer gestörten Blutbildung, Magengeschwür oder Darmgeschwüren, Lebererkrankungen, Nierenfunktionsstörungen, einer erhöhten Blutungsneigung, Bluthochdruck oder einer Herzinsuffizienz. Bei Kindern unterhalb von sechs Monaten ist das Medikament kontraindiziert. Während der Schwangerschaft sollte Ibuprofen auf keinen Fall eingenommen werden.
Naturheilkundliche Alternativen zu Ibuprofen
Entzündungen, die Schmerzen verursachen, sind oft die Folgen des Lebensstils, insbesondere der Ernährung. Reizstoffe wie Nikotin und auch Kohlenhydrate, vor allem der Zucker, fachen entzündliche Prozesse an. Linderung verschafft hier eine entzündungshemmende Diät, die reich an Omega-3-Fettsäuren sein sollte.
Neben dieser vorbeugenden Maßnahme können die Inhaltsstoffe von Heilpflanzen Schmerzen und Entzündungen bekämpfen. So bewirkte Johanniskraut-Extrakt im Tierversuch im Vergleich zu Ibuprofen eine doppelt so hohe Schmerzlinderung wie Ibuprofen (Link zur Studie).
Die Tintkur von Arnika kann bei äußerlicher Anwendung Gelenkschmerzen ebenso gut stillen wie Ibuprofen. Belegt ist dies durch eine Untersuchung an über 200 Patienten mit Osteoarthritis (Link zur Studie).
Baicalin ist Wirkstoff aus der Wurzel des Baikal-Helmkrautes (Scutellaria baicalensis). In Tierversuchen mit Ratten konnten Forscher nachweisen, dass die pflanzliche Verbindung Schmerzen und Entzündungen eindämmt. Die Wirkung entfaltet sich über Hemmung von Entzündungs-Mediatoren (Zytokine, Prostaglandin E2, Stickstoffmonoxid) (Link zur Studie).
Der Asiatische Ginseng (Panax ginseng) wurde von Wissenschaftlern ebenfalls auf seine schmerz- und entzündungshemmende Wirkung untersucht. Nach den Ergebnissen kommt Ginseng als Alternative zu Iboprofen infrage. Die Inhaltsstoffe wirken über eine Hemmung von Entzündungs-Mediatoren (Interleukin 6) (Link zur Studie).
Auch Ingwer ist ein erprobtes Schmerzmittel. In einer Studie mit 150 jungen Frauen mit schweren Zyklusbeschwerden (Dysmenorrhö) erwies sich das Naturheilmittel als ebenbürtig zu Ibuprofen (Link zur Studie).
Anthocyane sind rote und blaue Pflanzenstoffe, die beispielsweise in Kirschen, Heidelbeeren, Holunder Pflaumen und Rotkohl vorkommen. Die Verbindungen können einer Studie zufolge Entzündungen lindern.
Der Effekt beruht wie beim Ibuprofen auf einer Hemmung von Entzündungs-Mediatoren (Cyclooxygenase I und II) (Link zur Studie).
Auch interessant: Welche entzündungshemmenden Salben gibt es?
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