Der Meerrettich (Armoracia rusticana) ist in einigen deutschsprachigen Gegenden auch als Kren bekannt.
Er gehört zur Familie der Kreuzblütengewächse. Verwendet wird in der Küche und in der Pflanzenheilkunde die Wurzel des Meerrettichs.

Scharfes Gewürz

Meerrettich wird seit dem Mittelalter als Gewürzpflanze kultiviert. In der Küche wird das scharfe Gewürz aus den geriebenen Wurzeln sehr geschätzt. Zu Fisch und Fleisch passen Meerrettichsoßen. Man kann ihn zum Würzen von Senf, Quark oder Frischkäse verwenden. Als klassische Beilage zu geräuchertem Lachs und zu Rindfleisch wird bei dem frisch geriebenen Meerrettich die gesunde Schärfe durch die Zugabe von Sahne oder geriebenem Apfel gemildert.

Meerrettich enthält neben Vitamin CVitaminen aus der B-GruppeMineralstoffen und Senfölglykosiden einen hohen Anteil an ätherischen Ölen. Ehe die würzende Schärfe in der Küche genutzt wurde, hatte Meerrettich bereits seinen Platz in der Pflanzenheilkunde. Vor allem in der Klostermedizin wurden Zubereitungen aus Meerrettich zur Linderung von Beschwerden der Blase und der Atemwege, bei rheumatischen Erkrankungen und bei Verdauungsschwäche verordnet.

Keimhemmende Wirkung

Heute kann die keimhemmende Wirkung des Meerrettichs im Labor wissenschaftlich nachgewiesen werden. Nicht nur bei Infektionen durch Bakterien kann Meerrettich helfen. Auch bei Viren und sogar bei Erkrankungen, die durch Pilze verursacht werden, kann das antimikrobielle Wirkspektrum der ätherischen Öle heilen. Sehr empfehlenswert ist die medizinische Anwendung von Meerrettich Honig.

Bei dieser Zubereitung verbinden sich die antibiotischen Wirkungen von Honig und Meerrettich. Die Senfölglykoside und die entzündungshemmenden Enzyme, die im Honig enthalten sind, rücken den Mikroorganismen zu Leibe. Die entzündeten Schleimhäute der Atemwege und des Harntraktes werden durch die Einnahme von Meerrettich Honig beruhigt und heilen schneller ab.

Das Rezept für Meerrettich Honig

Zunächst sollte ein Stück frischer Meerrettichwurzel fein gerieben und mit der gleichen Menge Honig vermengt werden. Vorsicht beim Reiben: Die scharfen ätherischen Öle können die Augen reizen. Vor der Verwendung sollte die Mischung einige Stunden durchziehen. Bereits bei einem beginnenden Infekt kann mit der Einnahme begonnen werden.

Dreimal am Tag einen Esslöffel von dem Gemisch einnehmen. Das gut verschlossene Gefäß mit dem Meerrettich Honig unbedingt im Kühlschrank aufbewahren, dann hält er etwa eine Woche. Je länger der Meerrettich Honig steht, desto mehr verflüchtigen sich die wirksamen ätherischen Öle. Deshalb ist es zu empfehlen, bei Bedarf kleinere Portionen jeweils frisch zuzubereiten.

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Wissenschaftliches rund um den Meerettich

Antibiotische Wirkung

Im Jahr 2012 erschien eine Arbeit, die einen relativ neuen antibiotischen Effekt vorstellte und gleichfalls bei Meerrettich nachgewiesen werden konnte:

Food as a source for quorum sensing inhibitors: iberin from horseradish revealed as a quorum sensing inhibitor of Pseudomonas aeruginosa.

Der anti-mikrobielle Effekt bezieht sich hier auf das sogenannte „Quorum Sensing“ (QS). Es handelt sich hier um die Fähigkeit von Einzellern, Prozesse, Zelldichte, Aufbau von Biofilmen und so weiter untereinander durch eine Kommunikation auf chemischer Basis zu koordinieren. Die Bakterien produzieren Signalmoleküle, die die Eigenschaften von Pheromonen haben (können).

Es gibt hier spezifische Signalmoleküle für die Kommunikation innerhalb der eigenen Art und solche für eine Kommunikation mit anderen Arten. Da diese Moleküle permanent abgegeben werden, steigt ihre Konzentration kontinuierlich bis zu einem Punkt, wo bei anderen Bakterien über spezifische Rezeptoren bestimmte Gene aktiviert werden, die zu der gewünschten Reaktion führen (Aufbau von Biofilmen, Erhöhung der Zelldichte etc.).

Daher kennt man seit den 1990er Jahren einen antibiotischen Effekt, der sich auf dieses QS bezieht, indem man einfach diese interbakterielle Kommunikation unterbricht und somit den geordneten Aufbaut von Zellkulturen stört.

In der vorliegenden Arbeit fanden die Forscher eine Substanz im Meerrettich, die Iberin heißt und genau dies macht. Es handelt sich hierbei um ein Senfölglycosid, dem auch präventive Fähigkeiten gegen Krebserkrankungen nachgesagt werden.
Die Autoren untersuchten die Wirkung dieser Substanz gegen Pseudomonas aeruginosa, einem „Krankenhauskeim“, der zu den antibiotikaresistenten Keimen zählt und rund 10 Prozent aller im Krankenhaus erworbenen Infektionen ausmacht. Die Autoren stellten fest, dass Iberin QS-gesteuerte Gene des Bakterium lahm legt und somit seine Kommunikationsfähigkeit ausschaltet.

Hier handelt es sich weniger um eine Akutwirkung bei einer schon bestehenden Infektion, sondern vielmehr um ein Unterbinden der Vermehrung der Bakterien in einem noch relativ ungefährlichen Stadium aufgrund der geringen Populationsdichte.

Antimicrobial activities of phenethyl isothiocyanate isolated from horseradish.

Es gibt mehr als nur eine oder einige wenige Substanzen in ein und derselben Heilpflanze, die einen bestimmten Effekt ausüben. So auch hier beim Meerrettich und seiner Fähigkeit, Infektionen zu verhindern oder zu heilen. Die Autoren dieser Arbeit isolierten eine Substanz aus Meerrettich, die zu den Isothiocyanaten gehört und ein breites antibiotisches Wirkspektrum aufweist.

Broad spectrum antibacterial activity of a mixture of isothiocyanates from nasturtium (Tropaeoli majoris herba) and horseradish (Armoraciae rusticanae radix).

In dieser Arbeit wurden die verschiedenen Isothiocyanate aus dem Meerrettich bestimmt, isoliert und dann auf ihre antibiotische Wirksamkeit geprüft. Es zeigte sich, dass eine Reihe von „alten Bekannten“ unter den Krankheitskeimen höchst empfindlich auf die Biochemie des Meerrettich reagierten, unter anderem auch Candida, der Verursacher einer Pilzinfektion. Die Autoren stellten weiterhin fest, dass die Wirkung auf die Keime bei resistenten Keimen genau so stark ausfiel wie bei nicht resistenten.

Insecticidal activity and fungitoxicity of plant extracts and components of horseradish (Armoracia rusticana) and garlic (Allium sativum).

Diese Arbeit belegt, dass Meerrettich und Knoblauch neben einem antibiotischen Effekt im Sinne einer anti-bakteriellen Wirkung auch eine insektizide Wirksamkeit haben können.

Entzündungshemmende Wirkungen

Anti-inflammatory activity of horseradish (Armoracia rusticana) root extracts in LPS-stimulated macrophages.

Die Autoren dieser Arbeit zeigen an Mäusen, dass die Gabe von Meerrettich bei den Tieren die Konzentrationen von Stickstoffmonoxid, Tumor-Nekrose-Faktor alpha, Interleukin-6 und Cyclooxygenase-2 Aktivität in deren Makrophagen herabsetzte. Gleichzeitig nahmen die Aktivitäten von freien Radikalen signifikant ab und erhöhte sich die Aktivität der Häm-Oxygenase-1. Das zuletzt genannte Enzym ist maßgeblich an der Gefäßneubildung beteiligt, durch eine sogenannte „proangiogenetische Wirkung“. Es hemmt zudem Entzündungsprozesse, oxidativen Stress und kann Apoptosen auslösen. Daher beurteilen die Autoren diese Kette an Wirkungen als einen Schutzmechanismus für Zellen während einer Entzündung.

Krebserkrankungen

Light-activated indole-3-acetic acid induces apoptosis in g361 human melanoma cells.

Indol-3-essigsäure ist ein in Pflanzen vorkommendes Hormon. Es ist lichtempfindlich und stimuliert das Wachstum von Pflanzen und Wurzeln. Eine Peroxidase in Meerrettich ist in der Lage, diese Essigsäure zu aktivieren. Die bei der Aktivierung entstehenden freien Radikale zerstören dann Tumorzellen. Dabei markiert die Meerrettich-Peroxidase die malignen und keine gesunden Zellen. Die so markierten Zellen werden zerstört, wenn Indol-3-essigsäure eine Reaktion mit der Peroxidase eingeht (Possible use of indole-3-acetic acid and its antagonist tryptophan betaine in controlled killing of horseradish peroxidase-labeled human cells.).

Für eine klinische Anwendung ist dieses Konzept jedoch noch zu unausgereift. Aber es ist nicht auszuschließen, dass solche Vorgänge beim Verzehr von Meerrettich und anderen Pflanzen sich „im Kleinen“ schon abspielen und einen gewissen Anteil an der krebsverhindernden Wirkung von pflanzlicher Nahrung im Allgemeinen und Meerrettich im Speziellen hat.

Oxidation of indole-3-acetic acid by horseradish peroxidase induces apoptosis in G361 human melanoma cells.

Die Autoren dieser Arbeit berichten, dass die Aktivierung der Indol-3-essigsäure durch die Peroxidase des Meerrettichs auf einer Oxidation beruht. Der dabei entstehende oxidative Stress führt zu einer Apoptose der betroffenen Zellen und damit zu ihrem Untergang. Die Autoren sahen diese Vorgänge bei malignen Melanomen.

Die gleichen Ergebnisse sahen die Autoren dieser Arbeit (Indole-3-acetic acid/horseradish peroxidase induces apoptosis in TCCSUP human urinary bladder carcinoma cells).

Beitragsbild: 123rf.com – thamkc

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