Die echte Kamille (lat. Matricaria Recutita) ist eine der beliebtesten und ältesten Heilpflanzen unseres Kulturkreises.
Sie gehört zu der Familie der Korbblütler (lat. Asteraceae) und stammt ursprünglich aus Eurasien.
Charakteristisch ist der rund 10 bis 25 mm große Blütenkopf, der aus weißen Zungen- und gelben Röhrenblüten besteht. Die Sprossachse ist aufrecht und rund. Die Blätter sind fiederteilig und wechselständig angeordnet. Die Pflanze erreicht eine durchschnittliche Höhe von 20 bis 40 cm und kann eine Lebensdauer von einem Jahr haben.
Zum Wachsen und gedeihen benötigt die echte Kamille einen anspruchslosen und nährstoffarmen Boden und ist daher weit verbreitet. Oft wird die echte Kamille auch als Mutterkraut oder Hermel bezeichnet. Im Volksmund erhält sie auch den Namen Apfelkraut oder Kuhmelle. 1987 wurde die Kamille zur Arzneipflanze des Jahres gekürt.
Folgende Inhaltsstoffe besitzt die Kamille:
– Bisabolol
– Bisabololoxid A und B
– Flavonoide
– Cumarine
– Schleimstoffe
– Flavonglykoside
Im Wesentlichen setzen sich diese Stoffe zu ätherischen Ölen zusammen und verleihen der Kamille dadurch ihre heilenden Kräfte. Diese Wirkstoffe sind vor allem in der Blüte zu finden, die von Mai bis August geerntet werden kann.
Folgende Wirkung erzielt die Kamille:
– entzündungshemmend
– krampflösend
– karminativ und damit blähungshemmend
– antibakteriell
Die Wirkung der Kamille ist vor allem durch jahrhunderte lange Anwendung und Erfahrung, aber auch durch moderne Studien belegt. So fand eine britische Forschungsgruppe heraus, dass im Urin von Kamillenteekonsumenten entzündungshemmende Substanzen enthalten sind.
Um eine optimale Wirkung zu erzielen muss man vor allem auf die Dosierung achten, da die Inhaltstoffe nur in konzentrierter Form optimal wirksam werden können. Frische Kamillenblüten sind somit besser als abgepackter Tee, der immer mit kochendem und nicht abgekühltem Wasser aufgegossen werden sollte.
Folgende Anwendungsgebiete sind bekannt:
Die Anwendung der Kamille erfolgt sowohl innen als auch außen und kann durch alkoholische Auszüge oder Tees vollzogen werden. In der kosmetischen Behandlung findet die Kamille vor allem in Salben, Cremes und Badezusätzen Verwendung.
- offene (teils schwer heilende) Wunden sowie Entzündungen der Haut
- Magen-Darmtrakt
- Pilzerkrankungen, zum Beispiel im Anal- oder Genitalbereich
Zahnfleischentzündung - Atemwege sowie Nasennebenhöhlen
Studien belegen, das bei Kindern vor allem Magen-Darm-Beschwerden und Koliken durch die Wirkstoffe der Kamille gelindert werden können.
Die Anwendung findet in verschiedenen Formen statt. So kann die Kamille als Präparat eingenommen, als Lösung Inhaliert oder als Salbe aufgetragen werden. Am bekanntesten ist aber der Kamillentee.
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Kamillentee: Länger leben und besser schlafen
Kamillentee ist in vielen Ländern der Erde nicht nur ein beliebtes Getränk, sondern gilt auch als Naturheilmittel. Vom Genuss des Heißgetränks versprechen sich viele Menschen einen besseren Schlaf und ein längeres Leben. In einer wissenschaftlichen Studie untersuchten jüngst Forscher in den USA den Wahrheitsgehalt dieser Annahmen. Im April 2015 veröffentlichten sie die Ergebnisse ihrer Arbeit im US-Fachmagazin „The Gerontologist“.
Studienteilnehmer waren fast 1.700 US-Amerikaner mexikanischer Abstammung. Alle waren beim Beginn der Studie über 65 Jahre alt. 14 % dieser Menschen tranken regelmäßig Kamillentee. In der statistischen Auswertung bereinigten die Wissenschaftler die Ergebnisse von anderen Faktoren, die einen nachgewiesenen Einfluss auf die Gesundheit haben.
Es stellte sich heraus, dass Kamillentee nur das Leben der Frauen verlängert. Bei ihnen war das Risiko eines vergleichsweise frühen Todes um 29 % reduziert, wenn sie täglich Kamillentee konsumierten. Bei Männern zeigte sich kein signifikanter Unterschied in der Sterblichkeit zwischen Tee- und Nicht-Teetrinkern. Die Interpretation des Geschlechterunterschiedes bleibt spekulativ. Möglicherweise trinken Frauen einfach mehr Kamillentee, weil sie generell eine stärkere Affinität zur Volksmedizin haben.
Spekulativ ist auch der Wirkmechanismus des Kamillentees. Möglicherweise senken die Inhaltsstoffe den Cholesterinspiegel. Daneben sollen in der Pflanze antibiotische Substanzen vorkommen, die Entzündungen eindämmen.
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Wissenschaftliches um die Kamille
Diabetes
Wenn wir das Wort „Diabetes“ hören oder lesen, dann denken wir fast automatisch an unphysiologisch hohe Blutzuckerwerte – was nicht falsch ist. Aber in den meisten fällen denkt kaum jemand an noch viel weitreichendere Folgen. Ich würde sogar behaupten wollen, dass die meisten Schulmediziner sich dessen nicht oder nur unvollständig bewusst sind. Ich meine hiermit das Ausmaß an oxidativem Stress, der durch die metabolische Störung erzeugt wird und diese aufrecht erhält.
Chamomile tea improves indices and antioxidants status in patients with type 2 diabetes mellitus.
In dieser Arbeit wird gleich zu Beginn der oxidative Stress als ein Hauptfaktor für die Pathogenese der Diabetes bedingten Komplikationen genannt. Daher untersuchten die Autoren die Möglichkeit, über den Konsum von Kamillentee den anti-oxidativen Status zu verbessern und Blutzuckerwerte zu kontrollieren.
Hierzu unternahmen sie eine randomisierte klinische Studie mit 64 Teilnehmern. Die Verumgruppe, bestehend aus 32 Typ-2-Diabetikern, erhielt täglich dreimal 3 Gramm Kamille auf 150 Milliliter heißem Wasser als Tee für die Dauer von 8 Wochen. Die Placebogruppe, ebenfalls 32 Diabetiker vom Typ 2, erhielt statt Kamillentee entsprechende Mengen Wasser nach gleicher Verabreichungsvorlage. Gemessen wurden Nüchternblutzucker, anthropometrische Werte, glykosyliertes Hämoglobin, Seruminsulin, Insulinresistenz und Malondialdehyd als Marker für den anti-oxidativen Status.
Resultate: Kamillentee reduzierte signifikant die Konzentrationen an glykosyliertem Hämoglobin, Seruminsulin, Insulinresistenz und Malondialdehyd im Vergleich zur Placebogruppe. Die anti-oxidativen Kapazitäten zeigten sich in der Verumgruppe als deutlich verbessert.
Daher schlossen die Autoren, dass ein kurzfristiger Konsum von Kamillentee einen nützlichen Effekt bei der Kontrolle von Blutzuckerwerten hat und den anti-oxidativen Status deutlich verbessern hilft. Eine neue Studie mit mehr Teilnehmern und einem deutlich längeren Beobachtungszeitraum lässt somit auf noch bessere Ergebnisse hoffen.
Effectiveness of chamomile tea on control and serum lipid profile in patients with type 2 diabetes.
Diese Arbeit ist eine Erweiterung der zuvor diskutierten Arbeit. Die Erweiterung besteht in der Evaluierung der Blutfettwerte der Studienteilnehmer. Auch hier zeigte der Kamillentee, dass er in der Lage ist, Cholesterin, Triglyceride und LDL-Cholesterin im Vergleich zu einer Kontrollgruppe signifikant zu senken.
Chamomile tea: herbal hypoglycemic alternative for conventional medicine.
Kamillentee als Ersatz für Insulinspritzen und blutzuckersenkende Chemie der Schulmedizin? Ich höre schon die Rufe der entsprechenden „Experten“, dass das ja wohl nur ein schlechter Esoterikerwitz sein kann.
Weniger witzig fanden die Autoren dieser Arbeit diese Idee. Denn ihre Beobachtungen an Ratten mit Diabetes zeigte, dass genau dies durchaus im Rahmen des Möglichen zu liegen scheint. Kamillentee hatte bei den Tieren über einen Zeitraum von 60 Tagen Nüchternwerte, Blutzuckerwerte nach den Mahlzeiten (postprandial) und HbA1C signifikant verbessert. Auch das HbA1C zeigte sich am Ende des Beobachtungszeitraums signifikant verbessert. Ein Vergleich mit Glibenclamid (Euglucon) zeigte vergleichbare Ergebnisse. Darüber hinaus zeigte sich in der „Tee-Gruppe“ ein positiver Effekt auf das Körpergewicht der Tiere, das sich unter dem Kamillentee reduzierte.
Für die Autoren war somit klar, dass Kamillentee ähnlich gute anti-diabetische Effekte aufweist wie Glibenclamid. Daher folgern sie, dass Kamillentee die chemische Variante durchaus ersetzen kann.
Mein Fazit: Eingedenk der möglichen Nebenwirkung von Glibenclamid wäre ein Ersatz durch Kamillentee als „Langzeit-Medikation“ mehr als begrüßenswert. Denn für den Kamillentee gibt es keine Nebenwirkungen, wie sie für Glibenclamid beschrieben worden sind: Dosierungsprobleme, die zu Hypoglykämien führen, Tendenz Herzinfarkte zu provozieren, Übelkeit, gastrointestinale Beschwerden und so weiter.
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Krebserkrankung
Chamomile and marigold tea: chemical characterization and evaluation of anticancer activity.
Diese Arbeit ist eine Laborarbeit, bei der Kamillen- und Ringelblumentee gegen verschiedene Formen von Zellkulturen getestet wurden. Es zeigte sich, dass beide Formen des Tees eine selektive und dosisabhängige zytotoxische Wirkung gegen Krebszellen ausüben konnten. Dabei ist der zytotoxische Effekt von Kamille bei gesunden mononukleären Zellen des peripheren Bluts (PBMC) ist dabei ausgesprochen gering. Der Effekt von Ringelblumentee ist hier vergleichsweise stärker. Eine chemische Analyse der Wirkstoffe zeigte, dass die hauptsächlichen Wirkstoffe phenolische Verbindungen waren.
The effect of Greek herbal tea consumption on thyroid cancer: a case-control study.
Für schwarzen Tee und vor allem für grünen Tee gibt es ernstzunehmende Hinweise, dass sie gegen Krebserkrankungen protektiv wirksam sind. In dieser Arbeit gingen die Autoren der Frage nach, ob Kamillentee ebenfalls eine protektiven Effekt gegen die Entstehung von Schilddrüsenkrebs haben kann.
Die Teilnehmer waren Patienten mit diagnostiziertem Schilddrüsenkrebs, mit anderen Schilddrüsenproblemen und gesunden Teilnehmern als Kontrollgruppe. Es wurde eine Befragung bezüglich der Häufigkeit des Konsums von Kamillentee durchgeführt und dann in Beziehung zueinander gesetzt.
Resultate: Es ergab sich eine reziproke Beziehung zwischen der Häufigkeit des Konsums von Kamillentee und Schilddrüsenkrebs und sonstigen benignen Schilddrüsenerkrankungen. Das Risiko für die Entstehung eines Schilddrüsenkrebs war bei einem Teekonsum von zwei- bis sechsmal in der Woche um 30 Prozent gesenkt. Für die weniger problematischen Schilddrüsenerkrankungen ergab sich eine Senkung von 26 Prozent. Die Dauer des Konsums war ebenfalls reziprok mit der Häufigkeit der Erkrankungen verbunden. Nach 30 Jahren Teekonsum sank das Risiko für beide Erkrankungsformen um fast 80 Prozent. Bemerkenswert ist noch die Aussage der Autoren, dass Rauchen, Alkohol- und Kaffeekonsum keinen Einfluss auf diese Entwicklung zu haben scheinen.
Entzündungen
Die entzündungshemmende Wirkung von Kamille ist keine neue Entdeckung. Sie ist schon aus der traditionellen Medizin bekannt und fand dort rege Anwendung. Die folgende Arbeit untersucht die Mechanismen, auf denen die entzündungshemmende Wirksamkeit der Kamille beruht:
Die Autoren konnten nachweisen, dass Kamille eine durch Lipopolysaccharide induzierte Produktion von Stickstoffmonoxid hemmt und entzündungsfördernde Zytokine, wie IL-1-beta, IL-6 und TNF-alpha, ebenfalls blockiert. Es gibt Hinweise, dass Kamille die genetisch gesteuerte Aktivität der dafür benötigten Stickstoffmonoxid-Synthase hemmt, da korrespondierende mRNA Konzentrationen zurückgingen. Daher empfehlen die Autoren Kamille als ein potentes entzündungshemmendes „Medikament“.
Diese Laborstudie zeigt, dass Kamillentee und andere Teesorten einen „bunten Strauß“ an positiven physiologischen Wirkungen mit sich bringen. Denn es zeigte sich, dass alle Teesorten krebsverhindernde Wirkung hatten, freie Radikale eliminierten, die Proliferation von malignen Zellen stoppten und entzündungsfördernde Faktoren hemmten.
Aufregung, Unruhe und Schlaf
Diese Arbeit untersucht die Wirkung von Kamille auf Unruhezustände. Insgesamt nahmen an der Studie 57 Patienten mit einer generalisierten Angststörung teil. Die Beobachtungsdauer betrug 8 Wochen. Nach diesen 8 Wochen verzeichneten die Autoren einen deutlicheren Rückgang der Störung in der Verumgruppe. Ein Patient der Verum- und ein Patient der Kontrollgruppe brachen die Behandlung wegen Nebenwirkungen ab. Die Autoren schlossen aus ihren Beobachtungen, dass Kamille bei generalisierten Angststörungen einen moderaten Effekt haben können.
Diese Arbeit ist eine Erweiterung der zuvor diskutierten Studie. Hier zeigen die Autoren, dass sich zu dem angstlösenden Effekt der Kamille auch ein anti-depressiver Effekt einstellt.
Diese randomisierte, doppelblinde, Placebo kontrollierte Studie mit (leider nur) 34 Patienten mit Schlafstörungen über die Dauer von 28 Tagen untersuchte den Effekt von Kamille auf das Schlafverhalten. Die Patienten der Verumgruppe erhielten 270 mg Kamille zweimal pro Tag. Es zeigten sich keine signifikanten Unterschiede zwischen beiden Gruppen bei Schlafdauer, Schlafqualität, Schlaflatenz, Zahl der Schlafunterbrechungen etc. Die Kamille zeigte jedoch eine bessere Funktionsfähigkeit der Patienten während des Tages, auch wenn dieser Unterschied nicht statistisch signifikant war. Die wenigen Unterschiede bei Schlaflatenz, Schlafunterbrechungen und Fatigue Severity Skala waren nicht signifikant besser bei der Verumgruppe.
Die Autoren schlossen aus ihren Beobachtungen, dass Kamille einen leichten Effekt bei der Verbesserung des Schlafs haben kann.
Beitragsbilder:
(1) db – heilpflanzenbilder.de
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