Der Engelwurzbalsam ist eine Salbe mit ätherischen Ölen, die von der Hebamme Ingeborg Stadelmann entwickelt wurde. Sie dient im Wesentlichen der äußerlichen Pflege der Nase bei Schnupfen und Erkältung.

Seine ätherischen Öle helfen, indem sie schleimlösend wirken. Der Balsam soll besonders verträglich und mild sein und sich daher bereits bei Säuglingen und Kleinkindern anwenden lassen.

Der originale Engelwurzbalsam ist in vielen Online-Shops erhältlich. Angemischt wird er unter anderem in der Bahnhof-Apotheke Kempten im Allgäu. Er enthält Angelikawurzel, Majoran, Thymian, Johanniskraut in Olivenöl sowie Bienenwachs und Wollwachs. Die genaue Rezeptur ist dabei „Betriebsgeheimnis“.

Ingeborg Stadelmann legte 1976 ihr Hebammenexamen ab. Vielen Müttern ist sie durch ihren Bestseller „Die Hebammen-Sprechstunde“ bekannt, der erstmals 1994 erschien und zu den meistverkauften Ratgebern für Schwangere und Stillende zählt.

Stadelmann hat sich in den Bereichen Aromatherapie und Homöopathie weitergebildet und lehnt die evidenzbasierte Medizin bewusst ab. Seit Ende der 1980er Jahre vermarktet die Hebamme ihre „Original IS Aromamischungen“, zu denen der Engelwurzbalsam gehört, exklusiv in Zusammenarbeit mit der Bahnhof-Apotheke.

Wirkung & Anwendung

Wichtiger und namensgebender Bestandteil des Erkältungsbalsams ist die Engelwurz. Andere Bezeichnungen der Heilpflanze umfassen Arznei-Engelwurz, Echter Engelwurz, Angelikawurzel oder botanisch Angelica archangelica. Engelwurz hat eine lange Tradition als Heilpflanze, vor allem in nordischen Regionen.

Seine Wirkung verdankt er zahlreichen ätherischen Ölen, die bis zu 1,3 Prozent der Wurzel ausmachen. Daher wird für die medizinische Anwendung in der Regel das Rhizom verwendet. Ein wichtiges Anwendungsgebiet für Zubereitungen aus Engelwurz sind Magen-Darm-Leiden mit Ausnahme von Geschwüren. Neben Magen-Darm-Problemen wird Engelwurz auch bei Erkältungskrankheiten traditionell angewendet. Sie soll schleimlösend, wundheilend und antiseptisch wirken. Untersucht sind diese Aussagen zur Wirkung des Engelwurzbalsams bislang nicht.

Terpene machen mit 80 bis 90 Prozent den Hauptanteil des ätherischen Engelwurzöls aus. Unter den Engelwurz-Terpenen ist alpha-Pinen. Es wirkt gesundheitsschädlich und kann zu allergieauslösenden Stoffen oxidieren.(1)

Dies gilt ebenso für die beiden Terpene α- und β-Phellandrene.(2)

Daher ist der Engelwurzbalsam nicht für die Langzeitanwendung geeignet. Die drei genannten Stoffe können über 70 Prozent des Anteils der ätherischen Engelwurzöle ausmachen.(3)

Zu den weiteren Inhaltsstoffen der Engelwurz gehören Furanocumarine. Diese können die Haut lichtempfindlicher machen oder reizen. Zudem können Furanocumarine durch Einwirkung von UV-Licht krebserregende Verbindungen bilden.(4)

Eine Anwendung des Engelwurzbalsams empfiehlt sich daher vor allem abends, keinesfalls kurz vor einem Spaziergang bei sonnigem Wetter. Schwangere sollten meiner Meinung nach vorsichtig bei der Anwendung von Präparaten aus Engelwurz.

Der Echte Thymian, Thymus vulgaris, ist eine weithin bekannte Würz- und Heilpflanze. Bekannt ist vor allem seine Wirkung bei Husten, die in Gesichtsdampfbädern oder Tees genutzt wird. Dabei wirkt Thymian schleimlösend und wohltuend krampflindernd bei spastischer Bronchitis. Bereits in der Antike wurde Thymian bei Lungenleiden eingesetzt.

In der Aromatherapie wird Thymian auch bei Stirn- oder Nasenhöhlenentzündung eingesetzt. Es sind seine ätherischen Öle, die Thymian seine Wirkung verleihen. Sie sind antiseptisch gegen Bakterien und Viren. Saponine aus Thymian wirken nachweislich schleimlösend. Daneben enthält Thymian Gerbstoffe und Flavonoide. Thymianpräparate dürfen nicht auf verletzter Haut angewendet werden. Neuere Studien zeigen, dass Thymian entzündungshemmend, lindernd bei Akne und leicht schmerzstillend wirkt. Thymian ist in der Anwendung am Mensch bislang nur bei Erwachsenen untersucht worden. Bei Kleinkindern und Säuglingen kann eine ganz andere Reaktion auftreten. Es wird sogar vor Atemnot bei Anwendung von Thymianpräparaten gewarnt. Daher sollte die Anwendung bei Kindern nur nach Rücksprache mit dem behandelnden Therapeuten erfolgen.

Auch Majoran ist sowohl in der Küche als Würzzutat als auch als Heilkraut bekannt. Zu seinen Inhaltsstoffen zählen ätherische Öle, Bitterstoffe, Gerbstoff, Gerbsäure, Saponine und weitere Stoffe. Majoran soll bei Schnupfen und Erkältung lindernd wirken. Außer in Engelwurzbalsam findet sich Majoran in anderen Salben gegen Erkältung, die in die Nase gerieben werden und auch für Kinder geeignet sind. Außerdem wird das Kraut bei Verdauungsproblemen und Infektionen eingesetzt. Laut einer aktuellen Studie wirkt Majoran in vitro entzündungshemmend.(5)

Hypericum perforatum oder Johanniskraut ist vor allem als pflanzliches Beruhigungsmittel bekannt, das zum Einnehmen im Handel ist und gegen depressive Verstimmungen oder Angstzustände helfen soll. Weniger bekannt ist die äußerliche Anwendung von Johanniskrautöl, auch Rotöl genannt. Es wirkt beruhigend auf die Haut und hat entzündungshemmende Eigenschaften. Hierbei handelt es sich nicht um ätherisches Öl, sondern um ein durch Mazeration gewonnenes pflanzliches Öl. Im Falle von Engelwurzbalsam ist Olivenöl der Trägerstoff, in welchem Johanniskrautblüten rund zwei Monate ziehen gelassen wurden.

Übrigens: Wenn Sie solche Informationen interessieren, dann fordern Sie unbedingt meinen Heilpflanzen-Newsletter dazu an. Darin geht es im Wesentlichen um Heilpflanzen, aber auch um Bachblüten oder Homöopathische Mittel:

Der Inhaltsstoff Hypericin im Johanniskraut kann die Haut wie Engelwurz lichtempfindlicher machen und zu sonnenbrandartigen Reaktionen führen, wenn man sich sonnigem Tageslicht oder gar dem Solarium aussetzt.

Basis des Engelwurzbalsams bilden Wollwachs und Bienenwachs. Die Salbe ist daher nicht vegan.

Wollwachs oder Lanolin ist das Fett der Schafswolle. Es ist sehr beständig, wird nicht ranzig und zieht gut in die Haut ein. Wollwachs wirkt fettend und findet sich in vielen Kosmetika. Es ist säurefrei und macht die Haut geschmeidig, da es dem menschlichen Hautfett ähnelt. Daher dürfte es eine Wohltat für geplagte Schnupfennasen sein. Oft ist Lanolin mit Pestiziden belastet. Das Wollwachs für den Engelwurzbalsam ist laut Anbieter jedoch pestizidfrei.

Bienenwachs für den kosmetischen Einsatz wird aus Waben gewonnen und gereinigt. Es wirkt in Salben stabilisierend und gibt eine festere Konsistenz. Es wird nur in geringen Mengen eingesetzt, bis die Creme weder zu fest noch zu flüssig ist.(6)

Engelwurzbalsam kann bei Erwachsenen, auch älteren, pflegebedürftigen Menschen, eine wohltuende, natürliche Alternative zu häufig eher aggressiven Nasensprays sein. Er wird äußerlich auf die Nasenflügel aufgetragen und erspart so das vielen Menschen unangenehme Einführen von Medikamenten in die gereizte Nase.

Bei Husten kann Engelwurzbalsam für warme Brustwickel verwendet werden. Schwangere und Stillende sollten von der Anwendung lieber absehen, auch wenn aufgrund der lokalen Anwendung und geringer Mengen keine heftigen Gegenreaktionen zu befürchten sind.

Die Hebamme Ingeborg Stadelmann empfiehlt allerdings auch den Engelwurzbalsam sogar für Schwangere, Kleinkinder und Säuglinge. Verzichten sollte man dagegen auf ätherische Öle aus Eukalyptus, Pfefferminz, Rosmarin und Salbei.(7)

Bei Babys kann der Balsam auf ein Taschentuch gegeben und in die Wiege gelegt werden. Bei Kindern, vor allem Kleinkindern und Säuglingen, sollte jedoch vor der Anwendung eine Rücksprache mit dem behandelnden Therapeuten, Arzt oder Hebamme erfolgen.

Nicht angewendet werden sollte Engelwurzbalsam über längere Zeit oder direkt bevor man sich dem Tageslicht aussetzt, außerdem bei bekannter Unverträglichkeit gegen einen der Bestandteile oder verwandte Pflanzen (Lippenblütler, Korbblütler, Johanniskrautgewächse). Zur Sicherheit kann vor der Anwendung im Gesicht eine minimale Menge Balsam in der Armbeuge aufgetragen und die Haut anschließend 24 Stunden beobachtet werden.

Die Wirkung des Engelwurzbalsams beruht auf seinen ätherischen Ölen. Diese sind maximal drei Jahre haltbar. Da keine Konservierungsstoffe enthalten sind, danach nicht mehr anwenden und eine neue Tube besorgen. Dies gilt auch, wenn sich die Konsistenz der Salbe ändert, sich beispielsweise Wasser absetzt. Ist die Tube erst einmal geöffnet, kann die Qualität der Salbe schnell leiden. Ich rate daher dazu Engelwurzbalsam nach dem Öffnen „alsbald zu verwenden“. Zudem sollte die Salbe nicht zu warm (> 30°C) lagern.

Quellen:

1. U. Neuenschwander: Mechanism of the Aerobic Oxidation of α-Pinene. In: ChemSusChem. 3, Nr. 1, 2010, http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/cssc.200900228/
abstract;jsessionid=0AFA2778548BF8816013FDEB6720C1E7.f04t04

2. M. A. Bergstrom et al.: Conjugated dienes as prohaptens in contact allergy: in vivo and in vitro studies of structure-activity relationships, sensitizing capacity, and metabolic activation. Chem Res Toxicol 19/6/2006.http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/16780354

3. Max Wichtl (Hrsg.): Teedrogen und Phytopharmaka. 4. Auflage. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart 2002

4. Andreas Herde: Untersuchung der Cumarinmuster in Früchten ausgewählter Apiaceae. Dissertation Universität Hamburg, 2005, Seiten 29 & 30.http://www.chemie.uni-hamburg.de/bibliothek/2005/DissertationHerde.pdf

5. Vogl et al. Ethnopharmacological in vitro studies on Austria’s folk medicine – An unexplored lore in vitro anti-inflammatory activities of 71 Austrian traditional herbal drugs. J Ethnopharmacol.2013 Jun13.http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/23770053

6. Naturkosmetik. Das Praxisbuch. Rita Stiens. Südwest-Verlag. 1997

7. “Aromatherapie von der Schwangerschaft bis zur Stillzeit”, Ingeborg Stadelmann

Beitragsbild: 123rf.com – subbotina

Bitte teilen Sie diesen Beitrag

Das könnte Sie auch interessieren: