Krankheiten/Beschwerden

Resilienz – Warum zerbrechen manche Menschen an ihren Problemen?

Resilienz ist ein Begriff aus der Entwicklungspsychologie, der ursprünglich bei Kindern angewandt wurde, heute aber auch in der Psychologie allgemein verwendet wird. Unter Resilienz versteht man die psychische Widerstandsfähigkeit gegen Krisen und Probleme und der Fähigkeit, diese zu meistern anstatt an ihnen zu zerbrechen.

Die entscheidende Frage ist nun:

Warum es Menschen gibt, die schon bei kleinen Problemen „untergehen“, während andere trotz unvorstellbarer Widrigkeiten ihren Mann/Frau stehen und erfolgreich sind?

Hierzu möchte ich zunächst auf einen Beitrag verweisen, in dem aus auch um die Resilienz geht: Warum wir wirklich krank werden.

Wenn Sie sich dazu die Grafik ansehen mit den Faktoren, dann sehen Sie einen Faktor, den ich Resilienz nannte:

Warum wir wirklcih krank werden

Die Wandstärke des Fasses habe ich hier als “Resilienz” definiert. Die Frage ist jetzt (immer noch): Was ist das?

Was ist es also, dass die Menschen so unterschiedlich macht, wenn es um Problembewältigung und -lösung geht?

Es gibt zu dieser Frage eine Reihe von Veröffentlichungen. Obwohl diese zum Teil unterschiedliche Erklärungen bieten, sind sich die meisten in wesentlichen Punkten einig. Wenn es darum geht, die Charaktereigenschaften einer hohen Resilienz zu beschreiben, dann gibt es mehr Übereinstimmungen als Differenzen.

Die wesentlichen Eigenschaften für eine hohe Resilienz

  1. Akzeptanz
    Der resiliente Mensch akzeptiert Tatsachen und Fakten, auch die damit verbundenen emotionalen Probleme wie Ärger, Trauer, Niedergeschlagenheit etc.
  2. Selbstverantwortung
    Resiliente Menschen suchen keine Schuldzuweisungen an andere als Begründung für die eigene Misere. Sie suchen vielmehr bei sich nach Fehlern und Unzulänglichkeiten und akzeptieren die Verantwortung für ihr Leben und Handeln.
  3. Selbstbewusstsein
    Diese Menschen sehen sich nicht als Opfer von Umständen, sondern sind überzeugt, dass sie ihre Situation verbessern können und den entsprechenden Einfluss dazu haben. Diese Leute warten nicht, bis dass die Lösung auf sie zukommt (was eher selten der Fall ist), sondern suchen selbst nach der Lösung.
  4. Optimismus
    Ein resilienter Mensch ist kein Pessimist. Er weiß zwar, dass nicht immer alles nach dem eigenen Wunsch verläuft und dass es auch sehr schwere Zeiten geben kann. Aber wo es Schatten gibt, da sieht er mehr das Licht, ohne das es keinen Schatten geben würde. Daher denkt er positiv und glaubt an das Positive.
  5. Lösungsorientierung
    Selbstbewusstsein ist eine notwendige Voraussetzung, um psychisch in der Lage zu sein, selbst nach Lösungen zu suchen. Wer kein solches Selbstbewusstsein besitzt, wird eher geneigt sein, aufzugeben und auf Lösungen zu warten, die ihm angeboten werden. Ein resilienter Mensch analysiert seine Situation und passt sich den neuen Gegebenheiten an. Er ist veränderungswillig und -fähig. Und er ist lernfähig, da die Analysen neue Erkenntnisse bringen, die in die Praxis umgesetzt werden müssten.
  6. Analysestärke
    Lösungsorientierung ohne die Fähigkeit, zu analysieren, würde zu einem „Ratespiel“ verkommen. Wer nicht analysieren kann, wer seine Situation nicht beurteilen kann mittels der Analyse, der wird auch keine Lösungen produzieren, beziehungsweise wären es solche, die mit der momentanen Situation wenig zu tun haben. Das muss nicht notwendigerweise ein Nachteil sein. Denn wer von Null an von Neuem anfangen will und alle Brücken zur Vergangenheit hinter sich abgebrochen hat, der braucht Vorstellungen und Ideen, die vorwärts gerichtet sind. Hier spielt die Analyse der Vergangenheit nur eine untergeordnete Rolle. Aber auch hier kann die Fähigkeit zur Analyse helfen, die neue Situation und das neue Leben im Vorhinein besser zu beurteilen.
  7. Kontaktfreuden und soziales Netzwerk
    Resiliente Menschen sind soziale Wesen, eigentlich ein typisches Merkmal für Menschen. Dazu zählt auch, dass man als soziales Wesen auch mal die Hilfe von anderen akzeptiert und das nicht als Schwäche versteht und sich deswegen schlecht fühlt. Freundschaften, Kontakte, eine funktionierende Familie etc. sind „Institutionen der Resilienz“, die in schlimmen Zeiten helfen, diese emotional besser zu bewältigen.
  8. Selbstmotivation
    Resiliente Menschen haben ein hohes Maß an Selbstmotivation, was sie in schweren Zeiten vor Demotivation schützt.
  9. Kreativität
    Wer kreativ ist, muss nicht unbedingt resilient sein. Aber die Fähigkeit zur Kreativität hilft resilienten Menschen bei der Suche nach Lösungen und Alternativen.

Diese Dinge sind keine von Gott gegebenen Gaben oder in unserer Genetik verankert. Zumindest gibt es keinen Hinweis auf genetische Zusammenhänge.

Vielmehr scheint Resilienz mit seinen notwendigen Zutaten eine Frage des Lernens zu sein. Und hier scheint die Kindheit ein prägender Faktor zu sein.

Aber auch als Erwachsener kann beziehungsweise muss man diese Fähigkeiten lernen beziehungsweise ausbauen, um ein erfüllteres Leben zu führen. Hier ist auch das soziale Umfeld von Bedeutung: Je mehr meiner Kontakte eine pessimistische Einstellung zum Leben und zur Zukunft pflegen, desto eher werde ich davon beeinflusst sein.

Nicht zuletzt will man ja diese Kontakte nicht verlieren. Und so passt man sich der Mentalität der Pessimisten an. Ob diese Menschen dann aber mir in einer ausweglosen Situation helfen können beziehungsweise werden, das ist dann fraglich. Um das zu erkennen, ist dann die Analysefähigkeit gefragt. Und um dies zu ändern, muss der Betreffende lösungsorientiert sein und kontaktfreudig.

Man sieht hier schon, dass ein resilienter Mensch schon im Vorfeld das Risiko für Katastrophen zu minimieren versucht. Einen 100-prozentigen Schutz bietet das natürlich nicht. Denn den Verlust von geliebten Personen zum Beispiel kann man auf diese Weise nicht verhindern. Oder die Kündigung des Jobs, weil die Firma auf Sparkurs gegangen ist.

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Resiliente Menschen verzweifeln aber nicht in solchen Situationen, trotz der Trauer, Wut, Depression etc., die im ersten Augenblick die Oberhand haben. Sie sind nach nur kurzer Zeit in der Lage, die negativen Emotionen so zu beherrschen, dass sie nicht mehr von ihnen beherrscht werden.

Mit anderen Worten: Die Trauer etc. sind noch da, bewirken aber keine Denk- und Handlungsstarre beim Betroffenen.

Es ist der Zeitpunkt, an dem diese Menschen beginnen zu analysieren und zu lernen. Sie suchen zudem nach einem Sinn in der Krise, in der sie momentan stecken. Sie sagen: „Alles hat einen Grund und Zweck“.

Man akzeptiert das, was man nicht mehr ändern kann und sucht nach dem Positiven, das sich im Moment des Krisengipfels nicht so ohne weiteres zu erkennen gibt. Aber man glaubt, dass es da ist und sich mit der Zeit zu erkennen gibt.

Und je häufiger man die Erfahrung gemacht hat, dass Krisen einen Sinn mit sich gebracht hatten, oder sogar als „ein Segen in einer Verkleidung“ daher kamen, desto leichter fällt es einem, eine neue Krise so zu nehmen, dass sie erfolgreich bewältigt werden kann: Man wächst mit und in seiner Resilienz.

Resiliente Menschen betrachten oft schwere Krisen im Nachhinein als einen Segen in „Verkleidung“, da sie sich ohne diese Krise nicht hätten weiter entwickeln können. Sie lernen Dinge schätzen, die ohne die Krise verborgen geblieben wären.

Wer zum Beispiel eine schwere Krankheit durchgemacht hat, der wird die Gesundheit als nicht käufliches Gut umso mehr zu schätzen wissen.

Zum Schluss eine Quelle, die eine anschauliche Grafik bringt, die die Säulen der Resilienz repräsentieren. Danach ein Mini-Fragebogen, mit dessen Hilfe man seine eigene Fähigkeit zur Resilienz antesten kann.

Nachdem Sie die 7 Säulen der Resilienz kennen, würden Sie sagen, dass Sie resilient sind? Oder anders gefragt: Wie viele der folgenden Aussagen treffen auf Sie zu?

  • Ich habe gute Freunde, auf die ich mich auch in schwierigen Situationen verlassen kann.
  • Wenn mal etwas nicht klappt, versuche ich es einfach noch einmal.
  • Jeder ist seines Glückes Schmied, das ist mein Lebensmotto.
  • Ich weiß um meine Stärken und bin stolz darauf.
  • Ich bin selbst unter Stress noch leistungsfähig und kann gut mit Druck umgehen.
  • Ich glaube selbst in der Krise daran, dass sich alles zum Guten wenden wird.
  • Bei Problemen suche ich aktiv nach einer Lösung – und finde sie auch.

Je öfter Sie bei den obigen Aussagen nicken oder zustimmen konnten, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass auch Sie zu der Gruppe der resilienten Menschen zählen.
(aus: Resilienz lernen: Krisen besser meistern)


Beitragsbild: 123rf.com – ian allenden

Dieser Beitrag wurde am 9.2.2020 erstellt.

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