Wenn von Potenzstörungen gesprochen wird, denkt man zwangsläufig an den Mann mit seiner erektilen Dysfunktion. Nur wenigen Menschen ist bekannt, dass dieses Problem auch bei vielen Frauen besteht und zu den gleichen Problemen bei Beziehungen und Partnerschaften führen kann, wie das sexuelle “Unvermögen” beim Mann. Schauen wir erst einmal zu den Männern.
Die errektile Dysfunktion beim Mann
Weltweit sind nahezu 100 Millionen Männer von einer erektilen Dysfunktion betroffen, also ein echtes Männerleiden. Umgangsprachlich bezeichnet man das als Impotenz.
Unter diesen Begriff fallen alle Störungen, die entweder eine Versteifung des Gliedes verhindern oder zu einer raschen Erschlaffung kurz nach einer Erektion führen. Der Geschlechtsverkehr kann nicht oder nur unzureichend ausgeführt werden.
Neben diesen Störungen kann es auch zu einer Unfruchtbarkeit (Impotentia generandi) kommen, so dass eine Zeugung von Kindern auf herkömmlichen Weg nicht möglich ist (siehe auch Kinderwunsch).
In Deutschland zeigt sich die Funktionsstörung altersabhängig. Während Männer um das 30. Lebensjahr eher selten betroffen sind (ca. zwei Prozent), steigt die Rate auf nahezu die Hälfte aller Männer zwischen 60 und 70 Jahre. Ärzte vermuten eine weitaus höhere Zahl von Betroffenen, doch nicht jeder Mann ist bereit, die sexuellen Probleme zuzugeben oder sie behandeln zu lassen.
Die Ursachen für eine erektile Dysfunktion liegen sowohl in somatischen (=körperlichen) Störungen (ca. 70 Prozent) als auch in seelischen Störungen.
Häufig spielt bei körperlichen Beschwerden die Psyche eine zusätzliche, die Dysfunktion verstärkende Rolle. Das Unvermögen, seine Partnerin befriedigen zu können, stellt für viele Männer eine Schwäche dar – sie sehen sich nicht mehr als vollwertigen Mann. Männer mit Potenzstörungen setzen sich selbst einem Druck aus, der leider mit jedem weiteren Versagen anwächst.
Zu den eine erektile Dysfunktion auslösenden, körperlichen Ursachen zählen unter anderem Herzprobleme, Kreislauferkrankungen, Arteriosklerose, Bluthochdruck, Diabetes mellitus, Hormonstörungen, Multiple Sklerose, Tumoren, Verletzungen oder große Operationen (z.B. Entfernung der Prostata).
Die Psyche wird vor allem durch den selbst aufgebauten Druck beeinflusst. Daneben können aber auch eine fehlende Selbstsicherheit, Depressionen, Ängste, Stress, Lustmangel, Leistungsdruck im persönlichen Umfeld oder auf der Arbeit, unbewältigte Konflikte (Arbeit, Familie), aber auch eine “nicht bewusste” Homosexualität die Seele negativ beeinflussen.
Was häufig bei Patienten mit Potenzproblemen übersehen wird: Medikamente – und zwar deren Nebenwirkungen. 35 Prozent der gemeldeten Nebenwirkung “Potenzstörung” bezogen sich auf Antihypertensiva (Blutdrucksenker), 26 Prozent auf Psychopharmaka (z.B. Antidepressiva), 14 Prozent auf Cholesterinsenker (gegen zu hohes Cholesterin). Ein Drittel aller Meldungen zu Psychopharmaka entfielen z.B. auf SSRI und Trazodon.
Kurzer Exkurs zu Viagra und Co.:
Zur Behandlung stehen in der Schulmedizin unter anderem verschiedene Medikamente zur Verfügung, von den das Bekannteste die berühmte “blaue Pille” mit dem Handelsnamen Viagra ist. Diese Mittel beruhen auf einem PDE-5-Hemmer. Die Wirkstoffe sind Tadalafil (Markenname Cialis), Vardenafil (Markenname Levitra) und Sildenafil (Markenname Viagra). Was bei diesen Mitteln häufig nicht gewusst oder vergessen wird: Diese Mittel können die Erektionsfähigkeit nur fördern und verlängern. Sie können die Erektion aber nicht auslösen. Man(n) kann mit diesen Mitteln auch nicht “öfter” oder “länger”. Wer also über eine gute Errektion verfügt, dem bringen diese Mittel keinerlei Vorteile. Das muss ich hier einfach einmal erwähnen, weil sich um diese Mittel bereits Mythen ranken… Ich kann auch nur davor warnen sich diese Mittel “irgendwo” aus dem Internet zu bestellen. Diese enthalten entweder nicht den Wirkstoff und / oder in der falschen Konzentration. Wenn Sie die Mittel meinen haben zu müssen, dann gehen Sie bitte zu einem Arzt und lassen sich diese verschreiben.
Daneben kann durch Hilfsmittel wie z.B. die Vakuumpumpe das männliche Glied versteift werden. Im äußersten Fall wird eine Penisprothese eingesetzt (operatives, nicht reversibles Verfahren).
Bei allen Störungensollte niemals die Psyche vergessen werden. Hier können verschiedene Gesprächstherapien und Verhaltenstherapien drucklösend und aufbauend wirken.
Auch der Einsatz von Antidepressiva wird von einigen Ärzten angeraten – ich sehe das allerdings sehr kritisch, wie ich meinem Beitrag: Antidepressiva – Lebensgefährliche Plazebos? hinterfrage.
Aus dem Bereich der Physiotherapie kann ich vor allem das Beckenbodentraining empfehlen.
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Potenzstörungen bei Frauen
Während in Amerika bereits verschiedene Studien zu Potenzstörungen bei der Frau laufen, wird dem Thema in anderen Nationen eher wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Häufig hört man im Zusammenhang mit Potenzproblemen der Frau auch noch den Begriff der “Frigidität“.
Ärzte gehen davon aus, dass über 40 Prozent der Frauen an ähnlichen Problemen wie Männer leiden. Da auch das weibliche Geschlecht nicht immer offen mit diesem Problem umgeht, liegt die tatsächliche Zahl vermutlich deutlich höher.
Auch bei Frauen sind vorwiegend körperliche Ursachen für das gestörte Sexualverhalten verantwortlich. Es kommt zu einem Libido-Magel bzw. -Verlust, der vielfach von Orgasmusstörungen, einer trockenen Scheide (hierdurch kaum Gleitfähigkeit beim Sexualakt) oder Schmerzen während des Sexualkontaktes begleitet ist.
Die Potenzstörung bei Frauen ist auch hier mit dem Alter zunehmend. Dies wird generell durch die zunehmende Verschiebung der Androgene erklärt (weibliche und männliche Sexualhormone). Die Libido wird nämlich vom Androgenhaushalt mitbestimmt. Ein absinkender Spiegel kann bei Mann oder Frau zu einem abnehmenden sexuellen Verlangen führen.
Wie beim Mann führen verschiedene körperliche und seelische Faktoren zur weiblichen Potenzstörung. Neben den identischen körperlichen Ursachen sind auch Infektionen im Scheidenbereich oder Erkrankungen der Eierstöcke für eine geminderte sexuelle Lust verantwortlich.
Auch Operationen im Bereich der Gebärmutter, der Eierstöcke oder im Magen-Darm-Trakt, sowie auch Geburten oder spezielle Medikamente (z.B. Pille, Hormone, Antibiotika, Herz-Kreislauf-Medikamente) können eine Potenzstörung auslösen. Die psychischen Ursachen ähneln ebenfalls denen der Männer.
Die Behandlung sollte ganzheitlich erfolgen und immer sowohl körperliche als auch psychische Aspekte berücksichtigen.
Neben stimulierenden Medikamenten und verschiedenen Hilfsmitteln setzt die Schulmedizin auch hier unter anderem auf eine Partnertherapie (z.B. bei Partner-Konflikten), die den aufgebauten Druck lösen und zu einer Besserung der Libido beitragen soll.
Auch Frauen kann ich generell ein Beckenbodentraining empfehlen! Aber nicht das übliche Training, sondern ein Fasziales Beckenbodentraining, wie es zum Beispiel die Trainerin Melanie Bieker anbietet.
Weitere “Naturheilmittel” beschreibe ich im Beitrag zur Steigerung der Libido.
Beitragsbild: 123rf.com – PAPAN SAENKUTRUEANG
Dieser Beitrag wurde letztmalig am 5.5.2014 aktualisiert.