Die Nebenniere produziert eine Reihe lebenswichtiger Hormone. Im Nebennierenmark (NNM) entstehen die Katecholamine Adrenalin und Noradrenalin, die als „Stresshormone“ bekannt sind, während die Nebennierenrinde (NNR) die Steroidhormone ausschüttet.

Dazu gehören einige Sexualhormone sowie Aldosteron und Cortisol. Das Zusammenspiel dieser Hormone steuert direkt und indirekt viele biologischen Prozesse.

Die Homöostase umfasst die Aufrechterhaltung physiologischer Gleichgewichte wie den Elektrolyt-Haushalt und den Zucker- und Fettstoffwechsel. Auch die Aktivität des Immunsystems und die Nervenfunktionen unterliegen der hormonellen Steuerung durch die Nebennieren.

Die Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse (HPA)

Die Nebennieren sind ihrerseits in übergreifende Kontrollmechanismen eingebunden. Daher ist von einer Hierarchie der Hormondrüsen die Rede. Botenstoffe des Gehirns steuern die Aktivität der Nebennieren, ausgehend vom zerebral gelegenen Hypothalamus und der daran angegliederten Hirnanhangsdrüse (Hypophyse).

Zwischen dieser „Zentrale“ und der Peripherie sind komplexe Rückkopplungs-Mechanismen aktiv.  Dieses System wird als Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse (HPA) bezeichnet.

Eine Nebennierenschwäche ist oft ein Problem der Nebennierenrinde

Bei einer primären Nebennierenschwäche oder Nebennieren-Insuffizienz (NNI) können die Hormondrüsen die Botenstoffe nicht mehr im erforderlichen Maße produzieren. Ursache für die Unterfunktion der Hormondrüsen ist das Absterben von Gewebe in der Nebennierenrinde. Dies ist in 80 % aller Fälle der NNI gegeben.

Die NNI kann aber auch durch Störungen der HPA entstehen. So kann die Hypophyse bei der sekundären NNI nicht mehr genügend Adrenocortikotropes Hormon (ACTH) produzieren, das die Funktion der Nebenniere steuert. Schüttet der Hypothalamus zu wenig Corticotropin-Releasing Hormone (CRH) aus, wirkt sich dies (unter anderem) auf die die ACTH-Produktion (Adrenocortikotropes Hormon) aus. Dann entsteht eine tertiäre NNI.

Die Symptome der Nebennierenschwäche

ie Unterproduktion der Hormone der HPA führt zu erheblichen Beschwerden. Der Cortisolmangel hat eine allgemeine Konditionsschwäche zur Folge, die auch auf einen zu niedrigen Blutdruck (Hypotonie) zurückzuführen ist. Zudem kann der Blutzucker abfallen (Hypoglykämie) und der Elektrolyt-Haushalt gerät aus dem Gleichgewicht (Hyperkaliämie, Hyponatriämie).

Diagnostisch ist auch eine Übersäuerung des Blutes und eine Veränderung des Blutbildes feststellbar. Heranwachsenden drohen Entwicklungsstörungen und viele Patienten klagen über Magen-Darm-Beschwerden.

Die Behandlung der Nebennierenschwäche

Die Schulmedizin versucht mit einer Hormonersatztherapie den Mangel der Hormone auszugleichen. Der Patient erhält dann synthetische Glukokortikoide und Mineralokortikoide. Für Stresssituationen wird den Kranken eine erweiterte Bedarfsmedikation zur Verfügung gestellt.

Naturheilkundliche Alternativen

Die Naturheilkunde verweist bei NNI zunächst auf eine ausreichende Versorgung mit Vitalstoffen. Besonders positive Wirkungen auf die Nebennieren haben die Vitamine der B-Gruppe und Vitamin C. Daneben muss auf eine optimale Aufnahme von Magnesium und Omega-3-Fettsäuren geachtet werden.

Gut geeignet sind auch einige Heilpflanzen, die zu den Adaptogenen gehören. Die darin enthaltenen sekundären Pflanzenstoffe machen den Körper widerstandsfähiger gegen Stressoren, indem sie den Stoffwechsel der Hormone regulieren helfen.

Ashwagandha

Bei NNI können Präparate aus der Winterkirsche (Indischer Ginseng, Withania somnifera) helfen. Das Nachtschattengewächs wird in der ayurvedischen Medizin zur Stärkung der Immunfunktion und zur Einstellung des Hormongleichgewichtes  verwendet. Dieser Effekt betrifft die Botenstoffe der Schilddrüse, Östrogen, Progesteron und Testosteron sowie die Sensitivität für Insulin.

Positive Wirkungen hat Ashwagandha auch auf den Neurotransmitterstoffwechsel. Durch die Beeinflussung GABAerger Signalwege (GABA: der Neurotransmitter Gamma-Aminobuttersäure) wirkt der Indische Ginseng beruhigend und dient so einer besseren Stressbewältigung.

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Tulsi-Basilikum

Ebenfalls aus dem Ayurveda ist die Anwendung des Tulsi-Basilikums (Ocimum sanctum) überliefert. Das Kraut ist reich an sekundären Pflanzenstoffen wie ätherischen Ölen und Antioxidantien. Zu den umfangreichen Wirkungen zählen auch eine verbesserte Stress-Resistenz, die Stärkung des Immunsystems sowie eine Ausbalancierung des Glucose-Stoffwechsels.

Ginseng

Ginseng (Panax) ist eines der bekanntesten Adaptogene, das auch bei NNI empfohlen wird. Das Araliengewächs enthält ätherische Öle und die Glykoside Panaquilon und Ginsenin. Daneben soll die Wurzel auch östrogene Verbindungen liefern. Die kräftigende Wirkung des Ginsengs ist sprichwörtlich.

Der Asiatische Ginseng (Panax ginseng) ist speziell zur Regulierung der Schilddrüsenhormone geeignet. Die Wirkstoffzusammensetzung des Amerikanischen Ginsengs (Panax quinquefolius) wird bei NNI wegen seiner beruhigenden Wirkung angewendet.

Der Sibirische Ginseng (Taigawurzel, Eleutherococcus senticosus oder Acanthopanax senticosus) ist ein naher Verwandter des Panax ginseng, gehört aber einer anderen Gattung an.

Daher ist auch das Wirkstoff-Spektrum ein anderes. So enthält die Pflanze keine Ginsenoside, sondern Eleutheroside. Dieses Wirkstoffgemisch macht die Taigawurzel zu einem Schutzfaktor für das Nervensystem, weswegen die Heilpflanze bei Morbus Parkinson, Depressionen und Schlafstörungen angewendet wird.

Rhodiola

In den Hochgebirgen der nördlichen Erdhalbkugel und der Arktis wächst die Rosenwurz (Rhodiola rosea). Die Rhizome des Dickblattgewächses enthalten mehrere Glykoside, die eine Steigerung der geistigen und körperlichen Leistungsfähigkeit bewirken. Zudem entfalten die Verbindungen entzündungshemmende Wirkungen und fördern die Fruchtbarkeit.

Die positiven Effekte auf den neuronalen Stoffwechsel werden vor allem durch die Hemmung des Enzyms Monoaminoxidase erklärt, das bestimmte Neurotransmitter abbaut. Dadurch erhöht sich der Serotonin-Spiegel, wie wissenschaftliche Untersuchungen belegen.

Zwei Wirkstoffe der Rhodiola (Rosavin und Salidrosid) steigern die Passage von Serotonin-Vorläufern über die Blut-Hirn-Schranke. Darauf beruht höchstwahrscheinlich die antidepressive Wirkung der Rosenwurz, die besonders beim Burn-Out-Syndrom angezeigt ist.


Beitragsbild: fotolia.com – Tonpor-Kasa

Dieser Beitrag wurde am 14.1.2020 erstellt.

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