Folgender Artikel erschien in den Costa Blanca Nachrichten vom 19. Oktober 2001 und macht allen Eltern Mut.
Pablo Pineda: Trotz Downsyndrom an die Uni – In Calpe zum Ehrenbürger ernannt
“Die Auszeichnung ist eine Ehre für mich.“ Stolz, aber auch absolut gelassen und mit einem leichten Grinsen im Gesicht, nimmt Pablo Pineda (27) im Calper Kulturhaus von Bürgermeister Javier Moratò die Goldmedaille des „Premio Jaume Pastor i Fluixà” entgegen.
Damit ist der Student aus Malaga nicht mehr „nur” noch der Spanier mit den Calper Wurzeln (“meine Großeltern sind von hier“), sondern Ehrenbürger der Stadt, in der er seit seiner Kindheit die Ferien verbringt. Eine außergewöhnliche Auszeichnung für einen außergewöhnlichen Menschen. Pablo ist bislang der einzige Europäer mit dem Downsyndrom, der an einer ganz normalen Universität studiert. Pablo hat sich für Psychopädagogik entschieden, weil er an einer Schule arbeiten möchte, an der schwer erziehbare Kinder unterrichtet werden.
Weltkongress eröffnet
Die Tatsache, daß Pablo trotz Downsyndroms einen ganz normalen Bildungsweg eingeschlagen hat, macht ihn zu einem begehrten Gastredner bei nationalen und internationalen Kongressen, wo er seit seinem 17. Lebensjahr über seine Erfahrungen in der Gesellschaft spricht.
Gerne erinnert sich Pablo an seine unzähligen Reisen nach Italien oder seine Teilnahme an den Kongressen und Tagungen in Costa Rica sowie Mexiko. Unvergessen bleibt für den Malagueño, der sich dessen bewußt ist, daß ihn ein zusätzliches Chromosom von anderen Menschen unterscheidet, aber auch der Vl. Weltkongreß über das Downsyndrom, der 1997 in Madrid stattfand. Pablos Mutter Maruja: „Unser Sohn eröffnete den Kongreß zusammen mit dem Generalsekretär des Partido Popular, Javier Arenas, der damals noch Sozialminister war.
Für die Familie sei es einer der ergreifendsten Momente gewesen. “Pablo nutzte das Zusammentreffen mit Arenas, um von der Regierung mehr Sensibilität bei lntegrationsfragen von Menschen mit dem Downsyndrom zu fordern.“ Er sei dabei absolut unerschrocken vorgegangen. Unerschrocken war Pablo schon immer. In seiner aufgeschlossenen, fröhlichen Art erzählt der frischgebackene Ehrenbürger; “Als ich neun Jahre alt war, fragte mich mein Lehrer, ob ich wüßte, daß ich das Downsyndrom habe und was das bedeutet. Ich hatte bis dahin geglaubt, ganz normal zu sein und hörte zum ersten Mal von dem Syndrom. “Dem Lehrer gegenüber ließ er sich das jedoch nicht anmerken. “Ich habe mir dann von meinen Eltern genau erklären lassen, was das ist.“ Und seine Mutter ergänzt lachend: “Er fragte mich damals: ,Mami, bin ich blöd’ Alles was ihn interessierte war, ob er weiterhin zur Schule gehen durfte.” Er durfte, natürlich.
Denn Pablo ist eindeutig hochbegabt. Und das, obwohl immer noch in manchen Lexika zu lesen ist, Downsyndrom stehe für mongolid und das wiederum für schwachsinnig. Pablo wechselte später von der Mittelstufe auf das Gymnasium – obwohl man ihn dort zu- nächst nicht aufnehmen wollte. Pablos Mutter: „Seine guten Noten waren der Schulleitung offenbar suspekt. Fairerweise ließ man aber das Lehrergremium abstimmen, und es stimmte mehr als die Hälfte der Lehrer für seine Aufnahme.
Übrigens: Wenn Sie solche Informationen interessieren, dann fordern Sie unbedingt meinen kostenlosen Praxis-Newsletter “Unabhängig. Natürlich. Klare Kante.” dazu an:
Manche lernen es nie
“Wir haben immer an Pablo geglaubt und ihn von klein auf wie ein ganz normales Kind behandelt”, sagt Maruja. “Schon mit vier Jahren brachte ihm mein Mann lesen bei. Als er eingeschult wurde, konnte er schon einfache Texte lesen.” Pablo bringt es auf den Punkt. “Bei uns Menschen mit dem Downsyndrom ist es wie bei anderen Menschen. Die einen lernen schneller, die anderen langsamer. Und manche lernen es nie.” Er sei davon überzeugt, daß es meist an den Eltern liege, wenn sich ein Kind mit dem Downsyndrom nicht so entwickle, daß es auf eine normale Schule gehen kann. “Manche Eltern übertreiben ihre Fürsorge. Sie beschützen ihr Kind zu sehr, erziehen es zur Unmündigkeit.”
Von übertriebener Fürsorge kann Pablo ein Liedchen singen. “Ich bin oft alleine unterwegs und werde ständig von fremden Leuten angesprochen. Sie meinen es zwar gut mit mir, aber oft bin ich sprachlos.” Er sei ja nicht auf den Mund gefallen, sagt er. Aber, wenn ich die Straße überqueren will, warte, daß die Fußgängerampel Grün schaltet und mich plötzlich jemand am Arm packt und entsetzt ruft ,Kind, paß doch auf, wenn du über die Straße gehst!’ – dann fehlen mir die Worte.”
Bei der Preisverleihung in Calpe fehlen ihm nicht die Worte. Pablo legt eine tadellose Dankesrede hin, die mit den Worten endet: “Ich hör’ jetzt besser auf, denn ich weiß, daß Sie Hunger haben.” Die Antwort des Publikums: Laute Bravo-Rufe und ein nicht enden wollender Applaus. Standing ovations für einer normalen Studenten.
Jetzt kommt Pablo Pineda auch zu uns ins Kino, im Film “Me too – Wer will schon normal sein?”
Hier spielt Pablo Pineda im Wesentlichen sich selbst.
Pablo heißt im Film Daniel. Daniel ist ein 34 jähriger Europäer, dem es als erstem Menschen mit Down Syndrom gelang, ein Studium zu absolvieren. Nach seinem Studium arbeitet er als Sozialarbeiter in Sevilla und lernt dort seine Kollegin Laura kennen. Bereits nach einigen Tagen entwickelt sich zwischen den beiden eine Freundschaft, die auch von den restlichen Kollegen und der Familie Daniels nicht unbeachtet bleiben.
Interessant wird diese Beziehung, als Daniel sich in Laura verliebt. Da beide sich an keinerlei Regeln halten wollen, entdecken beide Freundschaft und Liebe in eine Art, wie sie es bisher nicht gekannt haben.
Hier der Link zum Trailer:
Beitragsbild: Pablo Pineda mittels KI generiert.