Bevor ich zur Therapie und den Möglichkeiten aus dem Bereich der Naturheilkunde (inklusive Ernährung, Heilpflanzen und Homöopathie)komme, vorweg noch einige Worte zur Geschichte. Denn das Thema ist mehr als spannend – wie Sie gleich sehen werden!
Geschichte
Helicobacter Pylori ist ein Bakterium, das im Magen leben und auch die Salzsäure des Magens überleben kann. Die australischen Ärzte Marshall und Warren entdeckten das Bakterium 1983.
Als sie die Entdeckung veröffentlichten, wurden sie nicht ernst genommen, weil es ja angeblich bewiesen sei, dass kein Bakterium die Magensäure überleben könne. Die Studien wurden ignoriert und die beiden Ärzte sogar zeitweise von der australischen Ärztekammer ausgeschlossen, weil diese „Unfug“ verbreiteten.
Erst Ende der 80er Jahre wurden die beiden Ärzte ernst genommen. Ihre Entdeckung begann sich durchzusetzen. Im Jahre 2005 erhielten Warren und Marshall den Medizin-Nobelpreis. So viel übrigens zur Unvoreingenommenheit in der Medizin. Aber dieses Problem wird Ihnen als Patient öfters begegnen.
Ende der 90er Jahre wurde die Existenz von Helicobacter langsam auch in den Arztpraxen bekannt. Plötzlich wurden in manchen Praxen die Patienten daraufhin untersucht. Andere Ärzte hatten von dem Bakterium noch nichts gehört. Seitdem wird versucht, das Bakterium zu vernichten – weil es ja “da nicht hingehört”.
Was ist der Helicobacter genau?
Helicobacter pylori ist ein stäbchenförmiges Bakterium, welches den Magen (speziell die Schleimhaut) befällt und dort eine Reihe unterschiedlicher Erkrankungen hervorrufen kann – vor allem Gastritiden (Magenschleimhautentzündungen) und Magengeschwüre.
Diese Beschwerden können akut auftreten und sich auch chronisch ausbilden, wodurch die Gefahr einer Entartung (Krebs) begünstigt wird.Das Bakterium zählt zu den häufigsten Erregern chronischer Infektionen und hat schon über 380 Subformen ausgebildet.
Mittlerweile ist auch bekannt, dass nahezu 50 Prozent der Weltbevölkerung einen Helicobacter pylori in sich tragen, wobei nicht immer eine Erkrankung entstehen muss. Besonders Entwicklungs- und Dritte-Welt-Länder sind von einem Befall betroffen (hier bereits auch junge Menschen).
In Deutschland liegt die “Infektionsrate” bei ca. 33 Millionen Menschen, dabei steigt das Risiko mit zunehmendem Alter.
Angesichts dieser Zahlen halte ich es für fraglich, den Helicobacter pylori überhaupt als „Ursache“ für Magenerkrankungen zu sehen. Auch der Hinweis auf die Gefahr einer Entartung (Magenkrebs) ist in diesem Zusammenhang schwierig.
Die Frage ist, ob man den Patienten nicht unnötig in Angst versetzt?
Eine weitere Frage: Wie konnten 50 % der Weltbevölkerung bisher überhaupt überleben?
Auf die Frage, warum Heliobacter pylori bei einigen Betroffenen so massive Probleme auslöst, andere hingegen vollkommen beschwerdefrei lässt, kann die Schulmedizin bisher (immer noch) keine wirklich plausible Antwort geben.
Dafür gibt es Hinweise, dass ein Befall mit dem Bakterium in bestimmten Fällen sogar hilfreich sein kann. Zumindest im Tierversuch wurde festgestellt, dass Helicobacter pylori vor Asthma schützen kann.
Lesen Sie auch meinen Artikel zu: Heliobacter – Atemtest
Ansteckung und Übertragung
Der Übertragungsweg von Helicobacter pylori ist noch nicht abschließend erforscht. Man vermutet vor allem eine fäkal-orale Infektion.
Hierbei spielen verunreinigtes Trinkwasser und Schmierinfektionen (hygienische Missstände) eine wesentliche Rolle. Daneben wird auch eine Übertragung durch die Schmeißfliege (der Geruch von Kot oder Aas lockt diese Fliegen an) diskutiert.
Gelangt das Bakterium über den Mund in den menschlichen Organismus, wandert es bis zum Magen und nistet sich dort in der Schleimhaut ein, wo es vor der Magensäure geschützt ist. Die Fortbewegung erfolgt über Geißeln (fadenförmige Anhängsel), die Helicobacter pylori besitzt.
Durch das Anhaften in der Magenschleimhaut entwickeln sich angeblich die Entzündungen. Zusätzlich bildet das Bakterium das Enzym Urease, welches Harnstoff in Ammoniak und Kohlendioxid spaltet.
Zum einen macht dies den pH-Wert in der Umgebung für Helicobacter erträglicher (durch pH-Wert-Erhöhung in den basischen Bereich), zum anderen kurbelt dies die Produktion der Magensäure durch vermehrte Gastrinaktivität an.
Mögliche Folgen
Besonders die vermehrte Ausschüttung der Magensäure wird für verschiedene Störungen im Organismus verantwortlich gemacht.
Fast 90 Prozent aller Magenschleimhautentzündungen und 80 Prozent aller Magengeschwüre werden (wie bereits erwähnt) auf einen Infekt mit Helicobacter pylori zurückgeführt werden.
Auch an der Entstehung eines Zwölffingerdarm-Geschwürs ist das Bakterium wesentlich beteiligt. Der chronische Befall soll die Entstehung eines Magenkarzinoms oder des MALT-Lymphoms (Schleimhaut-assoziiertes Non-Hodgkin-Lymphom) begünstigen.
Die Helicobacter-Infektion bleibt oft (trotz fortschreitender Schädigung) symptomlos, kann daneben aber auch eine Reihe typischer Beschwerden verursachen.
Hierzu zählen vor allem:
- Sodbrennen,
- allgemeine Magenprobleme,
- Übelkeit,
- Erbrechen,
- Blähungen und
- Durchfall.
Schmerzen sind vermehrt bei Kindern zu beobachten, bei Erwachsenen sind sie eher selten und deuten zum Teil eventuell auch auf entartetes Gewebe hin.
Diagnose
Der Atemtest dient dem Harnstoffnachweis durch Messung von Kohlenstoff nach Gabe eines harnstoffhaltigen Präparats. Durch eine Magenspiegelung kann die Schleimhaut begutachtet werden.
Hierbei werden auch Gewebeproben entnommen und untersucht. Im Blutbild findet der Antikörpernachweis statt, in Stuhlproben der Nachweis des Bakteriums.
Schulmedizinische Therapie
Die Behandlung und “Entfernung” des Bakteriums wird “schulmedizinisch” vornehmlich medikamentös gestaltet. Dabei erfolgt über sieben Tage die Gabe verschiedener (hauptsächlich oraler) Präparate (= Eradikations-Therapie), meist als Triple-Kombination mit einem Protonenpumpenhemmer und zwei verschiedenen Antibiotika.
Der Protonenpumpenhemmer soll dabei als “Magenschutz” dienen, indem er die Sekretion der Magensäure aus den Belegzellen der Schleimhaut unterdrückt. Hierzu zählen die Wirkstoffe Omeprazol (z.B. in Antra) oder Pantoprazol (z.B. Pantozol).
Wirksame Antibiotika sind unter anderem Metronidazol (Wirkstoffgruppe der Nitroimidazole), Amoxicillin (Wirkstoffgruppe der Penicilline) oder Tetracyclin (Wirkstoffgruppe der Tetracycline). Stand dieser Erkenntnis: 2015
In über 95 Prozent der schulmedizinischen Behandlungen zeigt sich eine positive Wirkung. Dies bedeutet: der Helicobacter konnte vollständig beseitigt werden.
In seltenen Fällen (bei Unwirksamkeit der Triple-Variante) wird auch eine Vierfach-Kombination mit Bismut genutzt, vor allem wenn von einer Resistenz der Keime ausgegangen werden muss. Resistente Bakterien werden auch in diesem Bereich zu einem immer größeren Problem.
Seit Jahren wird außerdem an einem „Impfstoff“ gegen Helicobacter pylori gearbeitet, bisher aber ohne nennenswerten Erfolg.
Neuerdings ist ein Serum in Arbeit, das allerdings nicht das Bakterium selbst attackieren, sondern das Protein Gamma-GT abfangen soll.
Das als Marker für Lebererkrankungen bekannte Enzym entsteht auch im Stoffwechsel des Bakteriums und blockiert Teile des Immunsystems. Wird diese Hemmung aufgehoben, hat die Körper bessere Chancen, Helicobacter pylori zu eliminieren.
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Wenn Sie meine obigen Ausführungen verfolgt haben, so sollte eigentlich eins klar sein: Es leben Millionen Menschen mit diesem Bakterium, die keinerlei Symptome zeigen.
Die Frage, ob der Keim beseitigt werden sollte, ist also zurecht zu stellen. Bevor ich eine Eradikations-Therapie nach klassischem “Schulschema” (siehe oben) über mich ergehen lassen würde, würde ich es erst einmal mit einer Alternativen versuchen.
Hierzu stelle ich Ihnen verschiedene Verfahren vor:
Ernährung
Achten Sie auf basische Ernährung. Die irrige Meinung, Milch helfe bei Magengeschwüren und Sodbrennen, kann ich NICHT stützen. Auf lange Sicht verstärkt sich das Leiden.
Milch hilft nur ganz kurzfristig, um dann mit einer erneuten Säureausschüttung das Leiden zu verstärken. Ich empfehle meinen Patienten dringend keine Milch (lesen Sie hierzu meinen Beitrag: MILCH!), keine Fruchtsäfte und keinen Kaffee mehr zu trinken – jedenfalls so lange wie das Problem (bzw. die Beschwerden) bestehen. Versuchen Sie stattdessen, auf gute Heilwässer und Heiltees umzustellen. Diese Maßnahmen alleine können bereits eine sehr gute Besserung bewirken.
Sehr wichtig ist es meiner Meinung nach, vor dem Schlafen gehen wenigstens vier Stunden lang nichts mehr zu essen oder zu trinken. Bei leerem Magen wirkt die Magensäure in der Nacht sehr stark, sodass es absolut vorstellbar ist, dass „schlechte“ Bakterien wie Helicobacter dadurch stark eingedämmt werden. Zusätzlich empfehle ich sich auf möglichst 3-4 Mahlzeiten täglich zu beschränken und nichts zwischendurch zu „naschen“ oder zu essen.
Studien zufolge schützen Brokkolisprossen den Verdauungstrakt vor Entzündungen und Geschwüren. Die Sprossen senken im Magen die Belastung mit dem Bakterium Helicobacter pylori. Das Sulforaphan im Brokkoli soll einen „antibiotischen“ Effekt haben.
Heilpflanzen
Grapefruitkernextrakt, grüner Tee, Gerstengrassaft, Flohsamen: Alles gute Mittel, aber aus meiner Sicht nicht als alleinige Therapie geeignet um Helicobacter los zu werden. Eine etwas dünne, aber durchaus überzeugende Studienlage hat das Schwarzkümmelöl. Ich empfehle auch Manukahonig, der das natürliche Antibiotikum Methylglyoxal enthält.
Homöopathie
Für eine klassische homöopathische Behandlumg können sehr viele Mittel in Frage kommen. Ein guter Versuch wäre eine Therapie mit homöopathischen Komplexmitteln wie zum Beispiel: Nux vomica Homaccord, Lymphomyosot und Gastricumeel (alle Mittel von der Firma Heel), über wenigstens 4 Wochen.
Sanum Therapie
Die Sanum Therapie halte ich für eine gute Alternative (zusätzlich zur Ernährungsumstellung): Fortakehl D5 Tabletten 2 mal 1 tägl. über 5 Tage, danach Montag bis Freitag: Mucokehl D5 Tabletten morgens einmal eine und Nigersan D5 Tabletten abends einmal eine. Am Wochenende nimmt man Fortakehl D5 Tabletten: zweimal eine. Zusätzlich: Sanukehl Prot D6 täglich abens 5-8 Tropfen.
Säure-Basen-Haushalt
Der Säure-Basen-Haushalt und das Thema Übersäuerung können bei vielen akuten und chronischen Beschwerden eine Rolle spielen. Auch wenn die Säure-Theorie bzgl. der Magenerkrankungen heute weitgehend als “überholt” gilt, rate ich dennoch dazu sich mit dieser Thematik auseinanderzusetzen, denn es geht nicht nur um den Magen.
Schüssler-Salze
Gegen eine mögliche Magenschleimhautentzündung hilft Ferrum phos. Nr. 3, Kalium chloratum Nr. 4 und Natrium chloratum Nr. 8. Einer Magenübersäuerung könnte man mit Natrium phosphoricum Nr. 9 begegnen.
Beitragsbild: 123rf.com – Tonpor-Kasa
Dieser Beitrag wurde letztmalig am 13.10.2023 aktualisiert.