Heilverfahren

Das Lymphsystem: Wie es funktioniert und wie man es mit der Manuellen Lymphdrainage unterstützen kann

Viele Menschen kennen die Funktionen des Blutkreislaufs und des Nervensystems. Doch die meisten Leute wissen nur vage über das Lymphsystem Bescheid, und welche Möglichkeiten es gibt, Stauungen zu beseitigen. Die Manuelle Lymphdrainage ist eine Behandlung, die auch jeder zu Hause durchführen kann.

Das Lymphsystem ist ein unbemerkt und meistens unbeachtet arbeitendes Organsystem, auf das wir erst aufmerksam werden, wenn es nicht mehr reibungslos funktioniert.

Ich will versuchen, Ihnen auf einfache Weise das Prinzip des Lymphsystems näher zu bringen.

Bildquelle: Fotolia – lom123.

Das Geflecht der Lymphgefäße ist ein Transportsystem in unserem Körper, das dem Blutkreislauf angeschlossen ist. Die mikroskopisch kleinen Lymphgefäße werden, wie die feinsten Blutgefäße auch, als „Kapillaren“ bezeichnet. Diese haarfeinen Röhrchen ranken sich um den Dünndarm und durchziehen fast alle Gewebe.

Der Transportweg der Lymphflüssigkeit

Die feinen Lymphkapillaren sammeln die Flüssigkeit in den Körpergeweben. Der Bereich zwischen den Zellen wird „Interzellular-Raum“ oder „Interstitium“ genannt, in dem sich die interstitielle Flüssigkeit befindet. Dort hinein sickern Bestandteile aus den Zellen ebenso, wie Nährstoffe und Sauerstoff aus den Blutkapillaren. Alle Stoffe, die in der interstitiellen Lösung überflüssig und schädlich sind oder in zu hohen Konzentrationen vorliegen, nehmen die Lymphkapillaren auf.

Dazu zählen Neben-, beziehungsweise Abfall-Produkte des Stoffwechsels, Zelltrümmer, abgestorbene Zellen, Plasmaproteine, besiegte Bakterien und Viren, Fette, Fremdstoffe, überschüssige Mineralien und natürlich Wasser. Darüber hinaus verteilt das Lymphsystem auch Hormone im Organismus.

Die dem Dünndarm anliegenden Lymphgefäße stellen die größte Masse des Lymphsystems dar. Diese Lymphgefäße nehmen die sogenannten „Chylomikronen“ aus dem Verdauungstrakt auf. Die Mikropartikel bestehen aus Fetten, Phospholipiden und Cholesterin. Obwohl die Teilchen mikroskpischen Ausmaßes ja sehr klein sind, sind sie dennoch zu groß, als dass sie die Venolen (venöse Kapillaren) resorbieren könnten. Auch fettlösliche Vitamine gelangen in die Lymphflüssigkeit, um ins Blut abgegeben zu werden.

Dies alles bildet zusammen die sogenannte “lymphpflichtige Last”. Von all dem Blut, das unser Herz im Laufe eines Tages, bei ruhendem Organismus immerhin gut 5 Liter pro Minute, durch den Körper pumpt, kommen nur etwa 80 % über aus den Blutkapillaren zum Herzen zurück, der Rest nimmt eine „Abkürzung“ über das das lymphatische System.

In Fließrichtung nimmt die Stärke und der Durchmesser der Lymphgefäße zu. Zunächst durchlaufen die Leitungsbahnen dann die Lymphknoten (früher: „Lymphdrüsen“), von denen wir rund 600 besitzen. Dort vollziehen sich komplexe Reinigungs- und Abbauprozesse, die Zelltrümmer und Krankheitserreger in ungefährliche Verbindungen zerlegen. Auch Krebszellen erkennt das Immunsystem an dieser Stelle und kann sie aussondern und vernichten.

Demzufolge sind die Lymphknoten ein lebenswichtiger Teil des Immunsystems. Denn darin reifen die weißen Blutkörperchen (Lymphozyten) heran, die im Knochenmark entstanden sind. Die Abwehrzellen kommen entweder direkt aus dem Knochenmark (B-Lymphozyten) oder haben vorher noch die Thymusdrüse durchlaufen (T-Lymphozyten).

Die Lymphflüssigkeit wird dann zu einem zentralen Sammelpunkt geleitet. Dieser Zwischenspeicher im Bauchraum hinter dem Magen (auf Höhe des 12. Brustwirbels) heißt „Cisterna chyli“ von dem das größte Lymphgefäß abgeht: Der Ductus thoracicus, der schließlich in den Venenwinkel mündet, in dem zwei große Venen zusammenlaufen (Drosselvene und Schlüsselbeinvene). Somit ist die Lymphe im Blut angekommen.

Der Durchfluss an gereinigter Lymphe beträgt etwa zwei Liter pro Tag.

Abb: Oberflächliche Lymphsammelknoten und Richtung des Lymphflusses.

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Der Transportweg der Lymphflüssigkeit ist kein Kreislauf wie der des Blutes, sondern eine „Einbahnstraße“. Auch fehlt eine spezielle „Zentralpumpe“, wie sie das Herz darstellt. Stattdessen treiben feine Muskeln der größeren Lymphgefäße den Flüssigkeitsstrom an. Wichtiger für den Durchstrom aber sind die Muskelkontraktionen all unserer Bewegungen wie Arbeiten, Gehen, Sport und Atmung.

Infolge von Krankheiten und Überlastungen des Herzens kann der Lymphstrom ins Stocken geraten. Bemerkbar macht sich das mit Flüssigkeitsansammlungen (Ödemen), besonders in den Beinen. Diese Anschwellungen sind oft mit Schmerzen sowie einem „schlechten Körpergefühl“ verbunden. Schließlich steigt die Infektanfälligkeit und chronische Entzündungen greifen um sich. Auch eine „unerklärliche“ Gewichtszunahme kann durch einen stagnierenden Lymphfluss entstehen. Eine abnehmende geistige Wachheit ist ebenfalls ein Indiz für die Lymphstauung.

Dieser Stau beschränkt sich nicht nur auf den Strom der Lymphe. Der behinderte Abfluss bewirkt auch eine Stagnation in anderen Organen, weil beispielsweise dem Blut zu wenig Flüssigkeit zugeführt wird. Darunter leidet der Kreislauf und somit der ganze Organismus. Die Manuelle Lymphdrainage (MLD) ist eine sanfte Massagetechnik, mit der die Lymphflüssigkeit „weitergeschoben“ werden kann.

Wie wird die Manuelle Lymphdrainage durchgeführt?

Zielpunkte der MLD sind vor allem die 6 Stellen, an denen sich die großen Lymphknoten konzentrieren:

  • Hals
  • Kiefergelenk
  • Achselhöhlen
  • Bauch
  • Leistengegend
  • Kniegelenk

Finger und Hände streichen mit leichtem Druck und langsam rhythmisch über die Haut. Die ausgeübte Kraft darf deswegen nur sanft sein, weil die Lymphgefäße direkt unter der Haut verlaufen. Die gerichtet kreisenden Streichbewegungen gehen stets von den Randbezirken des Körpers hin zur Körpermitte, also zur Cisterna chyli und dem Ductus thoracicus.

Dahin soll die Lymphe fließen, um in den Blutkreislauf zu gelangen. Je nach dem, welche Stellen angeschwollen sind, erfolgt die Massage mit einer Streichrichtung hin zu den größeren Lymphknoten in den Achselhöhlen, am Hals und der Leistengegend. Auch dabei gilt: Immer zum Körperstamm hin streichen. Das heißt: Stetig von Bereichen niedrigen Lymphdrucks hin zu den Volumina mit höherem Druck.

Vor der Behandlung muss der Patient ausreichend Wasser trinken, um optimal hydriert zu sein. Dann wird eine entspannte Position eingenommen und tief „in den Bauch“ eingeatmet, so wie dies auch während der Behandlung sinnvoll ist. Das tiefe Luftholen unterstützt den Lymphfluss, weil die Zwerchfellbewegungen den Flüssigkeitsstrom fördern. Sodann startet die Stimulation der Lymphkonten.

Die MLD der Lymphknoten

Die MLD der Lymphknoten beginnt am Kopf. Zunächst werden mit den Fingern 5 bis 10 kreisende Streichbewegungen von der Stirnmitte hin zu den Schläfen ausgeführt. Vorsichtig werden auf diese Weise auch die Stellen unter dem Kieferwinkel behandelt. Weiter geht es an den Gesichtsseiten mit Streichungen durch die flachen Hände zum Hals hin. Dann folgt die Stimulation der Halsseiten in Richtung Schlüsselbein.

Dann ist die Massage der Achsellymphknoten an der Reihe. Dieser Schritt beginnt am Handgelenk über die Unter- bis zu den Oberarmen. Dann folgen 5 bis 10 Streichungen mit der flachen Hand über die Achselhöhlen auf die Schulter zu.

An den Beinen beginne man wieder peripher, also am Fuß. Dann folgen 5 bis 15 Streichungen der Waden in Richtung Knie. Die Lymphknoten des Knies behandelt man mit 5 bis 10 Streichungen der Kniekehle. Das geschieht „nach oben“, also auf den Körperstamm zu.

Anschließend werden die Lymphknoten der Leistengegend mit 5 bis 10 kreisenden Streichbewegungen über die Oberschenkel aktiviert, und zwar dort, wo diese Beinabschnitte in die Leiste übergehen.

Die MLD des Bauches und Beckenbereichs

Zunächst zielt die MLD am Körperstamm auf die Entleerung der Cisterna chyli ab. Dazu wird die flache Hand zwischen Brustbein und Bauchnabel gelegt und der Bereich 10 bis 15 Mal vorsichtig kreisend stimuliert. An dieser Region wird auch die MLD der Lymphknoten im Oberbauch durchgeführt. Die Streichungen gehen in die Richtung auf das Zwerchfell zu.

Die Mesenterial-Lymphknoten versorgen die Bauchorgane. Die zentralen Knoten liegen um den Dünndarm herum und sind mit der MLD über eine Behandlung der Bauchnabelregion erreichbar. Mit den flachen Händen wird der Bereich des Bauchnabels in Richtung auf die Flanken massiert.

Zwischen Bauchnabel und der Oberseite des Beckens liegt die Zielregion für die unteren Mesenterial-Lymphknoten. Hier werden die Hände positioniert und in die Richtung auf die Bauchmitte hin massiert.

Zur MLD der Beckenlymphknoten des Unterbauches legt man die flache Hand zwischen Beckenoberschale und Leiste. Die kreisenden Massagebewegungen erfolgen zur Bauchmitte, aufwärts auf den Bauchnabel zu.

Was muss sonst noch beachtet werden?

Die MLD sollte zwei- bis dreimal wöchentlich erfolgen, wobei eine Behandlung zwischen 10 Minuten und einer halben Stunde dauert. Zu unterlassen ist die MLD bei diesen Erkrankungen: Zellulitis, Thrombosen (auch in der Vorgeschichte), insbesondere der tiefen Venen und Herzerkrankungen wie Herzinsuffizienz. Bei einer akuten Entzündung, die durch toxische Substanzen, Bakterien oder Viren verursacht wurde, darf die MLD ebenfalls nicht angewendet werden. Es bestünde die Gefahr, dass diese Toxine sozusagen durch die Lymphknoten durchgeschoben würden, bevor sie durch das Immunsystem unschädlich gemacht werden konnten.

Es muss also immer zuerst die Ursache einer Entzündung abgeklärt werden. Ist die Ursache eine Reizung, z.B. TennisarmSehnenscheidenentzündung oder eine chronische Entzündung, bei der die meisten verursachenden Stoffe abgebaut sind, dann ist die MLD die Therapie der Wahl. 

Was bewirkt die Manuelle Lymphdrainage?

Die MLD ist die behutsamste Massage überhaupt, man kann sie eher als “einen Reiz setzen” bezeichnen, denn als Massage. Durch sanftes Verschieben der Haut werden die initialen Lymphgefäße angeregt, vermehrt lymphpflichtige Last (Wasser etc.) aufzunehmen.

Durch das Verschieben der Haut in Abflussrichtung wird der Lymphfluss angeregt, vergleichbar dem Anregen der Blutzirkulation bei einer klassischen Massage. Doch auch die MLD führt zu verbessertem venösen und arteriellen Fluss und aktiviert so den Kreislauf. Weil mehr Lymphflüssigkeit abtransportiert wird, kommt auch der Blutstrom wieder besser in Gang. Im Gewebe gehen Schwellungen nach einer Verstauchung, einer Prellung oder einer Operation schneller zurück.

Viele Chirurgen verordnen aus diesem Grund MLD kurz nach der Operation. Durch den Abfluss der lymphpflichtigen Last sinkt der Gewebedruck, was auch schmerzlindernd wirkt, und das Gebiet kann wieder besser durchblutet werden.

Durchblutetes Gewebe erhält mehr Nähr- und Aufbaustoffe und heilt deshalb schneller ab. Durch die MLD können aber auch neue Abflusswege (Lymphbahnen) geschaffen werden, z.B. nach einer Brustamputation, bei der üblicherweise auch die Lymphknoten der betreffenden Achselhöhle entfernt werden.

Die entschwellende Wirkung der MLD wirkt generell Ödemen entgegen. Der beschleunigte Strom der Lymphe ins Blut und damit in die Nieren und in die Leber unterstützt die körperliche Entgiftung. Diese Entschlackung kann entzündliche Prozesse im Zaum halten und etlichen Autoimmunkrankheiten vorbeugen helfen. Besonders die Neurone profitieren davon, sodass neurodegenerative Erkrankungen wie Parkinson und Alzheimer unwahrscheinlicher werden.

Die MLD hat neben dem Abtransport von Körperflüssigkeit und Stoffwechselabfällen  noch weitere Wirkungen. Durch die gesteigerte Durchblutung wird das Hautbild verbessert. Auch der Parasympathicus erfährt eine Stimulation, wovon die Verdauung profitiert und beispielsweise Blähungen gelindert werden.

Die Immunfunktion verbessert sich ebenfalls, weil der Durchfluss der Lymphknoten angekurbelt wird. Daneben kann die MLD seelische Verspannungen lösen. Günstig wirkt sich die MLD auch auf die Tiefensensibilität (Propriozeption) aus.

Wo immer Wasser (Ödeme), Blutergüsse (Hämatome) oder Stoffwechselrückstände im Gewebe liegen, ist eine Therapie mittels Manueller Lymphdrainage angezeigt. Weitere Indikationen sind rheumatoide Arthritis, Venenschwäche und Fibromyalgie. Sinnvoll ist die Behandlung auch bei überwiegend sitzender Lebensweise.

Die MLD ist nicht Alles

Unterstützen können Sie die Behandlung durch den Therapeuten oder die Eigenbehandlung zu Hause durch Sport. Schon Gehen hat einen günstigen Einfluss auf den Lymphstrom. Auch Gymnastik oder Yoga sind dazu gut geeignet.

Gute Möglichkeiten, die „Lymphpumpe“ anzutreiben, sind Hüpfen auf dem Fußballen und Springen (eventuell auf dem Trampolin), Tanzen sowie das Armschwingen, das beim Gehen durchgeführt werden kann. Besonders in den oberen Lymphbahnen kommt der Strom in Schwung, wenn man sich mit den Händen an einer Reckstange hängt und einige Zeit verharrt. Wer es schafft, kann die unteren Lymphbahnen kopfüber mit den Kniekehlen hängend entlasten.

Seitwärtsbewegungen sind ebenfalls eine gute Art, die Lymphe im Fluss zu halten. Dazu macht man Drehungen um den Bauch, so, als ob man Twist tanzt. Zur Verbesserung des Lymphstroms zählen auch Saunagänge, auch die Infrarotsauna und Kältebäder.

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Dieser Beitrag wurde letztmalig am 09.10.2024 aktualisiert.

Beitragsbild: 123rf.com – PAPAN-SAENKUTRUEANG

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