Koliken bei Säuglingen sind ein häufig auftretendes Phänomen, vor allem in den ersten Lebenswochen. Der Höhepunkt der Ausprägung liegt zwischen der 3.und 12. Lebenswoche – deswegen nennt man diese auch Drei Monats Kolik.
Besonders abends werden die Kinder unruhig, haben Probleme beim Einschlafen und Durchschlafen. Auch scheinen sie Bauchschmerzen zu haben, anhaltendes heftiges Schreien und eine gekrümmte Haltung mit angezogenen Beinen sind dabei charakteristisch.
Typischerweise sind diese Kinder kaum zu trösten und halten ihre Eltern oft nächtelang in Atem. Koliken bei Säuglingen sind daher für die Eltern ebenso belastend wie für die Babys… Wobei man fast sagen kann, es ist belastender für die Eltern – denn die Babys können sich später nicht mehr daran erinnern.
Mögliche Ursachen für 3 Monats Koliken
Es wird vermutet, dass der noch unreife Darm der Säuglinge mit der Verdauungsarbeit überfordert ist und es daher zu starker Gasansammlung kommt. Die durch Blähungen aufgedehnten Darmschlingen führen schließlich zu kolikartigen Krämpfen.
Durch die Schmerzen und beim Schreien schlucken die Babys noch mehr Luft, was zu einem Teufelskreis führen kann.
Bei stillenden Müttern scheint die Nahrungszusammensetzung – und entsprechend die Inhaltsstoffe der Muttermilch – eine Bedeutung zu haben. Dabei stehen vor allem blähende Speisen (Kohlsorten, Zwiebel u.v.a.) im Zusammenhang mit dem Auftreten kindlicher Koliken. Alternativ wird auch eine bakterielle Darminfektion als Mitauslöser diskutiert.
Vorbeugend wird allgemein empfohlen die stillende Mutter blähende Speisen meiden und sich selber oder dem Kind Fenchel-Anis-Kümmeltee zu trinken geben.
Ein weiterer Tipp: das Kind im so genannten Fliegergriff tragen (das Kind liegt bäuchlings auf dem Unterarm, der Druck auf den Bauch und die Bewegung begünstigen den Windabgang). Warme Kirschkernkissen, kreisförmige Darmmassagen, Kümmelöl und Kümmelzäpfen sollen ebenfalls lindernd wirken.
Die klassische Drei Monats Kolik erleiden ca. 15- 30 Prozent aller Babys. Bei etwa acht Prozent aller Babys bestehen die Symptome sogar über den dritten Lebensmonat hinaus.
Neuere Studien zeigen, dass das anhaltende Schreien und die Untröstbarkeit dieser Babys nicht allein Folge von Verdauungsproblemen ist.
Bei der Entstehung sollen die Eltern-Kind Beziehung genauso eine Rolle spielen, wie die mangelhafte Möglichkeit des Kindes, sein Verhalten und seine Bedürfnisse (wie Essen, Schlafen, Aufmerksamkeit, Geborgenheit) wirkungsvoll zu regulieren. Isolation und Hektik im Sinne einer Reizüberflutung scheinen begünstigend zu sein. Aus diesem Grund ist der Begriff “Dreimonatskoliken” nicht ganz korrekt. Häufiger wird in der Pädiatrie heute von einer sogenannten Anpassungs- und/oder Regulationsstörung gesprochen. Leider muss ich sagen, dass ich aus Erfahrung diese Einschätzung bestätigen kann. Ich sage leider, weil sich alle Eltern ja sowieso schon fragen: “Mache ich was falsch?”
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Diagnose
Diagnostische Voraussetzung ist eine tägliche Schreidauer des Säuglings von mehr als drei Stunden an mehr als drei Tagen pro Woche.
Die Schreiattacken sind in der Regel schwer vorherzusehen und treten scheinbar grundlos auf.
Häufig kommt es zusätzlich zu Schlafstörungen, bei denen kurze Tagschlafphasen (< 30 Minuten) mit stark verlängerter Einschlafzeit und wiederholtes nächtliches Aufwachen mit Schreien auftreten.
Besonders das abendliche Einschlafen ist in der Regel nur mit starken elterlichen Beruhigungsmaßnahmen möglich, die Kinder wirken überreizt und überfordert. Oft ist der kindliche Tag- Nacht-Rhythmus verschoben oder gar nicht vorhanden.
Begleitend treten bei 15- 20 Prozent der Schreikinder Fütterungsstörungen auf, zum Beispiel mit ausgedehnten (Still)-Mahlzeiten über mehrere Stunden, bei denen der Säugling die Wegnahme der Brust bzw. des Fläschchens nicht akzeptiert.
Es ist hilfreich (und wird nicht selten sogar von dem Baby eingefordert), das Kind z.B. in einem Tuch zu tragen oder zu schaukeln. Auch zu empfehlen ist eine Anbindung an eine Schreiambulanz für die meist hilflosen und überforderten Eltern. Das ist besonders wichtig, wenn es keine ausreichenden Möglichkeiten zur Unterstützung im sozialen Umfeld (Verwandte / Freunde) gibt.
Andere organische Ursachen sind selten, z.B. Appendizitis (Blinddarmentzündung) im Säuglingsalter, mechanischer Ileus (Darmverschluss durch z.B. Fremdkörper), Invaginationen (dabei wird ein Darmanteil durch die Vorwärtsbewegungen des Darms in den vorausgehenden Anteil geschoben) oder ein Volvulus (Drehung von Darmschlingen mit Abklemmen der Blutversorgung oder der Darmpassage). Organische Ursachen sollten vor der Diagnosestellung “Dreimonatskolik” aber ausgeschlossen werden.
Weitere mögliche Ursache
Ein neugeborenes Baby kommt mit einem sterilen, unbesiedelten Darm zur Welt. Sobald es Kontakt zur Umwelt aufnimmt, beginnen auch verschiedene Bakterien damit, den Darm des Babys zu besiedeln.
Das ist auch gut so, damit sich das Immunsystem damit befassen kann und sich dabei entwickelt. Beobachtungen legen nahe, dass es evtl. zu einer Fehlbesiedlung gekommen ist, die für die Koliken verantwortlich sein könnten.
Der Darm verkrampft sich in der Folge. Das soll aber übrigens nicht heißen, dass Sie mit stillen aufhören sollen, es gibt nichts besseres, auch wenn die Werbung etwas anderes suggeriert!
Naturheilkunde, Alternativmedizin & Hausmittel
Im folgenden finden Sie naturheilkundliche und Alternative Therapieverfahren, die bei einer Säuglings-Darmkolik in Frage kommen.
Aromatherapie
Orale Einnahmen von Aroma-Essenzen sollten von erfahrenen Therapeuten begleitet werden.
Auf 30 ml Öl nehmen Sie 5 Tropfen Anis, 3 Tropfen Bergamotte, 5 Tropfen Kümmel, 5 Tropfen Sandelholz. Davon reiben Sie 5 Tropfen auf dem Solarplexus im Uhrzeigersinn (auf dem Baby) sachte ein.
Bachblüten
Bei Attacken können Sie dem Baby auch einen Notfall-Tropfen in den Tee geben.
Medizinische Massagen
Hier sind keine medizinischen, sondern mütterliche Massagen angezeigt.
Heilpflanzen
Fenchel-Tee
Schüssler Salze
Versuchen Sie es mit 1 Tablette Magnesium phosphoricum Nr. 7, die Sie dem Baby in den Mund legen.
Sonstiges
Zum Aufbau und Stabilisierung der Darmflora gibt es ein gutes Mittel der Firma INTERCELL: BactoFlor in Tablettenform für Erwachsene und in Pulverform für Kinder von 0-12 Jahren.
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